Episode Transcript
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0:52
So, Willkommen zu Denken hilft, eine neue Folge, eine neue Gästin, Julia bei mir.
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Eigentlich, Julia, willst du dich nicht selber mal vorstellen?
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Ich wollte jetzt irgendwie eine große Rede ansetzen.
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Ja, mach doch mal.
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Wir haben gerade festgestellt, das wird bestimmt ganz gut, weil wir uns schon so lange kennen.
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Jetzt müssen wir natürlich aufpassen, die anderen kennen dich ja noch nicht,
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dass wir jetzt hier nicht irgendwie das nur zu einem Gespräch unter Freunden
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machen, sondern ja unser Publikum mal mitnehmen.
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Also wie gesagt, Julia und ich, wir kennen uns schon sehr lange und Julia ist
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eine super Gästin für Denken hilft, weil sie in einem Bereich ist,
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der so meine zweite kleine Liebe ist, die Medizin.
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Ich habe ja selber überhaupt kein medizinisches Talent, finde es aber faszinierend
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und bewege mich da so am Rande drin.
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Und Jule ist mittendrin und darüber wollen wir heute ein bisschen reden.
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Und wenn ich jetzt weiter vorstelle, können wir mal, wo kommst du eigentlich
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her? Das frage ich alle meine Gäste.
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Das ist eine Frage, die ich relativ häufig und unverhofft gestellt bekomme.
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Wo kommen Sie eigentlich her? Ja, und ich habe mir angewöhnt,
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darauf zu sagen, ich komme aus Wilmersdorf.
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Weißt du, aus Wilmersdorf?
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Ich komme aus Wilmersdorf, ja.
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Da bricht jetzt eine Welt für mich zusammen.
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Ich dachte, du bist aus Lichterfelde. Nee, wir sind nach Lichterfelde ausgewandert quasi.
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Ich bin in St. Gertraunen geboren. Also meine Mutter war da Hebamme und dann
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bin ich da auch geboren in St. Gertraunen. Ich bin nicht katholisch, auch nicht evangelisch, aber genau.
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Also ich bin in St. Gertraunen geboren, was sich in Wilmersdorf befindet.
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Also, ich komme aus Wilmachtorf. Und dann sind wir nach Lichtenrade ausgewandert und da waren wir sehr,
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sehr lange und dann von da nach Lichterfelde.
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Aber ich glaube, den größten Teil meiner Kindheit habe ich in Lichtenrade verbracht.
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Das war auch sehr schön, direkt am ganzen, das war noch richtiger Stadtrand,
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da gab es ja noch eine Mauer und so. Das ist auch schon ein paar Jahre her.
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Also für alle, die uns außerhalb Berlins zuhören, wir reden hier von Berliner
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Stadtbezirken und wie man merkt, ist Jule wie ich West-Berlinerin.
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Das muss man auch nochmal festhalten. Noch schön in diesem Inselstatus alles miterlebt, mit Mauer und allen drum und dran.
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Genau, da hätten wir das schon mal geklärt. West-Berlin, Wilmersdorf,
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echt, ich kenne dich so lange und ich wusste das nicht.
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Man redet auch voll selten über Geburtskliniken eigentlich, oder?
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Also ich meine so in meiner Branche, also so eben als im Krankenhaus Arbeitende
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spricht man schon öfter mal drüber und ich habe auch irgendwie ganz lange die
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Gyn-Schiene verfolgt und wollte Gynäkologin werden.
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Deshalb glaube ich, habe ich tatsächlich schon relativ häufig dieses Gespräch
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geführt. In welcher Klinik bist du eigentlich geboren?
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Für echte Berliner, also so Menschen, die halt tatsächlich in Berlin geboren
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sind und vielleicht auch schon die Familien seit mehreren Generationen in Berlin
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unterwegs sind, ist vielleicht sogar ein bisschen ein Thema.
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Aber wir haben echt noch nie drüber geredet in all den Jahren.
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Ich weiß nicht, wie lange kennen wir uns jetzt schon? 25 Jahre bestimmt. Stimmt.
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Mehr. Mehr. Also wir reden von, ich weiß nicht, ob wir den Teil noch streifen.
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Wir haben uns damals in meiner Türsteherzeit. Nee, eigentlich.
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Nee, vorher noch. Noch vorher.
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Okay. Also die Geschichte müssen wir jetzt vielleicht nicht irgendwie ausführen.
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Aber da wusste ich ja gar nicht, dass du am anderen Ende das Telefon hängst. Gut.
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Den Teil überspringen wir jetzt mal.
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Ja, voll.
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Aber ich glaube, wir reden dann von 95, 96.
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Das ist schon ein bisschen länger.
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Das sind schon fast 30, ne?
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Ja.
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Time flies. Und wir sehen immer noch total jung aus.
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Du. Ich nicht. Gut, also, genau, aus Berlin in die Bezirken hin und her geschaut.
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Um mal so den Bogen hin zu dem Pfad, der dich jetzt da hingebracht hat,
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der ist ja nun auch nicht ganz direkt. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, zumindest in meiner Erinnerung,
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war das für dich immer irgendwie ein klares Ziel. Vielleicht aber erzählst du
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mal, wie du jetzt aus dem, die Schulzeit überspringen wir vielleicht mal.
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Oder wann ist denn überhaupt, oder vielleicht soweit das, wann ist denn da der
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Wunsch für dich geboren worden, in die Medizin zu gehen?
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Ja, ich glaube eigentlich wollte ich immer Ärztin sein. Also wirklich schon so immer.
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Von Kuscheltiere verarzten, über mich mit meiner Oma damals für Heilpflanzen
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interessieren, über im Kreißsaal übernachten mit meiner Mutter, die Hebamme war.
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Aber, und ich hatte da auch nie Berührungsängste, also ich fand das einfach
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schon immer spannend, einfach so überhaupt menschliches Leben,
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den ganzen menschlichen Lebenszyklus von Anfang bis Ende und natürlich dann eben auch,
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wie heilt man eben so einen Körper oder wie versucht man zu heilen, wie hilft man.
