Episode Transcript
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Willkommen bei Denken hilft. Neues Jahr, erste Folge im neuen Jahr und diesmal.
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Wird es politisch, unter anderem denke ich.
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Ich habe heute bei mir als Gast Matthias Richel und wir wollen reden,
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jetzt haben wir das gar nicht so richtig geframed, aber im Endeffekt so ein
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bisschen der Trigger Matthias anzuhauen war die ganze Bewegung,
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die jetzt gerade auf die Straße schwappt. Nennen wir es jetzt mal Demokratiebewegung gegen rechts,
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all das, was auch in mir arbeitete und getriggert hat mich da ein,
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Threat, ich wollte gerade einen Tweet sagen, aber ich habe es auf Threat gelesen,
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was Matthias rausgehauen hat und das hat bei mir Nicken,
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verursacht und ich habe Matthias auf jeden Fall als jemand kennengelernt,
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der sich gut auskennt, da können wir ja gleich zu kommen, aber Matthias,
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jetzt erzähle ich irgendwie viel viel über dich. Stell dich doch mal selber vor.
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Ja, Matthias. Bin erst mal 42, das ist jetzt mal die reinen Daten.
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Aber ich bin tatsächlich sehr politisch unterwegs seit ich, ich würde sagen,
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seit ich so, kann ich gar nicht sagen, 13, 14 war, habe ich mich politisch engagiert.
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So in Frankfurt-Oder, zum Baseball, mitten in den Baseballschlägerlagen in den
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90ern. damals auch deutlich links organisiert.
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Habe auch zeitweilig in so WGs gewohnt, die so Ausweichprojekte waren von besetzten
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Häusern und so. Also war schon gut verortet.
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Da muss man gleich noch ein bisschen mehr darüber erzählen.
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Bin dann aber sozusagen aus vielen Augen dieser Bewohner dann zu den Rechten
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gewechselt, bin 1998 in den SPD angezeigt. Also wenn man so aus einem linksradikalen Spektrum unterwegs ist.
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Natürlich komisch war, aber ich war schon sehr, sehr lange Sozialdemokrat,
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hatte auch ganz lange mit mir gearbeitet, also ich bin 98 eingetreten tatsächlich mit Schröders,
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Wahlsieg, habe aber zwei Jahre überlegt, ob ich das mache und mir war das auch
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wichtig, also ich habe mich da schon gut verortet gesehen und mich verbunden
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hat aber damals mit genau mit dieser Szene, in der ich mich bewegt habe,
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der Kampf gegen Nazis und gegen Rechts und das ist ja,
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das war noch nicht, ist tatsächlich viel weniger politisch aufgeladen, als es heute ist.
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Das war echt Notwehr da vor Ort. Du konntest dich eigentlich nur auf deine eigenen
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Strukturen verlassen in, In Zeiten, in denen ich psychisch und physisch bedroht wurde.
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Erzähl doch mal ein bisschen, also ich meine, du hast es jetzt so rausgehauen,
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so nebenbei die Baseballschlägerjahre, ein Begriff, der ja auch noch gar nicht
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so alt ist, aber ich erinnere mich, also ich meine, ich hatte das jetzt anders.
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Ich bin in West-Berlin geboren und aufgewachsen.
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Da würden mich erstmal so erste Handerfahrungen aus dem tiefen Brandenburg,
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Frankfurt oder, das ist ja nochmal ein ganz anderer Schnack,
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gerade in, welche Jahre reden wir denn so jetzt, wo du mit. Also.
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Das Wort Blitzbewegung hat Timo Beutz, ein Rapper, so ein zugezogen Maskulin,
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hat das sozusagen mal erfunden. Und Christian Bangel hat das zum Anlass genommen, da so einen Roman zu machen,
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Oder Florida. Christian Bangel kommt genau wie ich aus Frankfurt, oder? oder?
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Und wir sind eine Generation und er beschreibt auch Situationen in dem Buch,
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die wir zusammen, wir beide zusammen erlebt haben. Also wir kennen uns.
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Also wenn wir, er beschreibt eine Situation explizit, wo er,
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also wo er und ein Kumpel, der Kumpel bin ich, von Nazis verfolgt,
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durch die Stadt gejagt wurden und so weiter und so fort.
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Und wir haben das als Neonazi-Präsenz und Aggression und Gewalt als absolut
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alltägliche Erfahrung. Erlebt. Also so richtig als alltägliche Erfahrung. Natürlich auch,
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das muss man ein bisschen eingrenzen, weil wir uns eben im alternativen Spektrum bewegt haben, also so Punk,
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Skater, Hip-Hop oder Links halt, Links verortet.
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Und dann ist man natürlich auch Magnet genau dafür und Feindbild dafür,
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so wie die ja für uns auch Feindbild waren in anderen Situationen. Aber es war halt.
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Alltäglich und es war eine alltägliche Gefahr. Und die ebbte auch nicht ab,
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aber wir haben natürlich in Frankfurt-Oder irgendwie so 94, 95 und dann bis
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2000, 2001 hört es so ein bisschen mit meiner Generation dann auf,
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weil wir dann alle weggezogen sind, aktiv gegengearbeitet.
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Also eigene Subkulturen gepflegt, eigene Clubs gemacht, eigene Veranstaltungen
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gemacht, Leute an uns gebunden oder Teil von Gruppen geworden und selbst auch
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organisiert und dann schon ein gewichtiges Gegengewicht auch gebildet.
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Ich habe wirklich das Gefühl, also eine Zeit lang war für mich halt auch Frankfurt
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oder halt auch nur so eine, da sind die Nazis,
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also für Westberliner war es ja immer einfach irgendwie, es gibt Westdeutschland
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und es gibt Ostdeutschland, im Ostdeutschland sind die Nazis,
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also so einfach war unsere Welt auch. Und ich habe über die Jahre immer wieder, wenn ich Leute aus Frankfurt-Oder kennengelernt habe,
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waren das stabile Linke, Hip-Hopper, Punker, also so die Wahrnehmung,
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die ich sonst so habe, ich habe eigentlich, ja, also da muss eine vitale Szene
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gewesen sein, wie kaum woanders, habe ich das Gefühl.
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Es gibt Beispiele in Ostdeutschland, nicht so viele tatsächlich,
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aber Frank-Gut-Oder hat bis heute einen sehr, sehr subkulturellen Kern, der so auf so einen…,
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So ein sehr brandenburgerischen, fast so, ja, was auch heute eine Gefahr ist,
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aber da können wir sicherlich später nochmal zu sprechen, auf so einen libertären
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Gedanken, so wenn es halt keiner macht, machen wir es halt selbst.
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Und von uns gab es diese, es wurden keine Strukturen vorgegeben,
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es gab keine alternativen Räume. Also alle Räume, die eigentlich sozusagen wie Jugendclubs oder Szenentreffs
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und so waren recht besetzt. Also man konnte da nicht rein. Also unter Lebensgefahr konnte man da hin.
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Und deshalb haben wir uns selbst diese Strukturen geschaffen, ja, ob jetzt im Club oder,
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selbst Kinderparlament oder Plattform gegen Rechts oder eben halt,
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Antifa-Strukturen oder sonst so wie, das waren alles Sachen,
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die, gut, Antifa-Strukturen sowieso, aber die halt selbst organisiert da stattgefunden
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haben, von Partys bis politischer Organisation bis Opferberatung, so Sachen und,
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diese Stabilität, das sage ich noch mal, das ist natürlich, das war sehr stark Notwehr, tatsächlich.
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Und dann aber auch eine große Selbstverständlichkeit.
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Also es war auch dann für viele, auch gerade in den nachfolgenden Generationen,
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dann auch ein Ankerpunkt und eine große Organisation. Weil wenn du, das Tolle an Frankfurt war, dass diese, alles was man alternativ begreifen könnte,
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also jenseits von Nazis sowieso, aber auch von Großdisco-Besuchern,
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alles was danach kommt, also von Skater, Hip-Hop, Punk, Grunge,
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Alternative, hatten eigentlich immer nur ganz bestimmte Orte und da waren alle subsumiert.
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Es waren dann aber, wenn man die zusammenbandiert hatte, jeden Samstag in einer
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Kulturfabrik zum Beispiel eine große Organisation, da waren dann so 500 bis 700 Leute.
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Und das ist natürlich eine Menge, die kann man erstmal nicht wegdiskutieren.
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Und daraus entsteht jetzt nicht eine Gegenbewegung, aber es entsteht erstmal
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ein innerer Zusammenhalt und ein inneres Selbstbewusstsein und ein innerer Halt
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und eine Sichtbarkeit, die du garantiert so in anderen ostdeutschen Städten nicht hattest.
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Also es gab jetzt, natürlich gab es eine rechte...
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Eine rechte Hegemonie, auch natürlich in der Generation vieler Eltern oder Omas
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und Opas, die natürlich auch ganz viele Wendeverlierer waren und so weiter und so fort.
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Und die Jungs, die machen doch schon nichts und so, weißt du so.
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Aber es gab halt eben auch ein klares Bewusstsein innerhalb dieser Szene,
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wir sind erstens nicht allein, wir sind viele und haben das dann auch so rausgetan.
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Und damit konnte man auch viel ertragen und viel durchmachen,
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aber ich bin dann auch einen Tag nach meinem Abitur auch ausgebrannt einfach weggezogen.
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Wann war das?
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2001. Ich musste ein Jahr nochmal eine Ehrenrunde drehen. Ich hätte 2000 schon
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ein Abi machen können, aber bin dann 2001 nach Dresden.
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Und Dresden, ist das so viel entspannter gewesen da? Ja.
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Ganz anders. Das ist eine völlig andere Erfahrung. Richtig ein Kulturschock.
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Wir sind immer wochenendmäßig sowieso immer schon gerne nach Dresden gefahren,
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auch mit Christian Wange zum Beispiel. Wochenendticket, Dresden, Neustadt und Party, sehr alternativ alles.
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Super cool. Aber dann bin ich da auch hingezogen. Das blieb immer noch super
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cool, aber du triffst da auch gleichaltrige Menschen, die dann da studiert haben.
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Ich habe mein Zivi gemacht in so einem Kulturzentrum, Partys organisiert.
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Eigentlich das, was ich in Frankfurt gemacht habe, habe ich da als Zivildienst
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gemacht. Das wurde nur für bezahlt. Du triffst aber, vor allem Urdresdener habe ich da getroffen,
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die hatten, das waren Konsumenten, die hatten immer ein unglaubliches Angebot an Veranstaltungen.
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Die hatten immer ein unglaubliches Angebot an Kultur.
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Die hatten, die Neustadt war als Viertel ein alternatives Viertel.
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Und das war der Schutzraum.
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Die mussten sich den Schutzraum nicht selbst erkämpfen, außer mal ab und zu
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gab es Reibereien. Aber das waren schon deutlich geframete Situationen.
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Haben die sozusagen meinen Drang, Dinge selbst zu machen oder ich konnte meinen
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Drang, Dinge selbst zu machen, da null so ausleben, außer halt dann in meiner
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zivilen Stelle so eigene Partys zu schmeißen und so. Aber es war ein ganz anderes Publikum. Da gab es so dieses, da habe ich zum
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ersten Mal FOMO kennengelernt, dieses Fear of Missing Out und dann so gucken,
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wo geht man heute, sind dann so blätternde Zeitungen.
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Und da war so das, was wir uns mühsam erkämpft hatten, so alternative Freiräume,
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wurden da total gut selbstverständlich gelebt, aber die wurden auch nie gechallenged
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oder so. Das war so, gehörte so, es war Lifestyle.
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Und das als Lifestyle war auch befremdlich, weil das, was heißt befremdlich?
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Es war einfach so, es fiel mir halt einfach auf, dass es eine andere Herangehensweise war.
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Du fragst mich dann irgendwie, wie kommt es eigentlich, dass dann halt in so
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einer Stadt wie Dresden irgendwie Pegida so ein Standbein hat,
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weil es eigentlich ja eine, dann doch an sich irgendwie eher linkere,
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weltoffenere Stadt ist.
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Das weiß ich gar nicht, ob so das war von Anfang an. Wenn ich mit linken Strukturen
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da gesprochen habe über Pegida, dann sagt, ja das sind ja nicht die, die aus Dresden.
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Ja, aber wenn die euch als Safe Place erleben und nutzen, dann stimmt ja trotzdem
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was mit der Stadtgesellschaft nicht. Und dann kriegt man erstmal nur mal große Augen gleichzeitig muss man auch sagen,
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dass dieser linke Schutzraum, den ich beschrieben habe in Dresden-Neustadt natürlich
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über die Jahre jetzt und bis heute wahnsinnig durchkommerzialisiert ist und das hat jetzt diesen
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das hat jetzt so einen Event-Charakter aber es gibt, ich weiß gar nicht,
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ob es noch besetzte Häuser gibt oder so, es ist ja wurde auch viel gentrifiziert und so weiter und so fort,
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und dann ist Dresden dann halt eine wie viele sächsische Metropolen,
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oder überhaupt ostdeutsche Metropolen, in denen sich dann wenn diese Probleme dann verorten.
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Ich glaube, es kann auch ein historischer Zufall sein, also vielleicht in Dresden,
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weil du brauchst ja auch Leute, die es da vor Ort machen. Und da hatte man ja
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den Ingo Bachmann zum Beispiel, die es machen.
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Und wo Leute aufrufen, da kommen sie.
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Jetzt hast du gesagt, du bist 98 in die SPD, aus Überzeugung und groß überlegt.
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Was war denn da der Prozess, der dich da dann am Ende bei rauskommen hat lassen? Ich glaube.
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Ohne Quatsch, das hören die in der SPD immer nicht gerne, aber ich sage es wirklich
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voll im Bewusstsein, also in diesem Teil in die SPD einzutreten, war gegen die CDU.
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98, das ist von den ganzen Studenten, die in Frankfurt studiert haben,
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während wir noch Abi gemacht haben und so, haben wir immer, gerade von den westdeutschen
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Studenten immer gehört, ja wegen euch haben wir ja noch Kohl. Weil die waren ja schon zur Wendezeit durch mit denen und die haben ja schon,
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die haben den ja schon erlebt und der war ja auch eigentlich politisch ja tot de facto.
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Aber Ostdeutschland hat die natürlich zwei Legislaturen nochmal mitgetragen.
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Wir haben aber diesen zwei Legislaturen natürlich trotzdem die träge,
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also in meinem Empfinden jetzt mal subjektiv, aber diesen Reformstau und dieses
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Triste und so, boah, dieses lahmende, lähmende Land.
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Gerade in irgendeiner Phase, wo wir ja, wo ich drauf geguckt habe,
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wo wir ja so viel selber machen wollten und dann aber gespürt haben,
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wie lähmend und wie gerade auch mit Hinblick auf diesen ganzen Rechtsradikalismus,
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der dann damals grassierte bei uns massiv und dann wie aber auch gerade damals
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konservativ wird es so, ja, keine Ahnung.
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Biedenkopf hat damals gesagt, die Sachsen sind immun gegen Rechtsextremismus
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und so Sachen, also es kam immer aus dieser Richtung und ich dachte,
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das kann nicht wahr sein Und dann gab es halt tatsächlich die SPD und dann auch
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vor allem die Perspektive damals auf das rot-grüne Projekt.
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Ich war deutlich, deutlich jemand, der für das rot-grüne Projekt war.
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Ich war gar nicht so zwingt. Nur für die SPD, sondern ich stand so für diese Reform und neu und jung,
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jung in Anführungsstrichen, aber so neu. Und es gab aber keinen Grünen in Frankfurt-Oder, das war keine,
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das war völlig, die gab es nicht, also die gab es wirklich nicht.
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Zu PDS konnte ich sowieso nicht gehen, weil da wirklich noch original zu der
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Zeit, die da waren, die früher da waren, also in führenden Funktionen,
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das spielte für mich überhaupt gar keine Rolle, CDU eben ja sowieso nicht.
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Und dann blieb sozusagen, auch weil der Oberbürgermeister damals von der SPD
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war und es fühlte sich so gut an und hat trotzdem mit mir gehadert,
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ob ich überhaupt in Parteien trete und bin dann aber 98, wie alt war ich?
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Ja, 17 eingetreten.
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Und dann aber wirklich so, ja, bis heute Mitglied.
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Also wäre nochmal eine Frage gewesen, ob du zwischendurch mal dann den Glauben verloren hast.