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Und so der konkrete Plan, Ärztin zu werden, der erschien mir am Anfang überhaupt
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nicht so realistisch, weil ich nicht so eine geradlinige Schulkarriere hatte,
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wie du dich vielleicht erinnern kannst. Also ich hatte einfach auch, ich hatte irgendwie andere Entwicklungsaufgaben,
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während die meisten so dem Abitur entgegengestrebt haben und genau,
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hab dann erst auf Umwegen mein Abitur gemacht und ich hab tatsächlich,
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bevor ich das Abi gemacht hab, dann eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht.
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Gemacht und eigentlich auch nur als Plan B, weil ursprünglich wollte ich dann Hebamme werden.
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Meine Mutter war aber Hebamme, das fand die überhaupt nicht gut, dass ich das auch mache.
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Die war da schon sehr desillusioniert von dem Leben als Hebamme,
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obwohl das noch ganz anders war, als es jetzt ist.
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Jetzt kriegen die freien Hebammen ja kaum noch die Möglichkeit,
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zum Beispiel Geburtshilfe außerhalb der Klinik zu machen, weil die Versicherungen so teuer geworden sind.
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Das war damals nicht so. Meine Mutter war nämlich freiberufliche Hebamme.
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Und, äh, genau, und dann, äh, hab ich in der Ausbildung immer schon so festgestellt,
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ich interessiere mich halt tatsächlich eigentlich mehr für Medizin und das,
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was hinter den Medikamenten und, und Therapien steckt, ähm, also mehr dafür als für Pflege, so,
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und, ähm. Das war dann erst mal so ein wahnwitziger Plan. Also ich mache jetzt mein Abitur
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und dann wird das gut und dann bewerbe ich mich um einen Medizinstudienplatz
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und dann werde ich Ärztin.
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Du hast ja die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und dann bist du gleich,
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also hast du noch gearbeitet als Krankenschwester? Wie lange dann?
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Na ja, also ich meine irgendwie, sagt man immer, ich war mal,
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aber tatsächlich vieles von dem, was ich damals gelernt habe, setze ich immer noch um.
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Also ich bin immer noch Krankenschwester und so gesehen bin ich seit 20 Jahren
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Krankenschwester. Also 2002 habe ich Examen gemacht und 2004 habe ich dann das Abi gemacht, also 2005.
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Und dazwischen habe ich ein Jahr gearbeitet in der Anästhesie in München,
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in der Klinik, vielleicht kannst du dich daran noch erinnern,
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bis ich ein Jahr in München war. Und dann bin ich wieder zurückgekommen mit furchtbar viel Heimweh nach Berlin
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und genau, weil damals hier die Arbeitssituation nicht so war,
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dass man sich das alles aussuchen konnte, vor allem in den Funktionsbereichen
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nicht, also Anästhesie intensiv und so, das war alles noch nicht so,
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also da war der Mangel an Pflegekräften noch nicht so manifest, wie er jetzt ist.
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Habe ich dann gesagt, okay, dann gehe ich zur Schule und jobbe und mache jetzt
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mein Abi nach und das habe ich auch gemacht und genau, das war nicht so dolle.
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Vielleicht nochmal, ich würde da gerne nochmal ein bisschen drauf rumreiten,
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weil das ist ja schon auch, du bist ja dann schon in der Medizin gewesen als Krankenschwester.
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Wie hast du das denn wahrgenommen, so den Beruf als Krankenschwester?
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Ich frage jetzt mal so in der Richtung, weil ich das teilweise mitbekomme,
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jetzt ist der Pflegenotstand, es werden,
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Pflegekräfte aus anderen Ländern angeworben, die hierher kommen und da
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Clash das, was ich zumindest gehört habe, sehr oft, weil hier so ein Bild einer
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Krankenschwester ist noch, naja, die dürfen zwar ein, zwei Sachen machen,
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aber eigentlich sind sie für Bettpfannen und Essen bringen und sowas da.
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Und Krankenschwester aus anderen Ländern, das ist dann halt schon ein medizinischer
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Beruf mit allem Drum und Dran und sowas wie Bettpfannen, also all den Kram, das machen die nicht.
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Das ist auch teilweise da Aufgabe der Familien und ist ganz anders organisiert.
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Und da clasht es dann halt. Wir sagen so, ey, ich bin hier ein medizinischer Beruf.
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Wie war das zu deiner Zeit? Wie hast du das wahrgenommen? Und wie hast du dich
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da gefühlt und wahrgenommen gesehen?
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Also okay, das ist eine total gehaltvolle Frage, weil auf diese,
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also was du jetzt da so beschrieben hast, gibt es halt 20.000 Antworten und
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20.000 Wege, die man da jetzt verfolgen könnte, weil also…,
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Genau, also gehen wir mal einfach von mir aus.
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Ich habe tatsächlich, ich mochte den medizinischen Teil des Berufes sehr gerne.
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Also ich meine, man stellt Medikamente, man verabreicht Spritzen oder Injektionen,
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man hilft mobilisieren.
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Je nachdem, in welchem Bereich man ist, macht man auch, also erledigt man auch
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andere Aufgaben und das ist halt schon mal die eine Sache, wo das sich so auffächert.
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Also Pflege ist nicht gleich Pflege. Also es gibt halt jetzt im Moment,
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gibt es halt den großen ambulanten Bereich. Auch da gibt es große Unterschiede, zum Beispiel zwischen ambulanter Intensivpflege
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und der normalen Hauskrankenpflege, die man auch nochmal unterteilen kann in die Hauswirtschaft,
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den hauswirtschaftlichen Teil nach SGB XI und den Gesundheits- und krankenpflegerischen
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Teil nach SGB V, also Krankenversicherung.
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Da sind auch komplett andere Aufgaben und auch ein komplett anderes Abrechnungssystem quasi dahinter.
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Und dann gibt es halt eben noch den Teil im Krankenhaus, dann gibt es das in
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Rehakliniken und je nachdem, in welchem Bereich es ist, erledigt man ganz andere Aufgaben.
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Und als ich damals fertig war mit meiner Ausbildung, war für mich eigentlich
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vollkommen klar, ich möchte nicht auf einer peripheren Station pflegen,
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also auf einer, sagen wir mal Normalstation,
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wo die Leute liegen, nachdem sie operiert worden sind, wenn es ihnen gut geht
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sozusagen, für die paar Tage bis sie nach Hause dürfen.
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Sondern ich wollte gerne in einem Funktionsbereich arbeiten.
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Also ich hätte mir sowas wie Endoskopie oder Bronchioskopie vorstellen können
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oder eben Anästhesie oder Intensivpflege.
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Und Anästhesie hat es mir tatsächlich ziemlich angetan, weil das ein schöner
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Bereich ist, wo man halt wirklich eins zu eins mit einem Arzt,
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einer Ärztin zusammenarbeitet als Anästhesie-Team und schon auch sehr spezialisierte Aufgaben übernimmt.
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Und da sind die Grenzen verlaufen ganz fließend zwischen dem,
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was Ärzte und Schwestern oder Ärzte und Pflegende können, Ärztinnen und Pflegende können.
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Also eine fitte Anästhesiepflegekraft hat oft viele Jahre Erfahrung und kann
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zum Beispiel gegenüber jüngeren Assistenzärzten, die neu in den Beruf kommen,
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oft viele der Fertigkeiten schon ziemlich perfekt ausführen und kann auch wirklich helfen.
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Und hat eben dieses Erfahrungswissen, dass halt bestimmte Wege empfohlen oder
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nicht empfohlen werden können und so. Und man arbeitet sehr eng als Team zusammen und das war so eine Aufgabe,
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die ich mir sehr gut vorstellen konnte. so und genau, also Wie war.
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Deine Erfahrung dann da?
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Ich hab das total gerne gemacht und wie gesagt, damals war,
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Also die Situation war anders, als sie jetzt ist. Jetzt haben wir halt wirklich
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diesen manifesten Pflegenotstand, aber das ist nicht das erste Mal.
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Also wir hatten schon mal, ich glaube so in den 50er, 60er Jahren gab es halt
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so dieses Wirtschaftswunder und da gab es halt auch irgendwie so diese boomenden
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Krankenhäuser, es wurde immer alles größer.
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Die Medizin hat sich weiterentwickelt und hat diese riesigen Gesundheitsfabriken errichtet.
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Also sage ich jetzt mal böse, aber so diese ganzen großen Schwerpunktkrankenhäuser,
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die Maximalversorger, die damals halt wirklich auch überall entstanden sind,
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die Unis hatten alle einen Maximalversorger.
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Und da gab es schon mal so einen Pflegenotstand und da hat man dann Schwestern
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aus Korea und den Philippinen eingeladen,
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die hier gearbeitet haben und viele von diesen Pflegenden oder Pflegende eingeladen,
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wobei das damals glaube ich hauptsächlich Frauen waren, die gekommen sind.
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Viele von denen sind geblieben und haben hier Familien gegründet und sind dann,
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waren als erfahrene Kollegen dann für mich in meiner Ausbildungszeit auch super Kollegen.
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Genau, also das gab es schon mal und irgendwie bewegt sich das so in Wellen im Gesundheitswesen.
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Also wir haben zu wenig Pflegekräfte, dann wird irgendwie weniger ausgebildet
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oder beziehungsweise wir haben zu wenig Pflegekräfte, dann werden welche angeworben.
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Dann gibt es wieder zu viele, dann werden weniger ausgebildet,
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dann kommt der nächste Notstand. Und das ist halt so, genau.
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Also es ist nicht das erste Mal. Und, ähm …,
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Eigentlich war das schön, aber trotzdem war, glaube ich, auch aus dieser relativen
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Fülle an Pflegekräften, die es zu dem Zeitpunkt noch gab,
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das gar nicht, also die Pflegekräfte waren nicht so gut gestellt wie jetzt.
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Also es gab zwar immer diese spezialisierten Aufgaben und immer jemanden,
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der das total gut konnte und der halt eigentlich die jungen Ärzte zum Beispiel
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oder Ärztinnen anleiten konnte, war trotzdem die Pflege nicht so gut aufgestellt, wie sie es jetzt ist.
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Also nicht gut aufgestellt auch im Sinne von gewertschätzt mit Aufgaben,
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die ihnen zugeteilt wurden.
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Wie hat sich das dargestellt?
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Also ich glaube einerseits war das Arbeiten für uns Pflegende damals schon noch
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ein bisschen weniger anstrengend, weil wir einen anderen Personalschlüssel hatten.
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Also es waren mehr Pflegende auf eine bestimmte Patientenanzahl.
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Also zum Beispiel habe ich auf der Intensivstation in meiner Ausbildung noch
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kennengelernt, eine 1 zu 2 Betreuung.
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Das ist oft nicht mehr zu halten jetzt auf den Intensivstationen.
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Also da muss eine Pflegekraft, was weiß ich, zwei, drei, vier Patienten betreuen.
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Und manchmal ist noch nicht mal
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das gewährleistet, weil halt einfach die Stationen so unterbesetzt sind.
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Und genau, einerseits war das Arbeiten, glaube ich, angenehmer,
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weil man eben, es war die gleiche Anzahl an Arbeit, aber es gab halt mehr Hände, die sie erledigt haben.
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Und das hat sich jetzt halt total gewandelt. Der Nachwuchs kommt halt nicht mehr nach.
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Also es ist kein typischer Frauenberuf mehr.
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Wenn man sich als Frau für Medizin interessiert, dann glaube ich,
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ist nicht Pflege die erste Wahl, sondern es ist halt mittlerweile allen Abiturientinnen klar,
16:19
dass ihre Leistungen exzellent sind und sie auch Ärztinnen oder Pharmazeutinnen
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werden können, wenn sie das gerne möchten. Und nicht kein, also.
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Es ist nicht mehr der einzige Weg, der vorgezeichnet ist, sondern ich glaube,
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das ist schon auch nochmal ein Unterschied. Also ich habe mich oft gefragt, warum der Nachwuchs aus der Pflege oder für
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die Pflege eben so ausbleibt, aber ich kann es mir eigentlich nur so erklären.
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Also die Ziele der jungen Frauen heute oder der jungen Leute heute gehen vielleicht
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in eine andere Richtung. Also das ist irgendwie vielleicht nicht mehr so attraktiv, diesen Beruf zu ergreifen.
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Vielleicht ist das auch einfach meine etwas begrenzte Sicht der Dinge, aber ja.
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Also dann, du wolltest weiter und hast dann, weil du weiter wolltest,
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erst mal Abitur gemacht.
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Genau.