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Bin ich und zwar relativ schnell sogar. Dann ist die Story immer,
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warum ich ausgetreten bin? Wegen Kosovo. Damals war die Kosovo,
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wo Rot-Grün rein ist. Es ist besser ausgegangen wie Kosovo. Nein, wie Frankfurt-Oder.
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Ich habe diese Struktur innerhalb der SPD-Frankfurt-Oder, das habe ich irgendwie
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nicht gefühlt. Das war mir irgendwie zu...
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Ich war ja auch mal SPD-Mitglied. Und dann schnell wieder ausgetreten.
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Also ich bin strategisch wie so viele eingetreten. Also wie so viele und dann
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natürlich auch ausgetreten. Ich bin als jetzt da... Wann war das?
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Mitgliederentscheid war.
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Genau, der Mitgliederentscheid war, ob sozusagen stellt sich die SPD mal hin
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und sagt so Nein zur nächsten großen Koalition.
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Dann habe ich gesagt, okay, wenn sie die Eier haben, irgendwie trete ich hier
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ein jetzt, also um das natürlich mitzubestimmen. Und wenn sie die Eier haben, dann bleibe ich drin.
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Na gut, wie das ausging, wissen wir ja. Und insofern habe ich gesagt, okay, dann...
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Du hast deine Prämissen klar gemacht.
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Dann fuck you und raus wieder. Ja, aber...
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Ich war auch mal SPD-Mitglied.
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Und dann bin ich trotzdem wieder eingetreten und auch wirklich aus voller Überzeugung.
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Also ich habe das schon immer, ich muss dazu sagen, ich habe jetzt keine Aufstiegsgeschichte.
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Selbst in den Wendezeiten würde ich meine Eltern oder mein Elternhaus schon
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als Wendewinner beschreiben. Auch mit totalen Brüchen, auch 2000 so ein Bruch mit der Stadt und so weiter und so fort.
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Aber so an sich, erstmal durch diese Phase, die für mich als Jugendlicher wahnsinnig
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schwer war, ging zumindest meine Eltern oder mein Elternhaus deutlich besser
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durch als viele andere in Frankfurt oder gerade bei einer Arbeitslosigkeit von
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über 20 Prozent und so weiter und so fort. Dann hatten meine Eltern gute Jobs.
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Aber es endete halt irgendwann, dann kam es dem Bruch und trotzdem,
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also deshalb würde ich sagen, ich habe keine soziale Aufstiegsgeschichte und
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trotzdem war mir das aus dem selber machen und aber immer gucken,
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alle mitzunehmen, das hat mich schon immer, das hat mich ja immer so sozialliberal beschrieben.
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Immer selber machen, aber immer auch niemanden zurücklassen.
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Und das habe ich da immer am besten so gesehen und würde mich da heute auch immer noch so verorten.
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Und wie hast du dann das wahrgenommen, diese Phase 98 mit dieser,
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wenn man so will, Wende, mal weg von dem Kohljahr an, hin zu diesem rot-grünen
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Projekt und einem Schröder und das, was dann da angestoßen wurde?
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Also es wird ja jetzt kritisch auseinander, oder nicht nur jetzt erst. Ich glaube.
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Es kippt gerade sogar so ein bisschen. Also erstmal habe ich,
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was total vergessen wird, man guckt natürlich jetzt total auf die Agenda 2010,
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10, aber davor gab es ja unglaublich viele Reformen.
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Und die Agenda 20 10 war ja eigentlich der Höhepunkt von ganz,
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ganz vielen, von Dosenpfand bis sonst und da gab es ganz, ganz viele Sachen.
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Also überhaupt, dass wir halt irgendwie eine Energiewende Energiewende.
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Genau. Es wurde alles damals angestoßen und da darf man, da kommt übrigens,
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da kann man einen schönen Anschluss machen zu heute, das, was eine Reformmüdigkeit
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war, einen riesen Reformstau, mündete da irgendwann zu einem Punkt von Reformüberforderung und Geschwindigkeit,
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der dann mit einem großen Knall der Agenda 2010,
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wenn man auf das Ergebnis 2010 dann tatsächlich guckt und dann heute Wirkung
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entfaltet hat, aber damals eben nicht gerecht formuliert war,
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also eben nicht gleichzeitig Reiche belastet hat und so weiter und so fort,
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also kein Argument geliefert hat. Und jetzt guckt man vielleicht ein bisschen anders drauf und jetzt wird die
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SPD vielleicht vor allen Dingen in größten Teilen nicht mehr verortet,
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weil alle, die es ihr Agenda 2010 noch übernehmen, sind ja auch weg.
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Die verlierst du ja heute nicht mehr auf der Strecke, sondern die sind weg.
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Aber damals habe ich das schon beschissen kommuniziert empfunden.
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Die Reformen.
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Vor allen Dingen Agenda 2010.
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Ja. Ich frage mich gerade, also jetzt, aber auch auch grundsätzlich so,
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was ist eigentlich mit uns los, also uns Deutschen jetzt mal so in Anführungszeichen gesehen,
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dass wir halt von solchen Phasen wie Kohl, Stillstand irgendwie dann so lange,
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bis hier irgendwas aufsteht, dass wir sagen, jetzt muss aber endlich was anders
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werden und dann kommt auch was anderes und dann kommen Dinge in Bewegung und
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dann oft halt auch mit viel und zu viel und dann,
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kriegen wir wieder Angst davor und dann nehmen wir uns wieder was,
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dann kommen wir ja wieder in so diese 16 zehn Jahre Stillstand,
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vielleicht wird dem auch nicht ganz gerecht, aber um das jetzt mal zu überspitzen,
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bis sich dann auch wieder so viel aufstaut, dass wir dann wieder sagen,
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jetzt muss aber was anderes und jetzt habe ich gefühlt irgendwie History repeats itself, es werden Dinge,
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versucht anders zu machen und dass man auch wieder überfordert und geht nicht.
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Wo ist dann halt unsere Schiss vor Veränderung oder was ist es da eigentlich,
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das uns so ein bisschen paradox erscheinen lässt in meiner Wahrnehmung gerade?
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Da würde ich den Bogen mal ein bisschen größer spannen. Also der Unterschied
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zwischen zwischen damals, der Überforderung dann durch Rot-Grün zu heute ist, dass...
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Der heutige Veränderungsdruck und diese ganzen Wandel, die wir erleben und Krisen,
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dass die viel globaler sind.
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Also die sind ja eben nicht, die kannst du ja fast keiner Regierung umheften,
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sondern die sind so global, so komplex, so gleichzeitig, so überfordernd.
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Und zwar sowohl für Bevölkerung als auch für Politik.
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Man darf ja immer nicht vergessen, wir sind damit ja auch rentieren.
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Das ist schon eine deutliche Veränderung. Das war damals viel,
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viel klarer noch geregelt. Nationalstaatliche, auch nationale, viel stärker nationale Probleme und so weiter und so fort.
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Und das ist heute viel, viel komplexer und viel, viel schwieriger zu lösen.
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Und heute, auch anders als damals,
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was ich glaube, was heute ganz stark ist, dass die Menschen,
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egal wie doll sie arbeiten und wie viel sie tun und wie viel sie lernen,
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ich erinnere immer an die Floske lebenslanges Lernen und so weiter und so fort,
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aber auch wie viel sie wirklich arbeiten und schaffen und so weiter und so fort,
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dass sie das Gefühl haben, dass so viele Veränderungen, die auf sie eindröschen,
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Ob das jetzt Klimawandel ist oder Kriege, Globalisierung,
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Digitalisierung, Veränderung der Arbeitswelt, aber auch so, ohne Quatsch,
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so Veränderung von Familienwelten, ja, Bilder, gesellschaftliche Bilder,
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die sich ändern, bis hin zur Sprache, Gendern und so weiter und so fort.
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Die Menschen am Küchentisch haben ganz, ganz viel das Gefühl,
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dass sie mit all dem, was sie tun, das nicht mehr für sich positiv beeinflussen können.
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Und das ist ja das, was früher ein Aufstiegsversprechen eigentlich war.
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Also wenn du viel lernst, wenn du viel arbeitest oder für dich und für deine
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Nächsten sorgst, dann wirst du dazu etwas bringen.
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Und das mündete immer in den großen Satz, meinen Kindern soll es immer besser gehen als mir.
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Und heute haben wir eine Situation, wo ganz, ganz viele Leute am Küchentisch
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sagen, hoffentlich geht es meinen Kindern noch so gut wie mir.
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Was da psychologisch passiert, hin zu diesem Gedanken,
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wenn man den jetzt mal so paraphrasiert, das ist ja eine unglaubliche Angstsituation,
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eine Unmächtigkeit und vor allen Dingen spüren viele Leute, gerade aus dem,
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was ich beschrieben habe, so eine Wirkungsohnmacht.
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Also die können das nicht mehr beeinflussen. Und dann hast du eine Regierung oder eine Phase, in der die Regierung handeln
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muss und sie muss es auch tiefgreifend und das nochmal zusätzlich überfordern.
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Und plötzlich denken die, hier kommen nächste Woche die Männer und reißen mir die Heizung raus.
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Weißt du, du hast so ein Gefühl, wir arbeiten mit Daten, hier wir haben Kipppunkt 2030,
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35, 45, das ist für die Menschen teilweise außerhalb der Lebenserwartung und
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haben aber im Jetzt, im Hier, am Küchentisch gerade das Gefühl,
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sie sind schon total überfordert. Und dann wenden sich ganz viele Leute einfach von dieser Politik ab und resignieren zunächst.
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Und aus einer ganz langen Resignation schaffen es manche Leute,
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und das ist genau der Hebel, warum fragst du, warum landet man dann so,
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die werden dann da rausgelockt hin zu Populisten über Nostalgie.
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Und ich glaube, ein großes, ein großer Fehler ist, wenn wir auf die AfD zum
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Beispiel heute schauen, natürlich würde ich von den, wenn man da auf die Umfragen guckt,
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und die stehen bei 20, 25, teilweise 30 Prozent im Osten, kann man 14 bis 15
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Prozent wirklich stabil rechtsextrem einordnen. Die sind da...
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20 Prozent sagt man doch teilweise so.
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Ja, das würde ich immer so, weil die ein bisschen variieren.
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Aber reicht ja, reicht ja. 14 bis 15 Prozent, die sind stabil rechtsextrem.
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Die sind stabil, anders als was anderes zu beschreiben, die Schwachsinn.
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Aber da sind tatsächlich, das ist ein Potenzial, egal wie man jetzt weit geht,
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von 15, 15 Prozent, die da jetzt gerade die Umfragen bestimmen,
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die sich in diese Nostalgiefalle locken lassen.
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Und diese Nostalgiefalle sagt einfach nur, es soll wieder so einfach sein wie früher.
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Das ist das Versprechen, deren Wahlslogan zur Bundestagswahl,
22:20
Deutschland aber normal. Normal. Der Normalitätsbegriff ist ein Begriff, den die formulieren aus der Vergangenheit,
22:26
wo es Globalisierung noch nicht gab, wo es ein klares Geschlechterverhältnis
22:31
gab, wo es ein klares Aufstiegsversprechen gab, arbeiten, arbeiten, arbeiten.
22:37
Also all das stimmt nicht, das gab es damals auch schon nicht.
22:39
Aber das wird ja romantisiert, eben Nostalgie du guckst zurück mit verklärten
22:45
Augen und diese Vereinfachung,
22:49
wenn wir all das wenn wir all die Anstrengungen, die uns die Gegenwart jetzt schon,
22:55
auftruiert und für die Zukunft noch verspricht, wenn wir die cutten,
23:00
dann geht es uns wieder gut und das lockt ganz ganz viele an in dieses Milieu
23:05
und das ist natürlich Das ist sogar ein bewegliches Milieu, wenn man eine andere Geschichte erzählt.
23:10
Die kriegt man auch wieder weg, wenn man Angst nimmt.
23:15
Das bringt mich zu einem guten Punkt irgendwie, weswegen ich das auch so spannend
23:18
finde, dich jetzt hier am Tisch zu haben, ist vieles davon, du hast ja vorhin
23:24
schon gesagt, ist Kommunikation. Also ein Großteil oder wenn nicht alles irgendwie, vielleicht nicht alles,
23:30
aber vieles, vieles, vieles davon ist Kommunikation.
23:34
Wo wir gerade festgestellt haben, damals Agenda 2010 ist ein Problem in der
23:39
Kommunikation und das ist ein Kontinuum, habe ich das Gefühl.
23:42
Jetzt, warum ich das halt so spannend finde, dass du da bist,
23:45
weil Kommunikation, das hast du gar nicht noch so bisher gesagt,
23:49
ist ja etwas, was halt dein Geschäft ist und auch politische Kommunikation gerade,
23:54
vielleicht nochmal, bevor wir jetzt noch tiefer da einsteigen,
23:56
was wir auf jeden Fall sollten, vielleicht nochmal ein bisschen irgendwie, du bist in die SPD eingestiegen und
24:00
du bist dann über Wege, aber auch irgendwann bei der politischen Kommunikation
24:04
oder wie, erzähl doch mal ein bisschen so, wo da so dein Weg und vielleicht
24:09
auch so ein bisschen so dein Blick und deine Expertise liegt. Naja.
24:12
Erstmal, wie gesagt, schon als Privatmensch ganz politisch gewesen und bin dann
24:17
irgendwann 2006 oder 2007,
24:20
habe ich bei der Werbeagentur zum Goldenen Hirschen angefangen und die haben
24:23
damals die Landtagswahlen für die Grünen gemacht und dann konnte ich zum ersten
24:28
Mal das, was mich politisch bewegt, dann zumindest schon mal habe ich das Wahlkampfhandwerk
24:32
so mal kennengelernt, wie das so funktioniert. Mit mir nicht ganz fern Themen, jetzt nicht zwingend meine und damals noch viel
24:38
stärker auch Umweltfokus. Insofern konnte ich es auch so einfach machen, ohne dass ich mich da,
24:42
ist ja gut und schön, machen und gut, ja, konnte damit sehr gut umgehen.
24:46
Klimawandel war da ja auch noch nicht so ein kommunikatives Thema.
24:49
Hab aber das Wahlkampfwerk so kennengelernt und fand das super spannend und
24:52
dachte mir so, oh krass, das ist etwas, da kann ich das, was ich kann,
24:55
nämlich wirklich gelernter Werber, also ich hab so richtig Werbung gelernt,
24:59
als Grafiker und später dann Texter und so weiter und so fort.
25:02
Hab einen großen Werber getrunken, Und da kann ich das, was mich aber privat
25:05
interessiert, nämlich die Politik, das kann ich da auf den Punkt bringen.
25:09
Und das habe ich dann ganz lange gemacht und in unterschiedlichen Stationen
25:13
und habe dann auch angefangen.
25:16
Sascha Lobo hat mich dann irgendwann Hubertus Heil vorgestellt,
25:20
weil ich den Bundesvorstand der Grünen damals im digitalen Beraten habe.
25:25
Und dann hat Hubertus Heil gesagt, das machst du jetzt mal schön bei uns als
25:27
SPD-Mitglied. Und ich so, ja schön, wollt ihr das denn jetzt auch machen,
25:29
weil mich hat ja niemand vorher gefragt. Ja, ja, und dann haben wir auch so
25:31
Beirat und so eingerichtet und so weiter. Und hab das gemacht, hab dann viel Digitalberatung gemacht, hab dann D64,
25:38
den Verein für Digitales, Zentrum für digitalen Fortschritt mitgegründet und
25:42
war der Gründungsvorsitzende, hat heute 700 Mitglieder.
25:45
Wahrscheinlich einen der wichtigsten und einflussreichsten Digitalvereine,
25:47
den wir in diesem Land haben. Und habe dann immer weiter gemacht, bis ich dann auch mit einem Partner zusammen
25:53
eine eigene Strategieagentur gegründet habe, wo wir dann tatsächlich Politikberatung
25:57
gemacht haben und dann viele Wahlkämpfe, aber eben auch viel überhaupt Politikberatung auch,
26:04
über Situationen gesprochen und dann halt aber auch ganz viel Ansprechpartner
26:06
gewesen, also ich als Person, wenn es um Strategien geht und politische Kampagnen und so weiter und so fort
26:13
und das mache ich bis heute und habe daran auch nicht die Laune verloren,
26:18
one, weil wir in sehr bewegenden Zeiten leben.
26:22
Dann haben wir ja erstmal den Ground Level gelegt. Du kennst dich ja eigentlich mit Kommunikation aus.
26:28
Und hast dich ja auch viel rumgetrieben dann in der politischen Kommunikation
26:31
und auch strategisch beraten, wie es gemacht werden soll.
26:35
Dann jetzt aber mal deine Wahrnehmung, warum läuft es dann so schlecht?
26:39
Mal überspitzt gesagt. Also warum werden, also in meiner Wahrnehmung,
26:44
gerade jetzt halt auch, aber auch davor, wird so schlecht kommuniziert?
26:49
Naja, ich würde das gerne mal ein bisschen klammern. Weil es leicht gesagt ist, es wird schlecht kommuniziert.
26:56
Ich würde gerne den Blick kurz mal wenden, nämlich auf die, die auf diese Kommunikation,
27:00
aus den Augen, die auf diese Kommunikation blicken, also die Bürgerinnen und Bürger.
27:04
Wir erleben schon in einer Gesellschaft, und du hast Medienwandel besprochen, in der ja,
27:12
alle senden, alle empfangen oder viele und es entstehen Meinungsbilder sehr,
27:15
sehr schnell und wir haben, in meinen Augen hat sich der Politikbegriff auch,
27:20
zum schlechteren gewandelt. Viele verstehen Politik mittlerweile als eine Dienstleistung und zwar für sich
27:25
selbst und alles, was sozusagen nicht das, was ich jetzt gerade brauche,
27:31
den eigenen Nied beschreibt, ist schlechte Politik.
27:36
Total zugespitzt formuliert, aber wenn jetzt meine Forderungen gerade nicht
27:40
erfüllt wird, dann wird auch möglichst laut und möglichst radikal und möglichst
27:45
doll, und ich meine es gar nicht von rechts, ich meine es wirklich von, selbst am Küchentisch, die Doofen da oben, also so kann man bei sich selbst anfangen.
27:53
Weil immer klar wird, okay, wenn mein, den Nied, den ich gerade,
27:56
was ich gerade von der Politik brauche, nicht erfüllt wird, dann finde ich es erstmal scheiße.
28:00
Nun ist die Politik aber eben nicht Dienstleister, sondern immer Ausgleich von
28:05
allen Wünschen, die auf die Niederprasseln. Deshalb gibt es Koalitionen,
28:10
dass man möglichst viele Sachen in eine gesellschaftliche Mehrheit erzeugt.
28:14
Und das geht nicht einher ohne Kompromisse.
28:19
Und das bedeutet aber, dass das Dienstleistungsempfinden, was von 100% ausgeht,
28:23
manchmal nur zu 65% und manchmal sogar unter 50% erfüllt werden kann. an.
28:29
Zuzüglich hat die Politik noch das ganz große Problem, dass wir die,
28:32
die am Küchentisch sitzen und die Forderungen an die Politik richten,
28:34
noch eine Variable komplett mitdenken müssen. Das, was wir eigentlich nicht
28:38
machen, ist nämlich die Zukunft. Die müssen auch gucken, wie die Wünsche, die wir jetzt gerade formulieren,
28:43
noch in 10, 15, 20 Jahren tragbar sind.
28:46
Und wie die sich weitermachen. Diese Komplexität im politischen Geschäft ist
28:50
einfach wahnsinnig schwer zu vermitteln. So.
28:53
Wenn nämlich die Erwartungshaltung ist, jetzt sofort eine Lösung.
28:57
Und dann wird man immer ganz explizit Beispiele finden, wo wirklich Kacke kommuniziert
29:02
wird in Einzelthemen und dann auch ein schlechtes Bild abgeben wird.
29:06
Und wenn man dann aber in die einzelnen Politikfelder guckt,
29:09
würde man sagen, das haben die eigentlich gar nicht so schlecht gemacht. Also wenn man sich im letzten Jahr mal anguckt, was wir da von Heizungswinter
29:14
und Kältewinter und die Omas werden sterben in ihren Wohnungen und angucken,
29:18
wie gut wir dann doch da durchgekommen sind mit Energiepreisbremse, das, das.
29:22
Die Einzelmaßnahmen, da geht es nicht um Kommunikation, sondern es geht um echtes
29:26
Handeln. Und das wird aber nicht gesehen, weil halt diese...
29:29
Genau, also ich gebe dir da recht, da werden Dinge halt auch...
29:35
Die Kommunikation ist ja vielleicht auch gar nicht nur die Ursache der schlechten
29:40
Kommunikation bei den Parteien an sich, sondern also warum wird vielleicht dann
29:46
auch so schlecht berichtet oder also wo liegt...
29:48
Also gibt es noch andere Problemfelder, die man da nicht sieht?
29:50
Also in meiner Wahrnehmung ist Journalismus und die Vermittlung von Informationen
29:56
auch schlechter geworden. Vielleicht bin ich kritischer geworden, vielleicht weiß ich mehr und sehe es
30:01
jetzt anders, aber das ist für mich ja auch ein Teil der Sachen. Nein.
30:06
Es ist einfach viel schneller geworden. Und diese Schnelligkeit hat noch nicht
30:11
mal ein Qualitätsmerkmal, sondern erstmal als Fakt hat ein Problem Tiefe.
30:15
Also sobald du schneller bist, bist du flacher. Weil je mehr Zeit du hast,
30:19
desto tiefer kannst du gehen. In der Recherche, in der Beschreibung der Problematik, in der Beschreibung der
30:24
Lösung. Und diese Schnelligkeit hat erstens zur Folge, dass alle sich jetzt
30:28
sofort schnell eine Meinung bilden müssen, sowohl Journalistinnen als auch Politikerinnen
30:32
und so weiter und so fort. Aber auch wir alle sofort eine Meinung haben.
30:35
Und die alle dann auch gleich posten und kommentieren und liken.
30:39
Und diese Geschwindigkeit macht natürlich auch was mit dem Politikbetrieb,
30:43
weil wenn es dann zu einer Lösung
30:46
XY kommt, alle den Kommunikationsdruck haben, ich muss da jetzt raus.
30:50
Und das machen sie dann entweder auf ihren eigenen Insta oder sonst irgendwie
30:52
oder man muss dagegen schnell was machen.
30:55
Also man hat auch, die spüren auch selber diesen Kommunikationsdruck in Erwartungshaltung,
30:58
dass das ja heute so gelesen wird. Und das stimmt ja auch. Die Erwartungshaltung ist da. Und ich glaube,
31:03
diese Geschwindigkeit ist vor allem ein großes Problem. Das ist kein Problem. Da gibt es nicht mal einen Vorwurf an alle Beteiligten.
31:09
Ich sage nur, das ist eine ganz große Demokratie, lebt eben von Prozesskompromissen
31:16
und richtig harter Arbeit, weil es halt immer eine Verhandlung ist.
31:20
In jeder Koalition, in jeder Regierung, mit allen Menschen, mit ganz,
31:23
ganz vielen Interessensgruppen, mit Gewerkschaften, mit Unternehmern,
31:27
mit Wirtschaft sowieso, mit Sozialverbänden.
31:30
Also es ist immer Verhandlungen. Und wenn du es ernst meinst und die wollen
31:33
alle auf Augenhöhe begegnet werden, die haben alle ihre Interessen,
31:36
dann ist das nicht schnell. Es ist gründlich und langsam.
31:41
Wir leben aber in einer Zeit, wo wir nicht mal 24 Stunden Streik aushalten.
31:45
So, ja, und das ist so eine, da clasht Medienrealität tatsächlich,
31:51
Medienrealität, das ist aber eben nicht nur unsere Medien, wir sind auch die
31:55
Medienrealität, indem wir konsumieren und interagieren auf ein realpolitisches
32:01
Geschäft, was sich im Kern, nicht in der Kommunikation, aber im Kern nicht verändert hat.
32:06
Weil der gesellschaftliche Ausgleich muss immer noch so hart erkämpft werden,
32:09
wie er auch schon vor 20, 30, 40 Jahren erkämpft wurde.
32:12
Wahrscheinlich heute sogar noch enger und noch doller, weil es noch mehr Interessengruppen gibt.
32:16
Und das clasht, das clasht total. Und das kriegst du auch eigentlich nicht aufgelöst.
32:20
Das ist bloß etwas, was wir noch nicht gelernt haben.
32:23
Es ist noch keine Kulturtechnik.
32:27
Wir sind lieber bereit anzunehmen, dass die Demokratie am Scheitern ist,
32:33
anstatt zu sagen, nee, eigentlich funktioniert die schon super.
32:37
Die funktioniert deshalb super, weil sie halt ihre Prozesse hat,
32:40
genau, ausverhandelt wird. Wir selber konsumieren sie bloß anders.
32:43
Ich muss gerade an ein Buch denken. Hast du Erzählende Affen?
32:47
Ich kenn's, aber ich hab's nicht gelesen, aber ich kenn's ja.
32:49
Auch als Hörbuch irgendwie, gut, aber.
32:51
Ist von Samira.
32:53
Samira.
32:54
Friedemann.
32:54
Karek und Samira. Also kondenzt irgendwie, was ich da mitgenommen habe,
33:01
ist, also sie gehen halt auf, wie wir Menschen uns Geschichten erzählen,
33:05
so ein bisschen die Juweler Harare-Geschichte erzählen.
33:08
Unser Storytelling hat uns irgendwie dahin gebracht, wo wir sind und,
33:12
erzählen da halt auch so ein bisschen genau, welcher unterschiedlichen Erzählform
33:15
die Heldengeschichte, die Dinge, es gibt ja so bestimmte Prototypen von Geschichtenerzählungen
33:19
und Und legen das halt auch die unterschiedlichen Felder von Gesellschaft,
33:24
Politik und den Krisen, die wir haben an.
33:26
Und an vielen Stellen kommen sie halt auch zu dem Schluss, dass wir für vieles,
33:30
was da gerade passiert, haben wir einfach keine Arten, Geschichten zu erzählen.
33:35
Also sowas wie den Klimawandel in 2055, 70 irgendwie,
33:40
das ist zwar irgendwo abstrakt verständlich, aber es gibt keine Geschichtenerzählung
33:45
oder Art, wie wir uns Geschichten erzählen, wie wir das auflösen können,
33:48
wie wir uns was erzählen können, wie wir das lösen.
33:52
Also da sehen sie so ein großes Problem und das ist mir durchaus eingängig,
33:55
dass das, ja, das ist schwierig.
33:58
Also wir, ja, uns fehlt da halt irgendwie ein Handwerk, eine Kulturtechnik oder
34:02
wir müssen unserer Art, wie wir uns Dinge erzählen, darüber berichten,
34:06
wandeln, angepasst auf das, was die Arten davon Probleme sind und in welcher
34:10
Zeit wir uns gerade bewegen, mit welchen Medien wir uns hier auch gerade durch diese Zeit bewegen.
34:14
Ich glaube, ein ganz komplexes Problem ist, Was echt ein hartes Eingeständnis
34:19
ist, wenn man von seinem Idealbild abweichen muss.
34:23
Aber ich glaube, was wir viel stärker erzählen müssen, ist eine völlig legitime,
34:28
wir müssen eine egoistische Erzählweise bringen.
34:33
What's in for me? Also wenn ich jetzt diesen Schritt in diese Veränderung mit
34:36
dir mitgehe, was bringt das mir? Das meine ich übrigens mit Aufstiegsversprechen. Das ist fokussiert auf dich.
34:45
Kostenlose Bildung, wir schaffen das, dann kannst du das und das und das und
34:48
dann kannst du und so weiter. Es war immer fokussiert auf den Einzelnen. Selbst der Satz von Norbert Blüm,
34:53
die rennen sich sicher, hat sich original ans eigene Portemonnaie gerichtet. Jedes Mal.
34:58
Wir haben gerade eine Problembeschreibung, aufgrund der Charakteristik,
35:03
weil sie halt globalisiert ist, weil sie halt überbohrend ist,
35:05
weil es viel ist, die immer von sehr abstrakten Erzählpositionen kommt.
35:11
Jahreszahlen, Dimensionen, Kipppunkten, die relaten einfach nicht.
35:16
Und die raten nicht in meinem. Persönlichen Umfeld. Das ist, glaube ich, gleich ein gutes Beispiel,
35:24
was wirklich absurd ist. Und vor allen Dingen haben ganz viele Leute das Gefühl, dass diese Veränderung,
35:30
diese Mitgängnis, ihnen was kostet. Geld. Und zwar dann wieder wirklich in ihrem eigenen Portemonnaie.
35:34
Und wir sagen immer noch nicht, was ist die Dividende? Die Dividende davon.
35:38
Es kostet erstmal nur Geld. Der härteste Satz, den man da sagen kann, ist, dass sowas wie Solidarität und
35:45
wir müssen das jetzt machen für die Generationen nach uns oder für Migranten
35:49
in einer Flüchtlingssituation oder so oder so.
35:53
Die Leute denken, es kostet sie Geld. Und das ist erstmal, das formuliert man nicht so viel, aber wenn man darüber
36:00
nachdenkt, dann braucht man eine andere Erzählung.
36:03
Dann muss man sagen, okay, was ist denn die Chance für dich da drin?
36:08
Also selbst wenn es sich jetzt, was bringt es dir selbst? Und wir sind an ganz
36:11
vielen Punkten, ob es jetzt Klimawandel ist und so weiter und so fort,
36:16
erzählen wir von den nachfolgenden Generationen.
36:20
Wenn wir aber sagen, wir bräuchten jetzt Investitionen in die Zukunft und müssten
36:23
jetzt die Schuldenbremse auflösen, dann zählt die nachfolgende Generation nur,
36:27
die dürfen die Schulden nicht abtragen, aber die Innovationen dürfen sie jetzt auch nicht mitnehmen.
36:30
Also wie wir es halt machen, sortieren wir uns das selbst, aber wir haben den
36:33
Blick auf den Einzelnen verloren und dieses Verlieren des Einzelnen,
36:37
gerade wenn, und da schließt sich der Kreis, wenn ich sage,
36:39
viele Menschen erleben Demokratie heute eher als Dienstleistung,
36:43
wenn du dann die Einzelnen verlierst, dann verlierst du sie in der Kommunikation,
36:49
aber auch im Glauben an die Politik sozusagen. zu sagen.
36:51
Und das ist so, diese Geschichtenerzählung, die fehlt tatsächlich.
36:55
Nämlich, was kann da, also ich glaube,
36:58
man kann es echt klar mal unter Aufstiegsversprechen in dieser neuen Zeit.
37:01
Was ist das Wirkversprechen von eigenem Handeln und Tun? Und was ist nicht nur
37:05
Forderung, sondern was hast du davon?
37:08
Weil im Moment erleben die Menschen es einfach nur noch fordernd.
37:11
Ja. Ich würde gerne nochmal so den Bogen jetzt so, wir sind jetzt so vor dem,
37:17
größeren abstrakten Veränderung, was passiert da gerade?
37:21
Der Ausgangspunkt ist ja der große Rechtsruck, nenne ich jetzt mal,
37:25
und jetzt auch die Bewegung, die sich jetzt so ein bisschen,
37:28
das ist jetzt die große Frage vielleicht, auch so eine Bewegung in Anführungszeichen
37:32
und mit Fragezeichen dahinter, die sich da jetzt irgendwie mal vielleicht formiert dagegen. gegen.
37:39
Mich würde, also ich würde das gerne mal so ein bisschen auftröseln,
37:43
weil fand ich ja ganz gut, dass wir angefangen haben in den Baseballschlägerjahren.
37:50
Es gab eine Zeit, da war alles oder ja, war es wirklich alles sehr viel rechter?
37:56
Es ist immer so, ich schwanke da selber immer so ein bisschen zwischen den so,
38:00
jetzt ist plötzlich alles so recht, war doch nicht immer so.
38:04
Ja, doch da war es schon so. War es überhaupt je anders. Also ich frage mich manchmal irgendwie, ähm,
38:14
Ist dieses Rechts neu? Ist es irgendwie immer da gewesen und schwappt nur an die Oberfläche?
38:19
Und was ist da eigentlich los? Ich würde es gerne mal so ein bisschen auseinandernehmen,
38:23
weil ich bin da also auch einfach ein bisschen ratlos an ein paar Stellen und
38:27
schwanke da mal mit so einer und so einer Betrachtung.
38:30
Und mich würde da mal deine Einschätzung interessieren, als jemand,
38:33
der die Zeit erlebt hat und bis hierhin und bestimmt halt auch mal so zurückguckt in so,
38:38
naja, die große Erzählung, die wir uns hier als Deutsche erzählen,
38:42
naja, da war der Krieg vorbei und dann haben wir uns ja entnazifiziert und wir
38:45
haben es ja so super gemacht alles irgendwie hier.