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Und dann nach dem Abitur, wo ging dann der Weg hin?
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Also ich habe, hat man ja vielleicht auch schon mal gehört, ein Medizinstudium
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Platz kriegen ist gar nicht so einfach. Und ich habe tatsächlich, glaube ich, es ist erst mal so ein bisschen unbedarft angegangen.
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Also ich habe mich einmal beworben und dann gab es irgendwie einen Fehler in
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der Bewerbung sozusagen und dann habe ich alle Unterlagen wieder zurückbekommen
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und dann war halt die Bewerbungsfrist vorbei und dann war es halt so,
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okay, na gut, dann gucke ich jetzt mal.
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Und dann habe ich mich quasi gleichzeitig um ein anderes Studium beworben.
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Oder was heißt gleichzeitig? Also die Medizin, die Bewerbung für Medizin ist so ein bisschen vor den anderen
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Unis, das ist auch immer noch so. Und dann hatte ich mich im Pflegestudiengang
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beworben, der quasi neu entworfen wurde. Das war der erste Jahrgang.
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Und da bin ich dann relativ fix reingerutscht in diesen Studiengang und irgendwie….
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Habe ich zwar schon ziemlich schnell gemerkt, dass das jetzt gar nicht so das
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ist, was ich wollte, weil die akademisierte Pflege oft ganz weit vom Patienten wegführt.
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Also hier in Deutschland ist es so, in anderen Ländern ist es anders.
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Da kann man studieren und sich durch dieses Studium dann qualifizieren zu weiteren
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erweiterten Aufgaben, zum Beispiel Nurse Practitioner in den USA oder so.
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Die sind dann in vielen Aufgaben den ärztlichen KollegInnen gleichgestellt,
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aber das gibt es halt bei uns in Deutschland nicht.
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Und so kommt man durch das Studium der Pflege dann oft einfach in den administrativen
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Bereich und eben vom Patienten weg.
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Und das habe ich sehr schnell gemerkt, dass das nicht so meins ist eigentlich.
19:05
Und habe halt versucht, irgendwie da meine Nische zu finden und ganz viel ausprobiert.
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Also ich habe an Pflegeschulen unterrichtet,
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also damals noch Altenpflege und Krankenpflege oder auch Pflegeassistenz und
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ich habe Kurse gegeben und genau und ich habe auch an Büchern mitgeschrieben,
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die auch immer noch aufgelegt werden, was ich auch, das fand ich tatsächlich ziemlich toll. Voll.
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Hat auch viel Spaß gemacht, aber es hatte immer noch zu wenig für mich mit Patienten
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zu tun und so habe ich immer wieder versucht, irgendwie mich dem so ein bisschen zurückzunähern.
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Also ich habe dann einen Studiengang gemacht, ich habe den Bachelor abgeschlossen
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und weil es einen konsekutiven Masterstudiengang gab und weil das halt gerade
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irgendwie so lief mit dem Studieren und dem nebenbei Arbeiten und Freelancen
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und was ich da so gemacht habe, habe ich das einfach weiterverfolgt.
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Also habe diesen konsekutiven Masterstudiengang gemacht und habe mir auch immer
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gedacht, ja gut, das kann man schon immer irgendwie verwenden.
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Also das, was ich gelernt habe, kann ich immer irgendwie anwenden.
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Und habe das einfach fertig gemacht.
20:18
Also ich habe eine Bachelorarbeit geschrieben und eine Masterarbeit geschrieben
20:20
und halt eben so auch ein bisschen geforscht, in Anführungszeichen.
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Was ist das dann? Master of?
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Das ist wirklich trocken, ziemlich trocken.
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Das ist sehr trocken, ja, auf jeden Fall.
20:59
Genau.
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Wir wollten uns für heute ja so ein bisschen einen Twist, also nicht einen Twist,
21:05
aber wir wollten uns vor allen Dingen jetzt nicht nur über den Weg in die Medizin
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und die Medizin an sich, sondern eigentlich da speziell auch nochmal ein bisschen
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beleuchten, wie das als Frau aussieht.
21:16
Und als Mutter in der Medizin ist, weil wir haben ja gerade schon gemerkt,
21:21
so zumindestens auch das, so meine damalige Wahrnehmung, Pflege,
21:26
das ist halt die Krankenpflegerin, was jetzt nicht mehr so ist,
21:30
aber da hat sich ja halt auch, sieht man ja schon ein bisschen in der Medizin gab oder gibt,
21:36
kannst du ja gleich nochmal so ein bisschen erzählen oder vielleicht beim Weitererzählen
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mir gerne nochmal so ein bisschen, wie das so für dich sich darstellt.
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Weil war zumindest in dem Bereich schon so klar, Frauen, die machen das.
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Vielleicht ja jetzt mal dein Wechsel jetzt dann doch in die richtige Medizin.
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Nämlich nach dem Masterstudium hast du ja dann doch den Weg konkreter verfolgt.
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Dann kam ja das Medizinstudium.
22:04
Ich will doch mal so ein bisschen, wie das jetzt auch unter dem Aspekt für dich
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so war in der Welt der Medizin.
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Also ich habe damals an einer Pflegeschule gearbeitet und hatte tatsächlich
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gerade das Angebot einer Festanstellung,
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also ich habe das als Freelancer gemacht und dann war ich schwanger mit meinem
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ersten Kind und hatte das Angebot dort eine Festanstellung zu übernehmen und
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eine Kursleitung und so und hatte auch eine Lehrgenehmigung.
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Und eigentlich war das irgendwie ganz in Ordnung, aber ja, so richtig erfüllt hat es mich noch nicht,
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weil ich war ja weiterhin nicht am Patienten und eigentlich wollte ich Menschen
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begleiten, so auf ihrem Weg.
22:46
Und damit meine ich eben nicht ausbilden, sondern halt behandeln.
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Und dann war ich, naja, so weiß ich nicht, so vielleicht irgendwie in der Mitte
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der Schwangerschaft und dann habe ich nochmal überlegt und habe gedacht, ach.
23:03
Einmal könnte ich mich noch bewerben. Ich hatte mich in der Zwischenzeit noch
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einmal beworben und war ja dann zu dem Zeitpunkt schon Zweitstudentin.
23:10
Also ich habe mich dann auf eine ganz andere Quote beworben als vorher.
23:13
Die Zweitstudentenquote ist ganz winzig, also das sind irgendwie so drei Prozent
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der Zulassung für das Land halt zu dem Semester.
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Und man muss halt irgendwie anders davor gehen, also man bewirbt sich dann quasi
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mit dem höchsten Abschluss, den man hat,
23:30
also mit der Note des höchsten Abschlusses, das ergibt dann so eine Punktzahl
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und dann muss man ein Motivationsschreiben einreichen und dieses Motivationsschreiben
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wird auf so einem total undurchsichtigen Wege bewertet.
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Und dann gibt es eine Punktzahl und damit wird man zugelassen.
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Zusätzlich kommen dann noch Sozialkriterien dazu und weil ich ja schwanger war
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und eben mit meinem Partner in Berlin gelebt habe, ergab das dann nochmal zwei
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Extrapunkte sozusagen für die Ortsbindung Berlin.
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Und dann habe ich gedacht, okay, das mache ich jetzt einfach nochmal.
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Ich bewerbe mich jetzt noch einmal und wenn nicht, dann akzeptiere ich mein
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Schicksal und mache halt das, was ich jetzt bisher gelernt habe und dann ist es halt gut.
24:11
Ja, und ich war, glaube ich, meine Tochter war, weiß ich nicht,
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ein paar Tage alt. Ich war, glaube ich, gerade aus dem Krankenhaus wieder da.
24:20
Und dann kam der Anruf, ich solle doch bitte ganz schnell die Geburtsurkunde
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einreichen für die Ortsbindung, weil so wie es aussieht, hätte ich genügend
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Punkte für eine Zulassung in Berlin. Und ja.
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Ich glaube, ich habe in dem Moment, glaube ich, habe ich das gar nicht so richtig
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realisiert, was da jetzt mir bevorsteht.
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Also das habe ich tatsächlich erst dann beim zweiten Anlauf sozusagen,
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habe ich gewusst, worauf ich mich eingelassen habe.
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Das Medizinstudium ist schon ein anderes Level. Also ich hatte zwei Studien
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hinter mir und trotzdem war ich nicht wirklich darauf vorbereitet,
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wie das ist, an einer wirklich großen Universität zu studieren.
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Wo hast du studiert? Hier in Berlin an der Charité habe ich studiert und wie
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gesagt, als ich da angefangen habe, hatte ich mein Baby dabei, ich war Neumutter,
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was ja an sich schon mal erstmal ein Kulturschock ist, also für die,
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die schon mal ein Kind bekommen haben, Mutter sein oder Mutter werden ist schon
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erstmal ein ganz schöner Korken.
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Ja, also natürlich ist es auch wunderschön und das ist alles ganz toll,
25:25
aber es ist auch alles neu und irgendwie hatte ich immer das Gefühl,
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ich bin irgendwie, das ist, ja, als ob man eine Grenze übertritt.
25:33
Plötzlich ist man auf der anderen Seite und alles ist irgendwie anders und man
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hat da so ein kleines Wesen, für das man verantwortlich ist und so Wünsche und
25:41
Träume, die man vorher für sich selber hatte, treten vielleicht so ein bisschen in den Hintergrund.
25:47
Und irgendwie war das mit dem Studieren und Ärztin werden,
25:51
was ich mir einfach immer vorgenommen hatte, war einerseits mein Wunsch und
25:54
mein Traum für mich selbst, aber irgendwie hat das auch was mit meiner Tochter
25:58
zu tun gehabt, dass ich mich nochmal wirklich beworben habe,
26:01
dass ich zu mir selbst gesagt habe.
26:04
Machen wir mal kurz eine Pause hier, da kommt gerade was.
26:09
So, es hat geklingelt. Jetzt nochmal der Einstieg. Wir waren gerade beim Anfang zu studieren.
26:14
Zulassung ist da und das jetzt unter der besonderen Situation,
26:19
gerade frisch Mutter zu sein.
26:22
Ja, genau. Nee, also ich war nochmal einen Schritt zurückgegangen und hab dir
26:25
erzählt, warum ich mich tatsächlich nochmal beworben hab.
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Also wie gesagt, du bist neue Mutter geworden oder bist neue Eltern geworden
26:32
und hast so Wünsche und Träume für dich gehabt.
26:36
Vielleicht hast du dir die auch schon erfüllt, aber vielleicht sind da auch noch welche.
26:39
Und dann ist da plötzlich so ein Neugeborenes und man hat auch Wünsche und Träume.
26:43
Und ich hab mir auch immer so ein bisschen gedacht, irgendwie ich würde gerne
26:47
meinen Kindern vorleben, eben, dass ich die Dinge, die ich mir für mich gewünscht
26:52
habe, dass ich die auch erreiche. Und das war so eine Sache, also dieses Ärztin werden und meine eigenen Patienten
27:00
behandeln und dann halt auch irgendwann die Verantwortung eben für deren Therapien
27:03
übernehmen und hoffentlich dabei viel Gutes zu leisten.
27:10
Das war was, was ich mir für mich gewünscht habe und was ich aber bisher einfach
27:14
noch nicht erfüllt hatte. Und das hat mich natürlich einfach auch beflügelt
27:17
bei der Idee, ich mache das jetzt nochmal, ich setze das jetzt um, diese Bewerbung.
27:21
Und das hat natürlich auch einfach meine Entscheidung beeinflusst,
27:25
mir dieses wirklich, diesen, wie sagt man, uphill battle auf Deutsch, weiß ich nicht.
27:34
Ich füllte auch kein anderes Wort dafür ein.
27:36
Ja, aber es ist halt wirklich, also es war wirklich den Berg hoch,
27:40
also irgendwie mit Gegenwind durch dieses Studium zu gehen mit einem Neugeborenen
27:48
und das ist ja nicht bei einem Neugeborenen geblieben, weil ich ja eben in der
27:50
Familiengründung gesteckt habe, kam ja dann auch noch Kind zwei und am Ende Kind drei und genau,
27:57
ja, so sieht es aus.
28:00
Aber das ist ja schon mal nochmal ein interessanter Punkt. Wie ist das denn, studieren?
28:05
Also ich stelle es mir ja auch, Medizinstudium an sich schon per se total krass vor.