38:48
Also so besser kann man das ja gar nicht machen.
38:51
Eine große, große Lügengeschichte, glaube ich, die wir uns Deutschen erzählen,
38:55
die Entnazifizierung und wie eigentlich sich dieser rechte Gedankengut durch
39:04
unsere Gesellschaft zieht und warum wir halt irgendwie solche komischen Bewegungen
39:07
wie jetzt wieder erleben. Mal aus der Sicht betrachtet, würde mich mal so ein bisschen dein Take. Ja.
39:11
Also ich glaube, dass diese 10, 15 Prozent, die suchen sich stabil ihre Inseln,
39:16
aber die haben wir stabil. Ob die jetzt AfD waren oder MPD im Osten in den 90ern oder sonst irgendwie.
39:21
Aber 10, 15 Prozent rechtsradikales Potenzial haben wir in Deutschland. an.
39:25
Und jetzt kommt dieser Hot-Tag, den dann alle sagen, das ist das europäische Normmaß.
39:30
Stimmt, ist so. Wir erleben aber auch in allen europäischen Ländern oder in
39:34
vielen eben populistische Ausschläge, die das noch erhöhen.
39:37
Und das macht aus einem ganz blöden, beschissenen Grund und Fehler, den,
39:43
einfach Parteien machen und vor allem Konservativparteien, aber auch die SPD
39:46
war davor nicht frei in der Vergangenheit, aus dem Dankenhaus,
39:50
wie kriegen wir diese wieder zurück, diese Menschen?
39:56
Themen normalisieren, die die selber setzen. Und wir erleben ja,
40:00
das sind Wörter, die passieren.
40:02
Sowas wie Altparteien, wie locker das heute so über die Bündner geht,
40:06
vielleicht jetzt nicht im täglichen Gebrauch, aber das ist kein Wort,
40:08
an dem wir uns stören, das ist ein astreines AfD-Wort zur Gründung.
40:13
Remigration jetzt gerade aktuell immer kontextualisiert, ich beobachte schon,
40:18
aber ich sage dir, Remigration, also dass wir es jetzt alle schon kennen,
40:21
ist ja schon ein Aspekt davon. Und dieses Normalisieren von Wordings, aber eben auch Themen anzunehmen und
40:29
darauf müssen wir jetzt wirklich reagieren. Das zeigt die Wirkkraft von dieser oppositionellen Kraft und lenkt natürlich
40:37
Leute, die eher politikverdrossen sind und eher aus dem Nicht-Lega-Lager sogar
40:40
kommen, lenkt die natürlich zur AfD hin, weil die sagen, krass, die bewirken ja was.
40:46
Die bewirken was, weil diese Themen plötzlich...
40:48
Weil die Großen sich bewegen. Das ist immer von ganz vielen,
40:52
das meine ich ja, wenn wir von diesen 15% wegkommen, die wirklich stramm Nazis
40:56
sind, die sehen eher den Hebel, dass die anderen sich bewegen.
41:01
Und das ist ein Riesenreiz. Jetzt muss man natürlich sagen,
41:04
wenn du dich auf die zu bewegst, auf die AfD, thematisch, du musst denen nicht
41:08
übereinstimmen, aber selbst wenn du die thematisch erwähnst und dann mit denen
41:10
argumentierst und denen Raum gibst und dann so sagst, ja gut,
41:13
da stimmt, da sind wirklich schon viele geworden jetzt, wenn du das irgendwie so kontextualisierst,
41:18
warum solltest du dann eigentlich zu der anderen Partei wieder gehen und sagst, die AfD wirkt ja. Ja.
41:24
Und warum solltest du das machen? Und der Unterschied zu damals,
41:29
zu den 90ern, würde ich aber sagen, ist, dass es neben den 10, 15 Prozent, erstens, glaube ich, war die Gewaltgerechtschaft,
41:36
ich will sie jetzt gar nicht kleiner machen, aber damals war sie tatsächlich
41:39
eine sehr starke Nazi-Skinhead-Gewalt-tossierte Szene.
41:42
Das war auf jeden Fall noch eine andere Nummer. Man.
41:44
Muss fairerweise sagen, dadurch waren sie auch leicht abgrenzbar,
41:47
auch zum bürgerlichen Lager. Heute dadurch, dass das ein bisschen in den Hintergrund geraten ist oder nicht
41:52
mehr so präsent ist, ist natürlich die Anschlussfähigkeit ins konservative Lager viel größer.
41:58
Jetzt redest du ja plötzlich nicht mehr mit Nazis, offensichtlichen Nazis mit
42:02
Bomberjacke und 30-Loch-Stiefeln und Skinhead,
42:07
sondern redest jetzt mit Leuten, die Magazine rausbringen, die in jeden Zeitungen
42:12
zu kaufen sind, in jedem Kiosk zu kaufen sind und die im Talkshow sitzen.
42:15
Und mit denen redest du jetzt. Und die reden politisch und die sind redegewandelt, die sind nicht dumm.
42:20
Und die wollen jetzt auch nicht als erstes jedem auf die Schnauze hauen,
42:22
sondern die wollen sie dann im Zweifel remigrieren. Und darüber kann man ja dann politisch diskutieren. Da kann man sich ja dann einigen auf dem Weg.
42:30
Aber was ist denn passiert, dass das plötzlich möglich ist? Also ich meine,
42:32
das war, solche Parteien, die es versucht haben, gab es ja auch schon vorher, die Republikaner.
42:41
Ja.
42:41
Aber wie gesagt, da waren die Konservativen stabiler.
42:46
Da wieder, dass sie sich nicht irgendwie auf das Spiel eingelassen haben,
42:49
wir übernehmen jetzt mal eure Tose hier. Und sie hat ein ganz.
42:51
Ganz starkes konservatives Profil. Übrigens auch in Abgrenzung zu einem sehr,
42:54
sehr starken sozialdemokratischen Profil, was deutlich auch viel stärker ausgeprägt war.
42:58
Du hattest eigentlich eine bipolare Politik-Situation, in denen Rändern sich
43:03
jeweils noch andere dann bewegt haben. Erst die Grünen bei der SPD, ja, du hast auch bei den Rändern bei der CDU,
43:09
gibt es ja immer noch die CSU, darf man nicht vergessen. Dazwischen sitzt irgendwann
43:11
die FDP, die mit beiden mal konnte. Und erst später gab es ja die Abgrenzung WSG, die übrigens auch schon Wahlalternative
43:17
hieß, das darf man nicht vergessen. Die WSG und die Linke oder die PS, die dann zur Linken wurden.
43:23
Das sind alles Entwicklungen. Aber du hattest durch diese Bipolarität dieser großen Kräfte auch eine starke
43:28
Konzentration von Haltungsfragen. Und diese Haltungsfragen kann man super sich
43:33
angucken beim Ekel-Alfred, die alten Folgen und so weiter und so fort, wo CDUler gegen SPDler.
43:37
Und da hätte man in der Argumentation ja nie einen Verdacht, dass es ein Rechtsextremer ist, sondern einfach ein stabiler Deutscher gegen Zottel-Hippie.
43:45
Und jetzt werden aber Positionen, die dann rechts sind, normalisiert im konservativen Lager.
43:52
Und das macht das salonfähig. Und das ist etwas, was wir auch wieder europäisch
43:57
beobachten können. Und das wundert mich so ein bisschen.
44:02
In ganz großen europäischen Ländern haben Parteien, Schwesterparteien der CDU
44:06
zum Beispiel, komplett an Bedeutung verloren, weil sie halt die Tür aufgemacht
44:09
haben nach rechts. Und die sind immer größer geworden. Und man kann sagen,
44:12
dass die CDU in Europa die einzig noch verbliebene konservative Volkspartei ist.
44:16
Und das ist sie nur, weil sie es bisher nicht gemacht hat, sich den Rechten zu öffnen.
44:23
Und da bin ich jetzt, alle haben denselben Fehler gemacht.
44:26
Und die CDU oder konservative Kräfte haben es jetzt noch nicht für sich definiert,
44:30
in diesen Zeiten, in denen wir sind, wo es ja eigentlich, da muss man nicht
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super progressiv sein, man muss ja sagen, wir können die Zukunft und die Gegenwart
44:37
nicht verleugnen, wir müssen sie umarmen und gestalten.
44:41
Sie wissen für sich noch nicht, was sie so umarmen bedeutet und tappen selbst
44:44
in diese Nostalgiefalle ein.
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Was wäre denn für dich, also ich…, Überleg mir ja oft selber in meiner eigenen Selbstverordnung manchmal irgendwie,
44:53
wo würde ich mich jetzt verorten und klar, ich meine, ich bin Mitglied in der
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grünen Partei, ja, aus irgendwie,
45:01
sag ich dann, vielleicht dann da, muss aber selber sagen, dieses,
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wie ja so oft jetzt dieses Label links, rechts irgendwie schwierig ist,
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habe im Gefühl schon irgendwo so ein konservatives Herz, würde ich jetzt mal sagen.
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Ja, aber das ist halt, genau, im Endeffekt ist die Grüne eine konservative Partei.
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Ich habe so das Gefühl, irgendwie diese Definition von Konservatismus ist so
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ein bisschen verschwommen und jetzt ist Konservatismus eigentlich auch schon
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so eine kurze Stufe vor rechts. Nichts.
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Was wäre denn ein stabiler Konservatismus, der jetzt nicht irgendwie reaktionär ist,
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sondern halt auch wirklich eine Gesellschaft zusammenhält und Stabilität bringt
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in einer Art, die positiv ist.
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Also das ist ja vielleicht auch etwas, was konservativ ist, eine Stabilität.
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Das hat Mutti ja lange vermittelt, mit dem Opfer halt irgendwie,
46:00
ja es ist halt auch ein Stau und irgendwie wichtige Dinge werden nicht angepackt,
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aber irgendwo muss es ja da so ein...
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Ich.
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Würde jetzt gerne nochmal, bevor ich genau darauf gehe, nochmal einen wichtigen
46:13
Aspekt machen, wenn wir auf rechts und links gucken. Wir kommen aus einer komischen empirischen Schule, die heute nicht mehr funktioniert.
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Wir könnten immer früher sagen, Wählerlager, der und der, der das verdient oder
46:25
der Haushalt, der das verdient, mit der wirtschaftlichen Situation in der Altersspektrum,
46:29
in dem Altersspektrum oder tendiert er in dieses Lager oder tendiert er in das Lager.
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Also wir hatten so soziodemografische Fakten, in denen man gut in Lagern einordnen
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konnte oder zu Parteinähe. Und meistens hat es hingehauen.
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Das muss man schon mal erklären, warum man als Unternehmer die SPD gewählt hat zum Beispiel.
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Das hat sich komplett verändert. Nämlich, heute haben wir eine wertebasierte Draufsicht.
46:53
Wenn du heute AfD wählst, dann bist du im Zweifel gegen jede Klimaschutzmaßnahme,
47:02
nicht feministisch, gegen Globalisierung, gegen Digitalisierung,
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gegen Hilfen für die Ukraine, gegen Impf...
47:10
Du bist halt, und das sind Wertegerüste.
47:13
Und wenn du dieses Wertegerüst hast, ist es völlig egal, ob du 100.000 Euro
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im Jahr verdienst oder arbeitslos zu Hause bist.
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Du orientierst dich heute viel stärker innerhalb deines eigenen Wertekosmos.
47:25
Entlang deiner Einzelfragen, entlang deiner Partei.
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Das ist als Dienstleistung gedacht. Ja, ich habe Werte und wer vertritt die? Das ist dann eher das.
47:32
Das ist viel stärker sozusagen an der Parteienentscheidung heute wichtig als
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soziodemografischer Hintergrund. Was es umso schwerer macht, diese ganzen blöden Wie kriegen wir die eigentlich
47:40
zurück? Was ja zum Beispiel Merz jetzt stark formuliert. Er muss jetzt mit denen
47:42
sprechen, damit die zurückkommen. Er versteht nur nicht, dass das nicht eine Auseinandersetzung ist mit deren
47:48
Themen, sondern sobald er sich mit deren Themen auseinandersetzt,
47:51
lässt er sich auf eine Wertedebatte ein. Und will er von zehn von diesen AfD-Wählern, die vielleicht irgendwann mal die
47:58
CDU gewählt haben, auch nur eins zurückbekommen, muss er sich wertemäßig an
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die angleichen. Weil die sind ja gegangen.
48:07
Obwohl es CDU-Werte gibt, obwohl es etwas gibt, wofür die CDU steht oder sonst
48:11
irgendwie, was man abrufen könnte, das war ihnen aber nicht genug. Sie sind jetzt da.
48:13
Wenn du dir also zurückkommen musst, musst du ein Angebot machen. Und das kannst du nur, indem du dich selber auf der Werteskala verschiebst,
48:19
in Richtung von denen, in der Hoffnung, dass du dir dann auch entgegenkommst.
48:22
Wenn du das aber machst und von diesen ein von zehn holst du zurück,
48:26
verlierst du auf die, die du schon hast, verlierst du vier oder fünf Leute,
48:29
die einfach diesen Schritt nicht mitgehen wollen, in Richtung von rechts, in Richtung AfD. AfD.
48:34
Und deshalb halte ich es ja für einen totalen Irrtum zu sagen,
48:37
als Partei, wir müssen die zurückholen. Das ist noch gar nicht das erste Ziel.
48:42
Das ist verwirrend, weil wenn du die zurückholst, dann musst du dich denen nähern.
48:47
Anders funktioniert es gar nicht, weil die sind auf der Werteskala verschoben
48:49
und denen reicht es nicht, wenn du denen 500 Euro mehr im Monat gibst oder Steuererleichterung.
48:54
Das reicht es, darum geht es gar nicht. Es geht darum, da gibt es ein Wertegerüst
48:58
mittlerweile und eine Weltanschauung, die man ausdiskutieren muss.
49:02
Und deshalb hat die SPD CDU damals auch als Fehler gemacht.
49:05
Hat nicht funktioniert, damals auch schon übrigens bei der WASG,
49:08
aber dann auch teilweise mit der AfD versucht.
49:11
Aber es macht ganz verstärkt gerade die CDU und ist da meiner Meinung nach strategisch auf dem Holzweg.
49:17
Und macht das nicht in gewisser Weise auch, oder das ist ja die Frage,
49:21
was macht da die BSW, Bündnis Sarah Wagenknecht, das ist ja,
49:26
ich weiß nicht, ob das jetzt schon wieder abgeflaut ist, aber es war so eine
49:29
gefühlte Wahrnehmung, irgendwie sowas, naja, vielleicht kann die das ja mit
49:33
irgendwie so einem komischen, ich bin auch so mit solchen Werten ich bin irgendwie so ein bisschen dagegen und dafür diese,
49:43
diese Werte, die da gerade rumschwirren
49:45
und sich manifestieren in AfD-Wählerschaft abholen. Ich glaube.
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Das ist eine völlig falsche Betrachtung erstmal. Und wenn ich jetzt Politikberatung
49:52
machen würde, ich die immer als Einzelfenomen betrachten und würde jetzt gar
49:54
nicht gucken, was macht die bei der AfD. Und als Einzelfenomen ist die halt schwer zu beschreiben, weil natürlich,
49:59
wenn man sagt, die macht jetzt Außenpolitik oder Migrationsfragen,
50:04
also wenn man jetzt mal Ukraine kriegt und Migration nimmt, dann würde man sie
50:07
ins konservative Lager stecken. Wenn man jetzt aber guckt, was sie so zu Arbeitnehmer und Steuern und so weiter
50:12
sagt, dann ist sie ein klar linkes Profil. Und da gibt es definitiv ein Potenzial an Menschen, die das auch mit Werten verorten.
50:18
Ich finde, glaube ich, ich habe heute was gelesen, was ich wirklich sehr interessant finde, die kann ein Magnet auch zum Beispiel von Frauen werden.
50:23
Das ist die AfD nämlich noch gar nicht.
50:24
Das stimmt. Ich kenne extrem viele Frauen, die total sagen so,
50:29
ey, das, was die Sarah Ich fand das richtig gut, wie die es da hingestellt hat.
50:59
Was das Klientel da einfach gibt. Und,
51:04
Äh, das ist aber kein, das ist, es zeigt eher nur, dass es die BSW gibt.
51:09
Jetzt gründet sich die Werte Union als Partei, ja, und jetzt gibt es vielleicht
51:12
auch eine türkische Partei noch, ist irgendwie in den Startlöchern oder weiß ich was.
51:15
Es zeigt ja nur diese Diversität, wenn ich vorhin von einer sozusagen fast Bipolarität
51:19
gesprochen habe mit einzelnen Monden, die um diese Bipolare rumgefahren sind,
51:23
wie divers diese Gesellschaft mittlerweile ist und wie ausdefiniert.
51:26
Und das ist natürlich, das beschreiben ja viele sozusagen als Schwäche der Demokratie.
51:31
Aber ich finde das gar nicht so als Schwäche der Demokratie.
51:33
Ich finde es erstmal eine Stärke von Demokratie, wenn man so viele Meinungen wie möglich abbildet.
51:37
Und eine Stärke von Demokratie ist es immer noch, immer noch aus diesen,
51:41
und das darf natürlich nicht ausfallen, darum geht es mir nicht,
51:44
ich will kein 30-Parteien-Parlament oder so, darum geht es nicht.
51:46
Aber ich finde es erstmal eine Stärke, dann zu gucken, wie kriegt man zwischen
51:50
all diesen Interessengruppen einen größten Konsens her.
51:52
Und das ist erstmal Demokratie. Und ich finde das jetzt erstmal nicht schlimm.
51:56
Ja. Aber was wäre das denn dann?
51:59
Also ich meine, so eine gewisse gemeinsame Sicht auf die Welt und ob es jetzt
52:06
ein Werteverständnis oder was auch immer das jetzt ist, braucht es ja schon
52:10
in der Gesellschaft, um es zusammenzuhalten. Wenn wir halt irgendwie uns unendlich weiter differenzieren und individualisieren,
52:17
so schön das in bestimmten Aspekten ist, so sage ich jetzt einfach mal, gefährlich kann das doch für eine Gesellschaft
52:24
sein, weil eine Gesellschaft funktioniert nicht nur mit 80 Millionen Ich-AGs
52:29
irgendwie, wo jeder sagt so, aber ich brauche jetzt irgendwie noch meine Sache
52:32
durchgesetzt bis ins Letzte. Also auf irgendwas müssen wir uns ja dann doch irgendwo mal einigen können.
52:37
Ich weiß nicht, ich bin da ein bisschen zwiegespalten. Erstmal stimmt die Analyse
52:41
natürlich. Ich glaube, dass sie sich noch verstärken wird.
52:45
Ich bin bis wie gespalten, wie man oft reagiert. Und wenn man natürlich sagt,
52:49
so funktioniert es nicht, kommt es natürlich auch aus einer eigenen Nutzalgiehaltung,
52:54
dass es früher so nicht funktioniert hat, der gesellschaftliche Ausgleich.
52:58
Ist es nicht vielleicht, müsste man nicht gleich den Weg gehen,
53:01
zu überlegen, wie man es denn trotzdem schafft, weil diese Außenumstände,
53:04
von denen du sprichst, diese immer stärkere Individualisierung,
53:07
das wird ja nicht weggehen, das wird ja bleiben.
53:09
Und welche Werkzeuge, wenn die alten Werkzeuge nicht mehr funktionieren,
53:13
welche braucht es jetzt eigentlich neu? Na.
53:15
Gut, bringen wir doch mal irgendwie den Neoliberalismus da irgendwie rein.
53:21
Also mein Gefühl, meine Wahrnehmung ist halt auch, na nicht alles,
53:25
aber viel von dem, was schlecht und scheiße ist, irgendwie würde ich halt auch
53:28
dem Neoliberalismus und unserem Kapitalismus in der Form, wie wir ihn betreiben, zuschreiben.
53:33
Weil diese Geschichte, die Erzählung des Neoliberalismus, wie ich sie wahrnehme,
53:38
ist ja halt auch dieses so, du kannst alles schaffen, geil, aber auf der anderen
53:42
Seite, du bist auch für alles verantwortlich. Und hat irgendwie für mich halt auch einen Teil dazu beigetragen,
53:47
in schönen Dingen irgendwie so, okay, jetzt werden die einzelnen Stimmen gehört irgendwie,
53:52
der Einzelne ist wichtig und wir gucken noch irgendwie auf die und die und die individuellen Sachen,
53:57
aber auch so eine Entbindung oder Shift von Verantwortung und damit halt auch
54:03
ein bisschen Auflösen von Zusammenhalt mit irgendwie dem Kapitalismus, der da dazukommt,
54:09
irgendwie die Verteilung von unten nach oben.
54:12
Und also all diese Dynamiken ähm,
54:16
die das schlimmer machen und sich das Gefühl, wenn wir da nicht an einer Schraube
54:20
drehen, dann ist der schöne Teil von Individualisierung, wird uns auch irgendwo auffressen.
54:27
Hundertprozentig, aber wir sind so gern dabei, das mal zu machen.
54:29
Jedes Mal, wenn du Instagram aufmachst und dir die anderen Welten anguckst,
54:32
bist du genau auf diesem Pfad. Von Individualismus, von Spätkapitalismus.
54:38
Und man kann es natürlich als große Kapitalismuskrise begreifen,
54:41
dass hier an einen gesellschaftlichen Kipppunkt tatsächlich gekommen ist,
54:45
wo Kapitalismus gesellschaftlichen Zusammenhalt in dem Maße gefährdet,
54:50
als das, was wir ganz groß in der Bundesrepublik hatten,
54:53
der Sozialstaat und der Kapitalismus zusammen.
54:57
Zusammen, nämlich einen sozialen Ausgleich zu schaffen und trotzdem eine soziale,
55:01
Marktwirtschaft zu haben, eine soziale Marktwirtschaft beschrieben,
55:03
dass das an einen Kipppunkt gekommen ist, wo man sich das Soziale immer weniger leisten kann,
55:09
und den Fokus auf die Marktwirtschaft, die immer stärker individualisiert wird,
55:12
weil plötzlich auch viel mehr Menschen eine eigene Marke sind zum Beispiel und
55:15
eine eigene Persönlichkeit herausentwickeln und nicht mehr kollektiv organisiert sind in,
55:24
Gewerkschaften oder mit Firmen und so weiter und so fort. Und dieser Individualismus,
55:29
den kann man beschreiben, den kann man beobachten, aber erst mal bei sich selbst.
55:32
Da sind wir so alle mit dabei. Und das ist auch etwas, das ist der Geist, den wir nicht mehr in die Flasche
55:36
kriegen. Da bin ich mir relativ sicher.
55:39
Ja, also das ist ja so eine Frage, die ich mir jetzt stelle,
55:42
wenn ich diese Demonstration sehe. Also gegen rechts, ja, und dieser Auslöser, der da war. Ich frage mich manchmal,
55:48
ist das jetzt hoffentlich vielleicht etwas...
55:52
Was die Nadel da wieder ein bisschen in die andere Richtung schlagen lässt,
55:57
wo halt vielleicht angefangen wird, okay,
56:01
vielleicht müssen wir doch zusammen irgendwie mal uns bewegen und vielleicht
56:06
ist Zivilgesellschaft mehr als nur die Demo und das Reingehen in eine Gewerkschaft
56:14
oder sich hier und da und irgendwo.
56:16
Das wäre ja schon mal. Also Parteien und Gewerkschaften verlieren einfach Mitglieder.
56:24
Aber ich glaube, was diese Demonstrationen erstmal schaffen,
56:28
und das ist nicht wenig, Sichtbarkeit.
56:31
Das, was ich vorhin in Frankfurt oder in den 90ern beschrieben habe, was wir in der Szene hatten, exakt jetzt auch wieder. Sichtbarkeit,
56:35
übrigens auch auf Instagram. Oder in sozialen Netzwerken. Und ich kann das aus ganz eigener Erfahrung machen,
56:41
ich war in Frankfurt oder bin ich hingefahren, extra zu einer Demo,
56:43
weil eben Support Your Locals, und habe die Demonstration von Anfang bis Ende durchgefilmt,
56:48
also laut Polizeiangaben waren es 4.500 Teilnehmerinnen, und ich habe die gefilmt
56:52
und es waren 6 Minuten 50 von Anfang bis Ende, was für Frankfurt-Uder einfach
56:56
wahnsinnig langer Demonstrationszug ist. Und ich habe das dann ungeschnitten bei Facebook gepostet mit dem Hinweis hier,
57:03
war von Ende bis Ende 650. Und das wurde dann von einer größeren Seite geteilt aus Frankfurt-Uder und unter
57:09
deren Seite gleich wieder so, ja, und dann wurde gleich wieder so.
57:14
Dagegen anargumentiert, sage ich jetzt mal, aber schon mit so einer richtigen,
57:18
Basis. Und dann habe ich was, ich meine, Da dachte ich mir so,
57:22
ey, Moment mal, da stimmt doch irgendwas nicht. Wenn ich mir jetzt diese 20 Kommentare durchlese, denke ich, das ist alles Lüge.
57:27
Und dann habe ich einfach nur ergänzt und zwar nicht kommentiert,
57:29
sondern im Text umergänzt. Ja, das ist passiert, das ist jetzt geteilt worden,
57:32
darunter wird kommentiert. Es sind jetzt 20 Kommentare, aber diese 20 sind immer noch viel weniger Menschen,
57:39
als allein in dem Vorschaubild jetzt gerade zu sehen sind auf dem Video.
57:43
Und es ist nur ein Frame aus 6 Minuten 50, die da langmarschiert sind.
57:48
Und wie leicht wir uns triggern lassen, was wir denken, was Mehrheit ist und was es nicht ist.
57:53
Ja, das stimmt. Was ich immer wieder interessant finde, es gab ja immer mal wieder irgendwie so,
57:58
ich betreibe mich ja dann auch so in ein, zwei, drei rechten Telegram-Gruppen
58:02
rum, einfach mal so zu sehen, wie ist da die Erzählung und was passiert da gerade
58:07
und was kocht da gerade hoch. Und wenn da immer mal wieder so der Versuch einer Generalmobilmachung und dann
58:13
stehen wir da und dann marschieren wir gegen und am Ende kommen,
58:17
also in mir drin denke ich mir so, oh Gott, fuck ey, jetzt kommen die wirklich
58:20
hier irgendwie und dann sind es am Ende 850.000, 2.000 oder wie auch immer.
58:25
Also mickrige Zahlen im Gegensatz, die dann halt wirklich mal auf die Straße gehen.
58:30
Und das ist ja, ich weiß nicht, ob das ein, ich will es ja gar nicht klein machen,
58:33
also die AfD zum Beispiel beschreibe ich als unfassbar erfolgreiche Internetpartei,
58:38
weil sie halt verstanden hat, dass Internet nicht nur ein Kommunikationsraum
58:41
ist, sondern vor allem Organisationsraum. Und selbst wenn von den Telegram-Gruppen, von den 4000, die organisiert sind,
58:46
nur 1500 kommen, dann hast du eine verdammt gute Responsequote. Ja.
58:49
Weißt du? Das ist so eine, man muss es auch mal so sehen, ja,
58:52
die Organisationsgrad ist enorm. Und das haben wir gesellschaftlich, um dann wieder auf die Demonstrationen zu
58:58
kommen, glaube ich, ganz lange unterschätzt und vor allem nicht für nötig gehalten, es selbst zu machen.
59:06
Und jetzt unabhängig, ich bin gar nicht getriggert von dem, was kommt jetzt
59:10
nach, ich formuliere nicht diese Forderung, wird das eine Bewegung,
59:13
sondern Sichtbarkeit macht erstmal eine Sache in…,
59:19
in einem gesellschaftlichen Debatte. Es ist eine relevante Meinung auf einmal wieder.
59:24
Du wirst jetzt Talkshows haben, wo es Menschen gibt, die auf diese Demonstrationen
59:28
waren und die begründen können, warum. Wenn wir jetzt in den letzten, ich kann mal sagen, seit 2015 in Talkshows gucken,
59:34
wenn es nicht sehr spezifische Themen sind, aber wenn es so global galaktische
59:38
Themen über unsere Gesellschaft sind, dann hast du da immer die richtigen Leute sitzen.
59:40
Aber die hast du doch wieder. Also du hast auch so, also gerade jetzt,
59:43
also ich habe das Gefühl da, also ich sehe jetzt nicht viel fern,
59:45
aber wenn ich dann, merke ich wieder so, gerade jetzt, wo man sagen kann, Hey, hier bewegen sich irgendwie eine Million
59:51
Leute irgendwie jedes Wochenende durch die Republik und sagen,
59:55
darauf haben wir keinen Bock. Und was passiert irgendwie?
1:00:00
Die Parteivorsitzenden werden eingeladen und dazu betragt und ihnen wird wieder die Bühne. Weißt du.
1:00:04
Dass hier eine Million Menschen jetzt aber besser sind, als sie es vorher sind?
1:00:09
Gestärkt und bewaffnet. Und zwar gestärkt darin, dass sie nicht alleine sind, sichtbar sind draußen
1:00:14
und bewaffnet mit Argumenten.
1:00:17
Weil viel größer als die Sichtbarkeit oder Nichtsichtbarkeit in den letzten
1:00:21
Jahren ist ja die Schweigsamkeit der Masse gewesen.
1:00:24
Und jetzt gibt es, muss man fairerweise sagen, durch die Korrektivverschärfung
1:00:30
Anlass, knallhart zu argumentieren.
1:00:34
Zu sagen, du kannst sagen, wir haben ein strukturelles Organisationsproblem,
1:00:39
was Migranten angeht in unserer Stadt.
1:00:42
Du kannst dich aber nicht mit einer Partei gemein machen, machen,
1:00:45
die Migration, Remigration, was ein anderes Wort für Deportation beschreibt,
1:00:49
gleich machen. Und das ist ein Argument.
1:00:52
Und du musst auch von den Leuten, die, und das glaube ich, deshalb funktionieren
1:00:57
da sogar jetzt diese Wählerwanderungen, die man so ein bisschen sieht,
1:01:00
von den Leuten, die für sich subjektiv beschrieben, legitim sagen,
1:01:05
die haben damit ein Problem mit Migrationsströmen, sind nicht alle dabei, die sagen, wir wollen jetzt deportieren.
1:01:11
Sondern viele von denen sagen auch, das müssen wir regeln.
1:01:15
Und ich glaube, das kann zumindest, unabhängig ob sich da etwas verschiebt,
1:01:20
aber das macht ein Argumentationsfeld auf, eine Verunsicherung vor allen Dingen
1:01:23
bei denen auf. Und hier geht es um Verunsichern.
1:01:25
Und das habe ich auch damals geschrieben, weshalb du mich angeschrieben hast. hast.
1:01:30
Das ist verunsichern, finde ich, viel schlauer zu sagen, wir müssen sie zurück
1:01:32
in unsere Parteien holen, weil wir uns eben durch diese Werteskurssätze hinbewegen.
1:01:35
Wenn ich die aber erstmal verunsichere, wenn ich sage, willst du das eine,
1:01:39
kriegst du das andere, ist meine erste Währung, mein erster Schritt mit denen,
1:01:43
endlich so argumentieren zu können, dass sie über ihre Wahlentscheidung so sehr
1:01:48
zweifeln, dass sie nicht wählen gehen. Lieber ins Nichtwählerlager über diese Zweifel wieder stecken,
1:01:53
wo sie übrigens großen Teil herkommen. Also es gibt wenig Parteiwähler zur AfD, die 1 zu 1 von der CDU oder von der SPD zur AfD gehen.
1:02:01
Dazu sind die Werte tatsächlich zu verschieben, sondern es gibt einen großen
1:02:04
Resignationsmoment, wo die Leute gewählen waren,
1:02:07
immer das Gefühl hatten, ich wähle das kleinere Übel, dann nicht mehr wählen
1:02:11
gegangen sind und im Nicht-Wähler-Lager verortet sind und aber aus dem heraus
1:02:17
mobilisierbar auch wieder sind.
1:02:19
Ja, ich wollte gerade, also so in mir drin irgendwie kommt das Argument an und
1:02:23
ich finde es total logisch und auch richtig, aber gleichzeitig krampft sich
1:02:26
auch was zusammen, irgendwie, dass der Weg eigentlich sozusagen ist so,
1:02:31
also, wir sagen ja immer und ich erzähle das ja auch immer so,
1:02:34
geht wählen, irgendwie bewirkt war es und dann sozusagen, dass der Weg ist,
1:02:37
sie wieder zu Nichtwählern zu machen. Nein.