28:10
Das mit Kindern, also schlaflose Nächte, die Dinge, die man da managen muss,
28:18
den Haushalt, die Betreuung.
28:20
Also all das ist ja schon für sich ein Jonglieren mit fünf bis sechs unterschiedlichen Dingen.
28:29
Und das mit einem Studium, wie war das für dich?
28:32
Ich weiß, du hast dich ja auch gerade damit intensiv beschäftigt und engagiert dafür.
28:39
Erzähl doch mal ein bisschen was aus dieser Zeit.
28:41
Also, als ich an der Charité angefangen habe, das war 2012, also meine Tochter
28:47
ist im Juli 2012 geboren und im Oktober 2012 habe ich dieses Studium angetreten. Und, ähm.
28:57
Ja, damals gab es zwar schon sowas ähnliches wie familienfreundliche Strukturen
29:02
und ich glaube auch, dass die Charité zu dem Zeitpunkt auch schon zertifiziert
29:05
war als familienfreundlich, aber die hatten sich bis ins Studium noch nicht so fortgesetzt.
29:11
Übrigens ist es in ganz Deutschland noch an vielen medizinischen Fakultäten so,
29:16
dass zwar die Uni als familienfreundlich zertifiziert ist, aber die medizinische
29:20
Hochschule oder die medizinischen Fakultäten da nicht so richtig mitmachen,
29:23
weil aus irgendwelchen Gründen immer noch die Annahme herrscht,
29:27
man könnte das eben nicht für die Mediziner umsetzen.
29:29
Das ist auch ja immer noch so ein bisschen ein schleppender Weg für viele.
29:35
Aber an der Charité bewegte sich schon was und ich habe tatsächlich quasi zweimal angefangen.
29:42
Also ich habe 2012 dann mit meinen Kommilitonen damals die Einführungswoche
29:48
gemacht oder das Einführungsmodul und hatte wirklich an jedem Tag meinen Säugling
29:53
dabei, weil es gar nicht anders ging. Mein Mann musste arbeiten damals und ich wollte sie auch einfach mitnehmen und
30:01
irgendwie sind wir da halt auch so ein bisschen unbedarft reingestolpert und
30:04
das ist halt wirklich schon von der Organisation her, also man kommt auf diesen riesigen Kampf.
30:10
Take 3, jetzt war die Karte voll, deswegen nochmal hier der Einstieg mit den
30:17
Strukturen, die du an der Charité vorgefunden hast.
30:23
Ja, genau. Ich habe ja eben schon gesagt, da kann man ganz viel darüber erzählen. Also.
30:28
Genau, also 2012 bin ich da eingestiegen und es gab so, naja,
30:33
so Alibistrukturen, also so richtig familienfreundlich war das noch nicht und
30:36
ich glaube, das haben wir tatsächlich jetzt, hat die Karte das verschluckt,
30:41
dass ich erzählt habe, dass man ja oft so implizit nur mitkriegt,
30:45
wer halt mitgedacht wird und wer nicht oder wer halt gemeint ist und wer nicht.
30:50
Und es gab zum Beispiel keine Stillzimmer und die familienfreundlichen Gruppen,
30:54
die lagen teilweise außerhalb der Zeiten, in denen so normal Betreuung ist,
31:01
also so zwischen 8 und 16 Uhr kann man ja wirklich denken,
31:04
kriegt man jetzt einen Kindergartenplatz.
31:06
Also klar gibt es die Plätze darüber hinaus, aber die sind sehr rar gesät und genau,
31:12
die familienfreundlichen Gruppen, die Zeiten gingen oft darüber hinaus oder
31:15
fingen vorher an oder waren irgendwie über die ganze Stadt verstreut oder so und genau,
31:22
dann, also es gab ganz viele Sachen. Achso, und dann, was halt auch echt übel war, war die Viertageregelung.
31:28
Also das hat sich halt auch über die Jahre, in denen ich an der Charité war,
31:31
hat sich das grundlegend gewandelt. Aber als ich angefangen habe, war das halt so, dass du eigentlich nicht fehlen durftest.
31:37
Und ich kann mich erinnern, dass ich vor Studienstart noch in dem Studierendenreferat
31:45
saß und mit denen gesprochen habe, weil es mir natürlich klar war,
31:48
irgendwie mit so einem säuglichen Studium zu beginnen,
31:51
vor allem wenn man halt so eine super begrenzte Anzahl an Fehltagen hat, dann….
31:58
Das kann ganz schön hart werden und dann hat man mir damals gesagt,
32:01
ja, also wenn sie nicht kommen, wenn sie jetzt nicht das Studium antreten,
32:06
dann werden sie exmatrikuliert und bei ihnen als Zweitstudentin ist halt so
32:09
die Frage, ob sie dann überhaupt je wieder einen Studienplatz bekommen.
32:13
Also musste ich auch anfangen zu studieren.
32:42
Gekümmert hat, die ich halt irgendwie auch viele Jahre dann geleitet habe,
32:45
aber anfangs war ich halt auch hilfesuchend bei den ProMedikids.
32:49
Also die gab es damals schon und wir haben halt einfach auch ganz viel bewegt da am Campus.
32:54
ProMedikids, war das jetzt nur eine Sache hier an der Berliner Charité?
32:57
Ja, genau. Also Primitikids sind nur in Berlin aktiv.
33:01
Ich habe dann später über die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland, die BVMD,
33:08
hatte ich eine Projektleitung und habe halt auch Vernetzungsarbeit gemacht,
33:14
so zwischen den Medizinstudierenden oder zwischen den VertreterInnen der medizinstudierenden Eltern.
33:22
Eltern, davon sind einige wirklich Freundinnen fürs Leben geworden,
33:25
was total schön ist, weil wir halt einfach irgendwie alle so einen ähnlichen Drive hatten,
33:31
also alle mit einer hohen Motivation in dieses Studium gestartet sind und dann
33:35
aber auch an den Strukturen, die halt wirklich so gar nicht elternfreundlich
33:38
waren, halt so ein bisschen verzweifelt sind und manchmal begegnen sich so Leute wieder, die halt.
33:45
Und anstatt die ganze Zeit zu mosern und sich da irgendwie durchzuquälen,
33:49
dann aber halt eben versuchen, Dinge zu bewegen.