1:02:39
Über Verunsicherung. Wir müssen doch sagen, es soll immer jede Stimme,
1:02:42
die nicht zu AfD geht, aber der zweite Schritt, der nächste Schritt kann nicht
1:02:46
sein, aber dann wählt gleich uns. Es wird so nicht funktionieren.
1:02:48
Nein.
1:02:49
Mein Ziel muss sein, wählt nicht die AfD. Wir müssen auch dazu sagen,
1:02:52
dass wenn man zum Beispiel auf die SPD-Ergebnisse guckt, ob es bei der Bundestagswahl
1:02:55
war oder vor allem bei Landtagswahlen, es ist noch stärker, bei der Bundestagswahl
1:02:58
war es glaube ich nur am zweiten Platz und so weiter und so fort, am meisten mobilisiert hat die SPD,
1:03:01
da wo sie gewonnen hat, immer aus dem Nichtwiderlager.
1:03:05
Da sitzen Menschen, die auf ein Angebot warten.
1:03:09
Und dazu müssen wir sie erstmal wieder bringen. Da können wir Leute wieder ausmobilisieren,
1:03:13
auch für die CDU gilt das, es gilt genauso für die Grünen.
1:03:15
Die Leute gehen ins Nichtwiederlager. Da sie rauszuholen mit einem konkreten
1:03:18
Angebot, wofür stehe ich, diese Respekterzählung, die Olaf Scholz da hatte,
1:03:22
oder den Mindestlohn anzuheben, konkrete Sachen, das muss man jetzt nicht,
1:03:25
also hat man schon angesprochen, aus dem Nichtwiederlager.
1:03:28
Auch die CDU kann sozusagen frustrierte Konservative und davon gibt es ja eine
1:03:33
ganze Menge, die zum Beispiel über Merkel abgewandert sind.
1:03:36
Die denken doch nicht, ich gehe jetzt davon weg und gehe sofort zu den Rechten.
1:03:40
Und es gibt auch ganz viele Konservative, die sehr, sehr, sehr,
1:03:43
sehr gut mit Merkel waren und jetzt nicht wissen, was wir in März machen wollen.
1:03:46
Und deren Antwort wird nicht sein, die müssen sich ja nix erverorten,
1:03:49
die gehen ja nicht zur SPD. Nee, die gehen ein bisschen zur FDP, aber die meisten gehen jetzt nicht wieder Lager.
1:03:55
Und da müssen wir hin. Und wenn ich es schaffe, AfD-Leute so zum Zweifeln zu
1:03:59
bringen, dass sie sagen, ach du Scheiße, wähle ich die, kriege ich hier wirklich
1:04:01
in Höcke und kriege ich hier Deportationspläne.
1:04:05
Das ist nicht im Sinne von dem, bei allem, was mich stört an der aktuellen Regierung,
1:04:08
dann wäre mein erstes Ziel, sie ins Zielslager zu stecken, weil sie da über
1:04:12
ein konkretes Angebot auch wieder abrufbar sind, irgendwann. Irgendwann.
1:04:15
Und das wäre eine Idee, daran könnte man arbeiten. Und das macht man nicht als
1:04:18
Partei, das machen wir als Gesellschaft. Das ist wirklich keine Parteiaufgabe, wenn man die formulieren.
1:04:23
Aber als Gesellschaft muss man sagen, wir müssen Argumente haben,
1:04:25
wir müssen bewaffnet sein, wir müssen sichtbar sein, wir müssen diese Leute
1:04:28
ins Zweifeln wieder bringen, weil sie jetzt jahrelang dachten, sie sind eine geführte Mehrheit,
1:04:32
sie haben die Meinungshoheit und das, was sie sagen, haben recht und die da oben reagieren nicht.
1:04:37
Aber das ist ein guter Punkt auch. Was ist denn das, was wir jetzt tun können?
1:04:42
Also dieses, das ist ja dieses, was da gerade passiert, so eine Ermächtigung.
1:04:47
Okay, ich kann endlich was tun. Ich weiß nicht was, aber ich kann auf die Straße
1:04:50
gehen, ich kann auf die Demo gehen. Das ist gut und richtig und wichtig und bewirkt was, bin ich auch der festen
1:04:56
Meinung und sieht man ja auch und ist für mich trotzdem irgendwo nur so ein Schritt.
1:05:03
Das heißt ja nicht gleich, dass jeder irgendwie jetzt in eine Partei eintreten
1:05:06
muss und das und das und das. Das kann ja im Kleinen.
1:05:08
Also wo und was wären jetzt mal so deine Ideen, Gedanken, was wir jetzt als
1:05:16
Gesellschaft, was jeder Einzelne irgendwie so tun kann?
1:05:19
Also diese Waffen, die du da gerade gesagt hast, die gibt es jetzt irgendwie, diese Argumente.
1:05:24
Wo und wie können wir die nutzen und wo bringen wir die hin? Ja.
1:05:29
Also erstmal finde ich ein bisschen Zeitnotiz, aber das ist so.
1:05:32
Erstmal finde ich auch sehr gut, dass viele Menschen jetzt gerade spüren,
1:05:36
dass die Verantwortung für den Rechtsstrahl eben nicht nur in der Politik liegt
1:05:39
und ihn vor allem aufzuhalten. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Ja, weil nicht Parteien
1:05:45
und Politiken und Regierungen das rechts gemacht haben, sondern eine gesellschaftliche Stimmung,
1:05:49
die bei Instagram endet und bei Pegida in Dresden oder Instagram beginnt und
1:05:55
Pegida in Dresden endet und noch weiter geht.
1:05:57
Also das ist eine gesellschaftliche Stimmung, die politisch kanalisiert ist,
1:06:02
in Parteien kanalisiert ist, aber es ist erstmal eine gesellschaftliche Haltung.
1:06:05
Also muss Gesellschaft da ja auch, natürlich muss Politik ganz viel machen,
1:06:08
darf dem keinen Vorschub leisten und muss dagegen arbeiten, demokratisch,
1:06:12
aber es ist ein gesellschaftliches Problem und wenn über eine Million Menschen
1:06:15
auf der Straße sind, dann wird es erstmal erkannt als gesellschaftliches Problem. Problem. Super.
1:06:19
Riesenhaken hinter. Erste Dings ist gesetzt. Und jetzt muss man,
1:06:23
und so wird es so sein, weil die Demos ernähren sich nicht von alleine,
1:06:27
sondern die Menschen fahren jetzt, wenn dann 150.000 jetzt in Berlin waren am
1:06:32
Wochenende, fahren jetzt wieder in ihre Heimatstädte oder nach Hause und jetzt
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müssen sie sich überlegen, was können die eigentlich vor Ort machen. Und vor Ort bedeutet, wenn ich sage, am Küchentisch, am Küchentisch.
1:06:40
Jeder fragt sich gerade mal. Habe ich eigentlich zu lange die Schnauze gehalten, weil der Onkel auf der Gartenparty
1:06:47
wieder Scheiß erzählt hat? Habe ich jetzt zu lange die Schnauze gehalten, weil mein Kollege im Umkleideraum
1:06:52
wieder Scheiß hat, wenn er wieder Scheiß erzählt?
1:06:56
Oder kommentiere ich gerade mal nicht bei Facebook drunter, weil ich nicht irgendjemanden
1:06:59
aus meinen Erdenschulkameraden verärgern will? Und ich glaube, wenn wir uns da selber mal challengen, wie oft wir aktiv die
1:07:07
Schnauze halten, Also aktiv die Schnauze halten, wo wir uns aktiv nicht äußern,
1:07:12
aus Angst oder aus Sorge tatsächlich einen persönlichen Gegenüber zu vergrätzen.
1:07:17
Das ist erstmal so ganz menschlich. Das ist noch gar nicht politisch, sondern etwas Menschliches.
1:07:20
Aktiv die Schnauze gehalten zu haben, müssen wir in der Lage versetzt werden,
1:07:23
etwas zu sagen. Weil, der hat ja was gesagt.
1:07:26
Der hat diesen Skrupel überhaupt nicht gehabt. Der hat diese Überlegung gerade
1:07:30
in der Umkleidekabine oder auf einer Gartenparty oder beim Facebook, hat ja keinen Skrupel.
1:07:34
Also Dinge, die wir immer gesagt haben, das sagt man nicht, auch wieder nicht
1:07:37
sagbar machen. Richtig. Einfach aktiv widersprechen.
1:07:41
Das Framing haben wir so krass eingetrichtert bekommen oder lesen wir immer
1:07:45
aus rechten Sachen. Man darf ja nicht mehr alles sagen. Das kommt ja nur aus deren Haltung, weil sie Widerbruch nicht dulden.
1:07:51
Sie sagen ja alles, was sie sagen wollen.
1:07:54
Wenn es jetzt nicht Verfassungs... Also sie können ja alles sagen und wenn du
1:07:58
dagegen bist, man darf ja nicht mehr alles sagen. Ja, aber das steht doch da. Wir müssen einfach wieder selbstverständlich Widerspruch lernen.
1:08:03
Das haben wir wirklich ernsthaft. Das kann jeder an sich spüren,
1:08:05
wie wenig Widerspruch wir uns leisten. Und diesen Widerspruch, den wir hatten in der Online-Kommunikation,
1:08:12
die wir ganz viel gemacht haben, gab es eine ganz lange Haltung im Community-Management,
1:08:16
also für Leute, die es nicht wissen, die sich um die Kommentare füllen,
1:08:19
die Haltung Don't care about the comments. Wir können die Trolle nicht stoppen. Wir können diese, wir können die stoppen.
1:08:24
Lass sie einfach laufen. Was wir aber gemacht haben, ist deren Sichtbarkeit erhöhen, während wir unsere
1:08:28
eigene Community, die da völlig dagegen war, völlig alleine gelassen haben damit
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und die haben sich zurückgezogen. Und das ist ein gesellschaftliches Grundproblem. Genau.
1:08:35
Dieses Zurückziehen. Also ich muss sagen, ich habe es ja auch im persönlichen, privaten Umfeld.
1:08:40
Ich meine, ich weiß nicht, wie es bei dir ist, irgendwie aus Frankfurt oder kommend.
1:08:44
Gut, du hast jetzt da irgendwie von deiner sehr linken Bubble erzählt.
1:08:48
Aber ich kann mir ja vorstellen, dass halt auch dein familiäres sonst irgendwie
1:08:53
Netzwerk irgendwie nicht durchzogen ist,
1:08:56
irgendwie von stramm linken, sondern halt irgendwie man in seiner Welt einfach
1:09:00
mal auch sich dann in Kontexten befindet, wo man am Tisch sitzt mit Rechten, mit AfDlern.
1:09:06
Nicht so in meiner Familie, aber schon deutlich divergierende Meinungen.
1:09:09
Das muss ja nicht Familie sein.
1:09:10
Aber das kann ja halt auch sonst irgendwelche Netzwerke sein.
1:09:12
Fairerweise ich nicht so, muss aber dazu sagen, dass zum Beispiel in meinem
1:09:15
ganz persönlichen Kontext alle politische sind. Das heißt also, es gibt sowieso keinen, wo es natürlich abweichende Meinungen
1:09:21
gibt, von konservativ bis so Frankfurt oder konservativ.
1:09:27
Aber eben auch eigentlich alles, dass das das Spektrum ist.
1:09:31
Ich habe ehrlich gesagt jetzt nicht den in meinem ganz persönlichen Umfeld,
1:09:34
nicht in dem, was ich in Social Media lebe als öffentliche Person,
1:09:36
sondern mein ganz persönliches Umfeld gibt es diese Tendenz nicht,
1:09:39
sondern es ist eher eine ganz aktive politische Auseinandersetzung und auch
1:09:42
für mich damals schon auch als Jugendlicher extrem meinungsblind gewesen. gewesen.
1:09:45
Aber die als öffentliche Person, wenn ich da unter meinem blauen Haken durch
1:09:50
die Gegend ballere, dann kriege ich natürlich, habe ich Leute,
1:09:53
die ich früher sehr zu schätzen gewusst habe, total abdriften sehen.
1:09:57
Und das ist, das war schon erstaunlich. Fairerweise muss ich,
1:10:02
kann ich, aber für mich zumindest sagen, dass ich nie die Schnauze gehalten habe. Aber.
1:10:08
Ist für dich jetzt irgendwie dann so ein Instinkt, dich da rauszusehen und sagen,
1:10:13
okay, diese Person ist abgedriftet, ich ziehe mich da raus.
1:10:16
Bis zu einem gewissen Punkt.
1:10:17
Oder gehe ich dann halt auch mal rein oder bleibe da irgendwie.
1:10:20
Nein, bis zum gewissen Punkt. Das darf mir keine... Also ich lasse es so lange zu, solange ich das Gefühl
1:10:30
habe, das ist ein Argument, nicht mit dem ich übereinstimme,
1:10:33
sondern das hat eine Basis, auf der ich denke, da kann man diskutieren,
1:10:36
wir müssen nicht übereinkommen. Wenn ich aber merke, das ist nicht mehr so, dann lasse ich das laufen.
1:10:42
Also ich gehe dann wirklich weg. Ich gehe dann wirklich weg. Das ist auch nicht, wie gesagt, das ist eine ganz einfache Prämisse,
1:10:48
auch in jedem Wahlkampf. Kümmer dich nicht im Aufwand so sehr um die, die total gegen dich sind.
1:10:54
Und kümmer dich auch gleichzeitig nicht um die, die total für dich sind,
1:10:57
sondern kümmer dich um die, die in der Mitte noch nicht genau wissen. Ob sie frei sind.
1:11:02
Ich habe persönlich, also aus meiner persönlichen Erfahrungswelt,
1:11:05
also es gibt auch Kontexte, Netzwerke, in denen ich mich bewege, wo ich...
1:11:11
Mit einem Tisch sitze, mit strammen AfD-Mitgliedern.
1:11:17
Wo ich immer wieder mit mir hadere,
1:11:21
verlasse ich diesen Tisch oder bleibe ich da, rede dagegen, nicht weil ich diese
1:11:30
Person, die diese Meinung vertritt, überzeugen werde. Ich werde die nie überzeugen.
1:11:33
Ich werde die nie verändern. Aber weil ich halt die Schnauze aufmache, weil ich ein Gegengewicht bilde und
1:11:38
an diesem Tisch An diesem Tisch sitzen ja irgendwie 10, 20, 30 andere,
1:11:42
die vielleicht einmal sagen, nur alles, was der gerade gesagt hat.
1:11:46
Also irgendwie, da bin ich auch seiner Meinung, ey, das stimmt ja so.
1:11:50
Und dann aber so, aber ja, okay, was der irgendwo sagt und so.
1:11:52
Und irgendwie, also dieses, das in den anderen Köpfen in Bewegung zu bringen,
1:11:57
denke ich, ist dann eigentlich mein Auftrag, an diesem Tisch sitzen zu bleiben
1:12:00
und nicht zu sagen so, ich setze mich nicht mit einem AfD-Wähler an einem Tisch.
1:12:03
Das wäre jetzt für mich zwar irgendwo auch eine logische Konsequenz und ist
1:12:09
auch ein Trieb in mir irgendwie zu sagen, so auf gar keinen Fall setze ich mich
1:12:12
hier mit einem AfDler an den Tisch, aber auf der anderen Seite sage ich, eigentlich ist es nicht eher dann auch
1:12:17
meine Aufgabe, so nee, du bleibst jetzt da sitzen, du sagst was dagegen,
1:12:20
weil da am anderen Ende des Tisches hört dich jemand, der hält immer die Schnauze,
1:12:24
aber der hört, was du sagst. Und ich habe auch in diesen Kontexten ich habe in diesen Kontexten Leute gehabt,
1:12:30
die dann irgendwann zu mir kamen und sagten so, weißt du was,
1:12:33
beim letzten Mal habe ich AfD gewählt, weil irgendwie, weißt du,
1:12:35
ich musste irgendwie was dagegen, aber das würde ich jetzt nicht mehr machen und die schicken mir.
1:12:40
Aus ihren Telegram-Gruppen irgendwie so, ey hier Ingo, guck mal das habe ich
1:12:45
da irgendwie gesehen und so ey sag mal, stimmt das?
1:12:48
Also die werden irgendwelche Verschwörungstheorien, ja die dann wissen so,
1:12:53
okay der Ingo, der geile Der alte Nerd irgendwie kommt dann an,
1:12:55
ich recherchiere das dann und sage mal, guck mal hier, klack,
1:12:57
klack, klack, hier Faktenchecker, da das, das, das, das, das,
1:13:00
ist nicht. Und dann so, ah ja, gut, okay, super.
1:13:03
Und das ist dann halt so, dieser eine, der mich dann da anhaut,
1:13:05
irgendwie gesagt hat, so jetzt ist es nicht so, ist für mich dann irgendwo so
1:13:08
der Punkt so, okay, vielleicht sollte ich sitzen bleiben.
1:13:11
Exakt. Du redest ja nicht mit dem AfDler, du redest mit den 20,
1:13:15
30 anderen, die am Tisch sind. Und das mache ich mit Bewaffneten. Weil die hören deine Argumente genau wie die anderen.
1:13:19
Und die können die Schnauze halten, aber die hören diese Argumente,
1:13:22
das ist Bewaffnung, das ist ein Gegenargument. Und das hilft. Das hilft als erster Schritt. Der zweite Schritt,
1:13:26
was da passiert, ist ja schon krass, ist ja schon grandios, wenn man dann sozusagen
1:13:30
erstens eben nicht mehr AfD wählt.
1:13:32
Das heißt ja noch nicht, dass man jemand anders wählt.
1:13:35
Ich weiß nicht, was der wählt. Keine Ahnung irgendwie so. Er hat mir nur das Nummer gesagt.
1:13:37
Aber das wäre, das ist ja schon mal super. Ehrlicherweise ist es auch wirklich
1:13:41
ein ziemlicher Idealzustand. Das kann man gar nicht von, man kann auch gar nicht von anderen Leuten erwarten,
1:13:45
dass sie dann da nachrecherchieren. Weil ehrlicherweise muss man als mündiger Bürger auch verlangen können,
1:13:48
selber mal nachzurecherchieren, wenn ich selber schon die Frage habe, ob das stimmt.
1:13:52
Stimmt, aber es ist ja auch an der Stelle vielleicht auch zu viel verlangt,
1:13:55
weil sonst wären wir ja vielleicht nicht bei der AfD. Aber das ist genau, dafür lohnt es sich. Zu erkennen, das ist ein 1 zu 1 Gespräch,
1:14:02
darum geht es nicht, das wirst du nie gewinnen können, das ist ein Austausch, das ist ein Anschreien.
1:14:06
Aber für alle, die drumherum sitzen, die hören ganz aufmerksam zu.
1:14:11
Und das meine ich mit Bewaffnen. Gesellschaft bewaffnen mit Argumenten, sichtbar machen von Argumenten,
1:14:16
da wo wir viel zu lange die Schnauze gehalten haben, da funktioniert das gut.
1:14:20
Und ich glaube, das ist am Ende stärker, das meine ich wirklich ganz ernsthaft,
1:14:25
weil stärker, weil nachhaltiger, als zu sagen, es sind alles Nazis.
1:14:29
Das löst nämlich wahnsinnig kranke Reaktanzen aus, weil die sich nämlich über
1:14:33
die, die sich selber nicht als Nazis beschreiben, sondern in der Gruppe sind,
1:14:36
die ich beschreibe, von sich her nie sagen würden, dass sie Nazis sind.
1:14:40
Wir haben nämlich da ein wahnsinniges Demokratieparadox.
1:14:43
Die denken, das sind die wahren Demokraten. Und die fühlen sich nicht demokratisch
1:14:47
vertreten, weil sie ihre Stimme, Stichwort Dienstleistungsgesellschaft, nicht gehört fühlen.
1:14:52
Nicht repräsentiert fühlen. Und die denken, wir sind das Volk.
1:14:55
Das ist ein Demokratiebegriff, der ist pervertiert, der ist neoliberal,
1:14:58
der ist vor allem libertär. Aber genau der mündet da drin. Die denken, die sehen sich als Nazis,
1:15:06
die sind nicht als Demokrat und fühlen sich nicht in einer Demokratie lebend.
1:15:09
Und genau dieses Gefühl zumindest, und es beginnt ja damit zu sagen, Wir nehmen dich ernst.
1:15:13
Und hier ist ein Argument. Ich verstehe, dass du deine Frage hast an dieser,
1:15:17
Verschwörungstheorie. Hier ist das Gegenangebot. Hier sind die Fakten. Entscheide selbst.
1:15:22
Aber es heißt erstmal ernst nehmen. Du sagst nicht, bist du bescheuert?
1:15:25
Das steht doch da. Natürlich, das ist keine Echse. Steht doch da.
1:15:28
Kannst ja selber drauf kommen. Nee, du gehst hin, recherchierst,
1:15:30
sagst, guck, willst du es ernst nehmen? Das geht nicht in Gänze bei allen. Ich sage nur, es ist ein Weg und ich will
1:15:35
nicht die Sorgen von AfD-Bürgern ernst nehmen.
1:15:38
Darum geht es überhaupt nicht. Das ist die Argumentation, sondern im Gespräch
1:15:41
begründete Zweifel wecken, ob das Weltbild so funktioniert und ob das im Sinne
1:15:46
von einer Gesellschaft ist, in der die Menschen leben wollen. Und das ist, glaube ich, ein Prozess, der ist vor allen Dingen super anstrengend und super lange.
1:15:54
Aber es ist die einzige Möglichkeit, gegen diese rasanten Möglichkeiten,
1:15:59
die wir gerade medial und politisch leben, anzugehen. Wir müssen einfach sehr
1:16:03
lange Arbeiten haben und diese Diskussionen suchen.
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Ja. Ja, ja, ja, ja.
1:16:11
Resoniert auf jeden Fall. Also, ich muss aber auch ehrlich sagen,
1:16:15
es ist echt immer, was du sagst, es ist hart. Also es ist halt auch hart, irgendwie persönlich irgendwie das so zu machen
1:16:21
und ich bin da auch immer wieder am Zweifeln, weil es ist halt auch hart,
1:16:24
also gerade halt auch in persönlichen Umfeldern, für mich persönlich dann halt
1:16:32
auch so oft so, warum redest du denn mit denen?
1:16:34
Also ich meine, ich bin grundsätzlich irgendwie in einem, nennen wir es jetzt
1:16:39
mal linken Umfeld, also eigentlich genau das Gegenteil.
1:16:41
Und wenn dann mitbekommen wird, ich rede mit solchen Leuten,
1:16:45
dann werde ich halt auch in der Geschichte so, das macht man nicht.
1:16:49
Naja, sagen wir mal so, die Phasen der Aufklärung sind immer die der besseren
1:16:51
Menschheitsgeschichte. Und vielleicht habe ich das hier in Zeiten von Desinformation und ich meine
1:16:57
es noch nicht mal fälschlich, sondern einfach auch zu viel Information. Absolut Überforderung, das anzuerkennen, dass es eine absolute Überforderung
1:17:03
gibt. Da braucht es Aufklärung.
1:17:08
Medienarbeit, politische Arbeit, Argumentation.
1:17:12
Und das muss, deshalb meinte ich vorhin, ob es nicht ein anderes Verständnis
1:17:15
davon braucht, wie wir wieder, wie wir mit der neuen Zeit umgehen,
1:17:21
als zu sagen, früher hat es doch mal anders funktioniert.
1:17:24
Ich glaube.
1:17:24
Wir kriegen diese neue Zeit nicht.
1:17:26
Was wäre denn das denn für Geschichten? Also hast du da schon eine Idee?
1:17:30
Es beginnt tatsächlich ziemlich egoistisch und subjektiv.
1:17:35
Zu verstehen, was die eigenen... Achso, ich wollte noch ein Beispiel bringen.
1:17:38
Es ist total interessant, wenn man ungestützt abfragt, nämlich was sind die
1:17:43
drängendsten Probleme, die Deutschland umtreiben, jetzt wirklich ganz vorschreibend formuliert.
1:17:48
Also quantitativ abfragen, wirst du immer Migrationen unter den ersten fünf finden.
1:17:52
Pass auf, wenn du qualitativ nachfragst, was bedrückt dich an deinem Tisch zu
1:18:00
Hause gerade? Hast du Migrationen?
1:18:03
Zwischen 12 und 17. Wir haben nämlich oben eine mediale, aufgeladene Debatte und haben aber im privaten
1:18:12
Kontext wahnsinnig wenig damit zu tun, weil natürlich ist Migration ein Problem,
1:18:16
aber es ist ein organisationisch-strukturelles Problem, vor allen Dingen der
1:18:18
Kommunen, was thematisiert wird.
1:18:21
Es hat nachlegende Probleme mit Schulplätzen, Kita-Plätzen. Es gibt nichts zu
1:18:27
leugnende strukturelle Probleme. Die hast du aber ganz, ganz selten zu Hause an einem Küchentisch.
1:18:31
Da hast du ganz andere Probleme. Da hast du Teuerung, Energie, Inflation, Altersvorsorge, Bildung der Kinder, Bauzinsen.
1:18:42
Tatsächlich solche Sachen sind da drin. Und wenn man diese Probleme annimmt, dann merkt man schon, was eigentlich geht.
1:18:48
Nämlich tatsächlich, meinen Kindern soll es noch besser gehen als mir oder geht
1:18:51
es ihnen noch besser und was geht eigentlich um mein Portemonnaie? Eine Idee wäre, dass man sich sehr stark darum kümmert, dass man sehr stark
1:18:59
sich um diese Probleme kümmert und eben nicht die Top 5, fairerweise sind in
1:19:05
Top 5 tatsächlich auch drin, Mobilität, Umwelt und so weiter und so fort.
1:19:09
Und Migration, ich will sie ja nicht wegdrücken, ich sage nur,
1:19:12
der Kern für diese Top 5 ist in der individuellen Problembeschreibung,
1:19:17
sind ganz andere Sachen dann noch verortet.
1:19:20
Und den Blick kurz darauf zu lenken, das wäre eine Möglichkeit,
1:19:24
hat was damit zu tun, dass viele dieser Einzelprobleme, die aber zum Beispiel
1:19:28
sind, aufgrund unserer föderalistischen Gesellschaft schwer aufzuheben sind.
1:19:34
Sind, weil wir adressieren zum Beispiel kommunale Probleme an den Bund als Bürger.
1:19:39
Und Tatsache ist übrigens auch, dass zum Beispiel in der Medienwelt zum Beispiel
1:19:42
Landespolitik komplett untergeht. Also wir wissen noch irgendwie, was im Radweg und wenn das Feuerwehrhaus gebaut
1:19:47
wird, im Kommunalen, das kriegen wir noch mit. Und wir kriegen die Bundespolitik mit, massiv, aber Landespolitik kriegen wir
1:19:53
gar nicht mehr mit. Und dabei sind die ja für ganz viele Sachen zuständig. Bildung zum Beispiel.
1:19:57
Wieso eigentlich nicht? Also weil ich meine eigentlich medial sind wir doch
1:20:00
in einer, also wir haben ja gerade eine Individualisierung, Fragmentierung, etc.
1:20:04
Irgendwie besprochen. Warum findet die auf einer medialen Ebene eigentlich nicht statt?
1:20:09
Weil es nicht leistbar ist für die einzelnen Kanäle, die wir haben.
1:20:11
Also, weil die Tagesschau nicht die Einzelprobleme von Land Brandenburg beschreiben kann.
1:20:17
Das ist einfach nicht leistbar. Stattdessen hast du dann so diese Abendschauen.
1:20:21
Aber wo sind die TikToker, die halt irgendwie darüber...
1:20:23
Die gibt es, tatsächlich, die gibt es. Aber die gibt es halt noch zu wenig.
1:20:29
Und du musst halt, das sieht man so krass daran, wie zum Beispiel Bauernproteste,
1:20:33
Auch in Frankfurt formieren sich da die Proteste immer noch von Handwerker und
1:20:38
Traktoren und so weiter und so fort. Die fahren da jede Woche, adressieren aber Probleme, die nur der Bund lösen kann.
1:20:44
In der Stadt Frankfurt oder an den Bürgermeister, an die Stadtverwaltung.
1:20:48
Das ist erstmal, welchen Hebel haben sie sonst? Darum geht es gar nicht.
1:20:51
Da ist keine Kritik drin. Ich sage nur, wir haben bloß so eine falsche Erwartungshaltung,
1:20:56
daran wäre die Probleme eigentlich für uns löst. Und das sichtbar zu machen, wie eigentlich wie, also diese Komplexität auch
1:21:02
aufzuzeigen, die zu beschreiben, das ist Teil von einer Kommunikationsaufgabe,
1:21:05
die dann wiederum Politik und Medien zu wenig leisten gerade.
1:21:09
Ja, also ja, für mich auch, wie gesagt, große Enttäuschung irgendwie.
1:21:13
Also für mich eine große Enttäuschung in letzter Zeit in den Medien,
1:21:17
wir hatten das ja vorhin schon, dass da zu wenig ist.
1:21:20
Oder vor allen Dingen halt auch die falschen Akzente gesetzt werden.
1:21:25
Also wenn wir jetzt diese Bauernproteste mal nehmen, in meiner Wahrnehmung,
1:21:32
na klar, es gibt ein riesengroßes Problem in unserer Landwirtschaft, dass Höfe sterben etc.
1:21:38
Also es gibt all die Ursachen, die sind ja mannigfaltig und müssen auf den Tisch.
1:21:45
Stattdessen wurde in diesen ganzen Berichterstattungen über die Bauernproteste
1:21:49
halt nur über diese Alarm, die Dinge, alles lernens, Diesel und so was.
1:21:55
Und dann sich halt auch von den Medien noch zu eigen gemacht,
1:22:00
dass da halt ein Bauernverband, der halt irgendwie eine Lobbyorganisation der Agrarindustrie ist,
1:22:06
die sich anmaßen, irgendwie zu sagen, wir sprechen für die Bauern,
1:22:10
die Bauern in so einem Stockholm-Syndrom da halt irgendwie, weil sie selber
1:22:13
auch gar nicht wissen, was sie jetzt noch machen sollen, dass das nicht mal,
1:22:17
also es ist ja so einfach und offensichtlich,
1:22:20
dass da Journalismus es nicht irgendwie kriegt, das mal so ein bisschen auseinanderzudröseln.
1:22:24
Ich meine klar, man mag vielleicht nicht mehr diese Möglichkeit haben,
1:22:27
in die Tiefe zu gehen, aber wir leisten uns da halt irgendwie einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk,
1:22:33
der dann halt am Ende auch nur irgendwie die Headlines und die Empörung und
1:22:41
die was weiß ich nicht was irgendwie nach vorne bringt. Ja.
1:22:43
Weil das halt, wie gesagt, ich glaube, das ist halt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.
1:22:49
Wie gesagt, Opfer und Täter, so eine mediale Öffentlichkeit,
1:22:52
die fordern wir und fördern wir, das ist einfach so. so.
1:22:55
Bei Bauernprotesten könnte man sagen, auch falschen Adressat gewickelt,
1:22:58
weil die nämlich eure Preise Dumping machen und dass ihr von Subventionen überhaupt
1:23:01
abhängig seid, den schüttet da den Mist nicht vor die Tür, der Schengus geht nach Aldi.
1:23:06
Sondern den bringt es zur Regierung, die halt so... Aber wie gesagt,
1:23:10
es geht ja mit jedem Protest rum, da wird man seine Fühlen wiederfinden.
1:23:12
Es zeigt nur die wahnsinnig, wahnsinnig Komplexität. Und wie gesagt, und damit will ich es überhaupt nicht
1:23:19
diskreditieren, aber es gilt eben für viele Beschriebene, die wir eskalierend empfinden.
1:23:25
Wir haben auch eine extreme Streikdynamik gerade, Politik als Dienstleistung zu begreifen.
1:23:30
Die müssen jetzt uns entgegenkommen. Dabei bedeutet gesellschaftlicher Wandel,
1:23:35
den wir alle erleben, eben auch von uns Kompromisse.
1:23:38
Kompromisse bedeutet übrigens, dass das eine mich kosten wird,
1:23:42
aber das andere mir was bringen wird.
1:23:43
Da will ja keiner weg. Keiner will irgendwas abgeben.
1:23:46
Ja, und wir konzentrieren uns sowohl in der Problembeschreibung als auch in
1:23:49
der politischen Dimension immer, was es kosten wird. Kommunikativ, Politik und medial, ganz selten darum, was es eigentlich bringen wird.
1:23:57
Und das halte ich für zumindest ein Hebel, mal drüber nachzudenken,
1:24:01
wie kann man es denn machen. Und die dürfen es nicht globalgalaktisch erklären, wir retten damit den Regenwald 2035.