33:51
Und ich glaube, dass es fast gar nicht anders geht, als dass dadurch Freundschaften
33:55
entstehen, wenn man halt da einfach irgendwie eine ganz ähnliche Schaffensenergie
34:00
mitbringt. Und das war mit diesen Frauen auch so.
34:04
Es waren halt tatsächlich fast alles Frauen, also ganz wenige Männer,
34:07
die mir da begegnet sind. Es waren fast alles Mütter, die dann aus einer ähnlichen Situation heraus wie
34:11
ich, also zwar waren die Partner unterstützend, also die haben schon gesagt,
34:16
ja klar, finde ich gut, wenn du Medizin studierst und so.
34:20
Die meisten hatten halt auch schon vorher irgendwelche Berufe oder vorher schon
34:25
ein Studium absolviert oder so. Aber letztendlich, das ist glaube ich so ein bisschen die traurige Wahrheit
34:31
für Mütter, die nochmal studieren oder nochmal andere Berufe,
34:37
dass die Partner oft die Idee gut finden, aber letztendlich die Care-Arbeit
34:45
noch nicht so gleich verteilt ist, dass das nicht zusätzlich drauf kommt.
34:50
Und das war bei uns halt auch so. Also ich habe mich einerseits natürlich um unser Kind gekümmert und aber auch
34:56
um den Haushalt und halt viele Dinge, die halt eben so unter Care-Arbeit fallen,
35:00
auch so diesen Mental Load getragen, also unser Leben strukturiert und zusätzlich eben noch.
35:06
Mein Studium eben genauso strukturiert und gelernt und hatte eben oft mein Kind dabei,
35:14
was mich teilweise benachteiligt hat, teilweise aber auch mir den Weg geebnet hat oder mir,
35:21
sagen wir mal, die Gruppe der Studierenden Eltern erschlossen hat,
35:25
weil das waren einfach auch Menschen, die mir viel ähnlicher waren als die jungen
35:29
Studierenden ohne Kinder. Und da sind wirklich feste Freundschaften entstanden und es gab ganz tolle Allianzen,
35:36
die mich halt wirklich auch durchs Studium getragen haben.
35:38
Also ich bin diesen Menschen, die den ähnlichen Weg gegangen sind wie ich auch
35:42
echt ewig dankbar, weil ohne die wäre ich nicht weit gekommen.
35:45
Vielleicht nochmal von diesen besonderen Umständen, Studieren mit Kind.
35:50
Erzähl doch nochmal, sind ja nicht alles hier Medizinstudierende oder Doktoren, die hier zuhören.
35:56
Wie muss man sich ein Medizinstudium vorstellen? Wie läuft denn das ab?
36:00
Also ein Studium kennt man ja sonst, man geht halt zu einer Vorlesung,
36:03
hört sich was an und dann schreibt man irgendwann Klausuren.
36:06
Wird wahrscheinlich ein bisschen ähnlich sein, aber Medizin ist ja mehr als
36:09
nur theoretisches Wissen in sich reinboxen.
36:14
Ja genau, also ich glaube einer der Gründe, warum ich hier in Berlin dann auch
36:17
gedacht habe oder mir zugetraut habe, dieses Studium zu absolvieren war,
36:21
dass ich ja eben schon eine Pflegeausbildung hatte und ein Pflegestudium und
36:25
Kommunikationstrainerin war für eine Zeit lang.
36:28
Und der Studiengang an der Charité, der wurde irgendwann reformiert.
36:34
Also in der Medizin gibt es, es gibt eine Approbationsordnung,
36:38
da ist festgelegt, wie viele Stunden Praxis und wie viele Stunden Theorie für
36:43
Medizinstudenten, Studierende vermittelt werden müssen, bis die bestimmte Prüfungsabschnitte erreichen.
36:50
Und so traditionell ist das unterteilt in Vorklinik und Klinik und dann eben das praktische Jahr.
36:56
Es gab noch andere Organisationen, aber das führt jetzt auch zu weit, also davor.
37:02
Und hier an der Charité oder beziehungsweise die sogenannten Modellstudiengänge
37:07
oder erstmal Reformstudiengänge und dann Modellstudiengänge,
37:10
das sind halt Weiterentwicklungen aus diesen Regelstudiengängen,
37:15
die sich halt an den Vorgaben der Approbationsordnung eins zu eins orientieren
37:19
sozusagen, also vor Klinik PJ,
37:22
also praktisches Jahr und dann Approbation.
37:27
Genau, die waren so ein bisschen eine Weiterentwicklung davon,
37:30
die sehr stark kommunikationsbasiert, also es wurde sehr viel Wert darauf gelegt,
37:36
dass wir unterrichtet werden,
37:38
also wir haben zum Beispiel Pol,
37:43
so ein Format, Problem- oder patientenorientiertes Lernen, also gab es beide
37:49
Auslegungen, aber ich glaube eigentlich heißt es problemorientiertes Lernen.
37:53
Und das ist so ein Gruppenformat, wo man halt gemeinsam Fälle bespricht und löst.
37:58
Und dann hatten wir einfach, das nennt sich KIT, Kommunikation,
38:02
Interaktion, Teamarbeit. Und da haben wir dann in den höheren Semestern auch Simulationspatienten gehabt
38:10
und was aus dem englischsprachigen Raum kam,
38:13
die OSCE-Prüfung, Oral Structural Clinical Exam,
38:21
so eine Prüfung, eine Stationenprüfung, wo halt auch Simulationspatienten dann
38:26
in bestimmten Situationen dargestellt sind. Die muss man dann lösen tatsächlich.
38:31
Also man hat als Studierender eben nur eine Aufgabe und die sind Patienten und
38:36
dann kann man den eben befragen vor einem Prüfer und wird dafür bewertet.
38:40
Das sind alles so Elemente, die dann halt in den neuen Studiengang eingeflossen
38:45
sind und wo ich mir gut vorstellen konnte, dass ich die halt einfach tatsächlich gut bewältigen kann.
38:51
Und genau. Und also was sicherlich stimmt, ist, dass man, es gibt halt einen
39:00
großen Anteil an Eigeninteresse und auch Selbststudium.
39:05
Also es wird vorausgesetzt, dass man bestimmte Dinge dann zu bestimmten Zeitpunkten weiß.