1:24:07
Völliger Blödsinn, sondern deine Solaranlage auf dem Dach.
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Deine Gaswärmespeicher, Gaswärmepumpe, Quatschwärmepumpe an der Wand so und
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Boden drin. Was bringt das? Geld. Geld, Geld, Geld.
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Und ganz pauschal gesagt, aber so in zehn Jahren.
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Was bringt das eigentlich? PS, in zehn Jahren ist Technologie so weit,
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wie wenn du kannst bei Amazon die Dinger kaufen. So billig produziert.
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Einfach so ein bisschen Leute mitnehmen auf die Reise und nicht immer aus Angst
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und teuer und vor allem aus falschen Gründen beschrieben.
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Also ich glaube, falsch meine ich gar nicht inhaltlich falsch, sondern so als falsche Motivation.
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Zu sagen, wir brauchen jetzt, wir müssen, um das 2-Grad-Ziel abzusenken bis
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zum Jahr 2035, müssen wir jetzt die Ölheizung ausreißen, ist jetzt,
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ich sag, das wird mit Absicht total pauschalisiert und stimmt natürlich.
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Hat nie jemand so gesagt. So kommt es aber aber an.
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Aber das kommt nur genauso an, weil die Gegenerzählung nämlich fehlt.
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Nämlich zu sagen, das rechnet, frag mal einen Heizungsbauer und der sagt,
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soll ich jetzt noch eine Ölheizung ranbauen? Dann sagt der, sag mal, bist du bescheuert?
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Bei den Preisen, dann mach dir mal hier die Gasheizung, dann kriegst du noch
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Förderung, kannst sogar noch zurückspeisen, also nicht Gasheizung machen, eine Wärmepumpe.
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Die argumentieren rational. Wir argumentieren nie rational, so kommt es auch
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nicht an und deshalb steigen sie den Traktor an.
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Es bleibt komplex.
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Es ist komplex, es braucht aber als Durchhaltevermögen und wenn man irgendwas
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aus dieser Zeit jetzt gerade mitnimmt und so ein bisschen auf die Bilder schaut
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der Demonstration, dann glaube ich, dass es insofern etwas sein kann,
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dass es ein Erweckungserlebnis gibt, Insofern, dass man diese Komplexität endlich ernst nimmt.
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So, dass auch Politik versteht, dass einfache Antworten keine Antworten mehr
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sind, weil sie eben nur, also nur ein Teil der Gruppe zufriedenstellen und nicht mehr mehr die.
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Ja, sondern dass Zukunft uns wahnsinnig herausfordern wird, ähm,
1:26:00
Wie gesagt, mein großes Wording ist immer, wie kriegen wir die meisten mit?
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Das ist ein sehr sozialdemokratisches Projekt, aber wie kriegen wir die meisten in diesem Wandel mit?
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Und was bieten wir denen? Was ist das Aufstiegsversprechen? Was ist die Chance darin?
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Die Chancenbeschreibung in der Zukunft?
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Aber warum ist da gerade die SPD so?
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Weil sie konservative, weil sie eine kernkonservative Partei ist.
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Aber, also konservatives Müll. Konservativ insofern, dass die Wähler erstmal völlig zu Recht,
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das ist ja menschlich, erstmal auf sich gucken. Aber wollen nicht das hinten an runterkippen. Das ist erstmal völlig legitim zu sagen, so.
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Und dann aber eine positive Beschreibung zu machen für diese Zukunft,
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zu sagen, was bringt sie uns eigentlich und was sind die Chancen.
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Daran scheitern wir, PS, natürlich auch ganz stark daran, weil wir die Antworten
1:26:50
meistens noch gar nicht haben, weil es auch alles super explorativ,
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wirklich total krass funktioniert und viel zu schnell ist und disruptiv funktioniert
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in einzelnen Bereichen und wir keine Antworten haben.
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Aber es beginnt damit, es würde damit beginnen zu sagen, okay,
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wir verstehen diese Unsicherheit. Und es gab mal etwas, das hat Franz Müntefering gesagt, was ich sehr, sehr stark finde.
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Der Satz ist erstmal noch kein Antwort schuldig, aber ist der Satz,
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wir brauchen Sicherheit im Wandel. Und diese Sicherheit im Wandel zumindest versuchen herzustellen.
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Und das funktioniert nur über Kommunikation, nämlich Sicherheit ist ein faktischer
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Begriff, aber ist natürlich auch ein Gefühl.
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Klar, ich meine, dieses Gefühl hat in meiner Wahrnehmung Mutti so lange dastehen
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lassen. Sie hat Sicherheit gegeben. Sie hat allen irgendwie so, das wird schon. In.
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Fairer Weise muss man sagen, es gibt einen Irrigen, der hat diesen Diensteinzelgedanken,
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den ich tatsächlich auch kritisierend in Zeit führe, auch herbeigeführt.
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Wir haben auch so einen Irrigen-Partizipationsbegriff von Politik eine ganze Weile gehabt.
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Weil Politik in Deutschland bedeutet, ist ein Delegationssystem.
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Eigentlich im Kern würdest du wählen gehen, und das ist gar nicht böse gemeint,
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du würdest wählen gehen und die sollen es machen und sollen mich möglichst nicht stressen.
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Ich wähle die, von denen ich halte, dass sie es am besten können.
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Die sind mit meinem Wertekorsett halbwegs überein.
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Die haben mich damit auseinandersetzt und die werden mich auf dem Weg schon irgendwie mitnehmen.
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Aber haltet diese Regierung zusammen. Stresst euch nicht, weil wenn ihr euch stresst, stresst ihr mich.
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Und dann ist alles gut. Wir sprechen uns in vier Jahren wieder.
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So. Dann werde ich bemessen, ob das so funktioniert hat. Das hat Mutti 16 Jahre gemacht.
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Wir in der Wahl, im Wahlkämpfen haben wir das,
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asymmetrische Demobilisierung genannt. Es ist aber so. Es ist,
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halte den Laden zusammen. Und halte die Menschen ruhig. Indem du denen sagst, ich mach das schon. Sie kennen mich.
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Aber.
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Es hat funktioniert. Weil das das Grundwesen ist von ganz vielen Menschen in diesem Land.
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Nämlich zu sagen, Im Kern ist es mir zu komplex.
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Ich habe andere Sachen, ich muss mich kümmern, ich will arbeiten, ich habe einfach meine eigenen Sachen zu tun und will mich eigentlich im Kern
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nicht kümmern und im Moment erleben wir, das ist dann wieder doch und dann schließen
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wir jetzt den Kreis zum Anfang, eine ähnliche Überforderungssituation wie dann nachfolgend 98,
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die Menschen von diesen ganzen Bewegungen wahnsinnig überfordert werden,
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was sie von sich aus schon wehren über die globalen Situationen,
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aber natürlich auch ein Gefühl von der Regierung gerade haben,
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dass sie es auch ist und sich darüber zerfetzt. Und wenn du dann das Gefühl hast, da ist nicht Mutti, sondern da gibt es halt
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nur diese Unsicherheit und hauen sich gegenseitig in die Schnauze,
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dann verlierst du den Glauben an Politik.
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Ja, ich habe eine Frage, die mich so ein bisschen umtreibt und wo ich da mal
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deinen Take mal kurz zu hören will. Also mein Bauchgefühl ist, in was wir uns gerade befinden, allgemein,
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global und grundsätzlich, es gibt so diesen gefühlten Shift irgendwie so,
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okay, dieses ganze Ding mit dem Kapitalismus, wie wir es jetzt gemacht haben,
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das funktioniert nicht. Also irgendwo so ein Ding.
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Bei der Debatte sind wir gesellschaftlich überhaupt nicht.
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Meinst du?
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Nein.
1:30:00
Ich habe es, also gut, meine grundsätzliche Wahrnehmung, irgendwo ist was in
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Bewegung geraten, viele Dinge, nennen wir es vielleicht mal nicht Kapitalismus,
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aber einiges funktioniert nicht mehr. Die populistischen Strömungen, also da ist irgendwie sowas am Rumoren und wir
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sind in Transformationsprozessen. Die, aus meiner Sicht, sind wir in diesem großen Umbruch, ist das jetzt so ein
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Teil dieses Reiben und Rühren und dann kommt irgendwie sowas wie die französische
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Revolution und dann halt die nächste Art von Gesellschaft oder irgendwas,
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also ich habe so ein Bauchgefühl, manchmal sind wir in so einem Prozess,
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wo etwas ins Bewegen geraten, was dann natürlich erstmal damit zu tun hat, es ist erstmal total viel Friktion
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und also auch Unruhe und in jeder negativen Form mehr Kriege, mehr dies,
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mehr das, Ja, um uns zu überführen.
1:30:50
Ich glaube, es wird noch viel, viel mehr in was Neues.
1:30:54
Oder wird es das? Also ich meine, das ist jetzt in die Glaskugel und nach vorne geguckt.
1:30:59
Aber man kann ja auch immer ein bisschen nach hinten gucken in die Vergangenheit.
1:31:03
Und da war es ja teilweise so. Befinden wir uns in sowas? Naja.
1:31:06
Wir haben das gegen die französische Revolution, ein unglaublich fragmentiertes Interessensgebiete.
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Damals gab es viel weniger Sichtbarkeit von Einzelinteressen,
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die hast du natürlich heute. Und diese Sichtbarkeit von Einzelinteressen, nehmen wir es einfach mal als einzelne
1:31:21
Informationen, die irgendwie durch irgendeinen Stream läuft,
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gibt es ja auch eine wahnsinnige Überforderung von den Empfängern,
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der darauf guckt, diesen Einzelinteressen. Und das lähmt total.
1:31:32
Also die schweigende Masse gegen rechts ist ja nicht eine, die aktivistisch
1:31:37
zu begründen ist, sondern eine Lähmung und ein Ohnmachtsgefühl gegenüber der Situation.
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Weil in jeder Talkshow sitzen die, oder plötzlich in der eigenen Timeline,
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plötzlich in deinen eigenen Kommentaren auf deiner Facebookseite.
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Das ist lähmt. Du denkst, du bist alleine. alleine. Und dieses Lähmungsgefühl
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führt nicht zur nächsten französischen Revolution.
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Es führt auch von rechts nicht zu einer französischen Revolution,
1:32:00
sondern dieser Individualismus, den kann man negativ beschreiben,
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an dieser Stelle verhindert er das aber, glaube ich. Erschafft so oder so kein Kollektivgefühl dafür, was danach kommen sollte.
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Und die gesellschaftliche Debatte, natürlich sind wir in einer veritablen Kapitalismuskrise,
1:32:17
aber das ein gesellschaftliches Thema ist, gehen aber mal locker 10,
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15 Jahre ins Land Plus die gesellschaftliche Entwicklung, die noch dazukommt,
1:32:24
von der wir es nicht wissen. Die Menschen haben ja gerade Angst, dass das, was sie in der Marktwirtschaft,
1:32:29
der Wirtschaft haben, dass es weggenommen wird. Wir sind ja weit davon entfernt zu sagen, man müsste es in irgendeiner Art und
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Weise kollektivieren oder sonst, jetzt mal als eine Option. Das funktioniert so nicht.
1:32:40
Und das ist ein Gefühl.
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Ich glaube, dass zum Beispiel ein Gerechtigkeitsgefühl ist, wer welche Abgaben
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zu leisten hat, ganz stark ist. Viel stärker, als dass man es nur runterbrechen kann auf Erbschaftssteuer und
1:32:53
Vermögenssteuer, sondern Menschen merken schon.
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Das ist natürlich jemand, der eine 100.000 Euro Karre fährt.
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Es kosten mittlerweile sehr, sehr viele Autos 100.000 Euro.
1:33:05
Dass dem scheißegal ist, ob der für 1,60 tankt oder für 1,90.
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Aber für den, für den, für den, für die, die, die, die, die,
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nicht mal so Passat-Kombi, Pendler, Frau, Mann in die Stadt rein,
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dessen richtig ein Thema ist, ein richtiges Thema ist.
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Und diese Ungleichbehandlung von diesen, also das zu sehen, Und das übrigens
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auch auf Instagram zu sehen, wie Leute, was Geld an Wert in Wirklichkeit verliert,
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wie schnell 100.000 Euro weg sind. Jeder, der selbst heute einen denkt, ich kriege eine Million,
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denkt sich, okay, reicht für ein Haus und dann war es das. Was ist aber für Zahlen mal nur vor 15 Jahren noch vorhanden und wie schnell
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das an Wert verliert. Und ich glaube, dieses Gefühl, dass die Belastungsverteilung
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von diesen Veränderungen ungleich verteilt ist, das ist sehr stark.
1:33:53
Und das ist, wie gesagt, ich finde das total verkürzt auf Vermögens,
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und da muss man reingehen, bin ich fest in Überzeugung, aber das ist in der
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Wahrnehmung, ob es eine Einkommenssteuer gibt oder eine Vermögenssteuer,
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interessiert den, der diese Pendlerfamilie beschrieben habe,
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erstmal überhaupt nicht. Sondern die denken sich bloß, wenn ich 1,70 bezahle, geht es richtig ins Geld.
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Oder wenn ich im Supermarkt plötzlich 30% mehr Kohle bezahlen muss,
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durch Teuerung und Inflation und so weiter und Energie. Da interessiert es nicht.
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Ich glaube, diese Sichtbarkeit von Ungleichheit, das kann was bewegen.
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Und das könnte uns herausfordern, darüber nachzudenken, wie man damit überhaupt
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umgeht mit Abgaben, mit Besteuerung, mit Belastung und so weiter und so fort.
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Gleichzeitig zum Fliegen. Alle sagen ja, wir dürfen nicht mehr fliegen.
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Die anderen machen CO2-Kompensation. Wenn die anderen sagen,
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sie dürfen nicht mal in den Urlaub oder zu ihrer Familie in die Türkei fliegen, was ist der Punkt?
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Und diesen Ungleichstand der Debatte, das erleben die Menschen als wahnsinnig ungerecht.
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Ein Teil davon, die es ungerecht hat, formulieren es als Forderung,
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das zu ändern an Politik oder sehen, dass das nicht passiert,
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resignieren, nicht für Lager und vielleicht AfD.
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Also das funktioniert, unabhängig davon, dass die AfD dafür genau gar keine Antworten hat.
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Sogar explizit dagegen. Aber das ist ja dann die zweite Ebene.
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Na gut.
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Anstrengend und komplex.
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Aber so ist es halt. Aber ich finde schon mal einen guten Abriss heute nochmal
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hingelegt für das, was man jetzt mal so. Ich habe eine Sache noch, die vergesse ich immer wieder, aber mit dir will ich
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es mal wieder einführen. Ich habe eigentlich eine kleine Playlist, die ich von jedem meiner Gäste führe.
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Und ich will eigentlich von jedem meiner Gästen den all-time-favorite Song haben. Kann.
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Ich dir sagen. 93 Till Infinity. Also wirklich ein unfassbarer Song für mich.
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Der ist banal.
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Das ist ein Party-Song, Chiller-Song eigentlich.
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Aber der macht so viel, das ist der Song, der soll auf meiner Beerdigung gespielt
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werden, weil der so viel in mir macht, wenn ich ihn höre.
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Der hat so Reminiscenz an meine Vergangenheit, der macht mir gute Laune,
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der begleitet mich, der wird nie alt, der ist unglaublich Rap und Hip-Hop für
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mich. Von der Attitüde des Videos cool.
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Es ist einfach so, guck mal, wie schnell ich das auch sagen konnte.
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Weil es der Song ist.
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Der mir das beste Gefühl gibt und so.
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Super Pick irgendwie. Ich hätte Bauchgefühl, hätte ich gedacht,
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jetzt kommt ein deutscher Hip-Hop-Song. Nee.
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Davon gibt es, Deutschrap hat mich total geprägt, in dem, wie ich auf Sachen
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gucke oder auch, hab's ja auch selber gemacht, wie ich schreibe und wie ich
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so auch, Attitüde und ganz viel. Aber das ist eher so Kultur, aber so das Main-Ding, Ninety Street Till Infinity, ich, Alter, Bombe. Ja.
1:36:34
Kommt drauf.
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Geil. Sehr gut.
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Cool. Danke, Matthias.
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Sehr gern.
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Hat richtig Spaß gemacht. Ja, mir auch. Und dann bis zum nächsten Mal. Ciao. Ciao.
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