39:11
Das heißt, bei manchen oder in manchen Studiengängen oder hauptsächlich in den
39:16
Regelstudiengängen gab es eben diese Testate, die gab es manchmal wöchentlich,
39:20
in manchen Fächern so zwei, drei täglich und die mussten auch immer bestanden werden. So waren die Regelstudiengänge.
39:27
An der Charité und auch bei anderen Modellstudiengängen ist es so,
39:30
dass es meistens Modulprüfungen gibt und ein Modul oder das wird dann am Semesterende abgeprüft.
39:38
Bei uns war damals die Organisation so, wir hatten vier Module pro Semester,
39:42
die mehr oder minder nacheinander abliefen.
39:48
Zu denen gehörten halt die Kommunikations- und Gruppenveranstaltungen und so.
39:51
Und aber auch von Anfang an, ab dem ersten Semester, waren wir eben am Krankenbett
39:56
und hatten halt klinischen Unterricht, sodass die Klinik und Vorklinik gar nicht
40:01
mehr so dolle getrennt war. Was halt so ein bisschen diesen trockenen Teil der Naturwissenschaft so ein
40:07
bisschen in den Hintergrund gedrängt hat. Sehr zum Leidwesen der Vorkliniker, denn es gibt natürlich auch so Grundlagenprofessuren,
40:14
die halt also Physiologie oder Chemie oder Biochemie, die halt sehr viel Macht hatten vorher und dann,
40:23
also in den Regelstudiengängen sehr viel Macht hatten und in den Modellstudiengängen
40:27
dann sehr viel von dieser Macht eingebüßt haben, weil sie eben nicht mehr darüber entschieden haben,
40:31
ob jemand dann nach einem Drittel des Studiums weitermachen kann oder nicht.
40:37
Also so war das früher, dass halt das Physikum bestanden werden musste und das
40:41
in den neuen Modellstudiengängen ist es oft so, dass es so eine Art Physikums-Äquivalent gibt,
40:47
also dass das Physikum nicht mehr als so eine wirklich krasse Trennung des vorklinischen
40:52
Abschnitts vom klinischen.
40:53
Physikum nochmal, was bedeutet das nochmal?
40:55
Wollte ich gerade sagen, das Physikum war halt eine Riesenprüfung,
40:59
also alle vorklinischen Fächer, also alles, was eben nicht am Patientenbett
41:03
unterrichtet wurde, also wie gesagt Chemie, Physik, Physiologie,
41:08
Biochemie, Anatomie, ganz wichtig, dann Mikrobiologie, das sind alles Fächer,
41:16
die eben diesen vorklinischen Abschnitt gehört haben.
41:18
Achso, Pharmakologie oft auch noch, die man dann brauchte, um im klinischen
41:24
Abschnitt halt einfach dieses Grundlagenwissen anzuwenden.
41:28
Und das wurde eben alles nochmal abgeprüft in einer monströsen Riesenprüfung.
41:33
Genau, und wenn man die nicht bestanden hat, durfte man eben nicht in den klinischen Abschnitt weiter. Ja.
41:39
Genau, das ist jetzt halt mittlerweile bei den Modellstudiengängen nicht mehr so hart.
41:44
Da gibt es eben dieses Physikums-Äquivalent. Die Inhalte der Fächer sind mehr
41:49
praxisorientiert auf die Module verteilt und dann werden die Module,
41:54
die aber sowohl klinischen als auch vorklinischen Inhalt haben,
41:58
weil man sich es einfach tatsächlich besser erschließen kann,
42:01
wenn es ein bisschen ein Modell gibt, eine Modellerkrankung zum Beispiel,
42:05
werden dann am Ende des Semesters abgeprüft.
42:09
Und es gab nicht mehr so viele Testate und vor allem haben die Testate auch
42:12
nicht dazu geführt, dass man eben mitten im Semester rausgeprüft wurde oder so.
42:17
Also das war halt schon noch anders in den Regelstudiengängen.
42:21
Aber das kann ich jetzt tatsächlich so verbindlich nur für Berlin sagen.
42:25
Also wer jetzt hier vielleicht interessiert ist an einem Medizinstudium,
42:28
der möge sich doch die Struktur des Zielstudiengangs nochmal genau anschauen,
42:33
weil die halt einfach, gerade die Modellstudiengänge alle so ein bisschen unterschiedlich sind voneinander.
42:37
Die sind, es ist zwar, führt am Ende zur Approbation, aber die sind gar nicht so gleich, ne. Ja.
42:46
Genau, Studium. Wie war das dann, der Wechsel in den klinischen Teil,
42:52
gerade mit Kids und überhaupt so?
42:54
Also ich erinnere mich vor allen Dingen, ich kann es ja nochmal,
42:58
dass du mir irgendwann mal erzählt hast, du hast eine Oberärztin,
43:03
Chefärztin, Ärztin, zu der du aufgesehen hast, die auch fünf Kinder,
43:06
glaube ich, sogar hatte. Kinder, wo du aber meintest, dass die das schon fast verheimlicht,
43:11
weil es halt irgendwo nicht angesehen ist oder man schon in so eine Schublade
43:16
gesteckt wird, wenn man Kinder hat.
43:19
Ich meine, dass du mir so was mal erzählt hast, was ich irgendwie auch erschreckend
43:23
fand, dass halt das schon so ein Makel an sich ist, wenn man halt Ärztin mit Kindern ist.
43:30
Also da weiß ich jetzt tatsächlich gar nicht, wen du meinst.
43:33
Also ich habe gedacht, als du gesagt hast, ja so eine Chefärztin,
43:36
die ich ganz toll fand, Also es gab eine, die fand ich super,
43:39
die ist wirklich mein Jahrgang und die ist, damit ist sie eine sehr junge Chefärztin
43:44
und die war auch medial total aktiv,
43:47
aber die hat nie ein Hehl draus gemacht, dass sie fünf Kinder hat.
43:51
Die hatte aber mal in der letzten Schwangerschaft, glaube ich,
43:56
da war sie, glaube ich, schon Chefärztin oder wenigstens leitende Oberärztin.
44:01
Da hat sie, glaube ich, bis zur 36. Woche oder sowas hat sie dann operiert und
44:06
hat es niemand gesagt und hat einfach einen weiten Kittel getragen und so.
44:09
Und da hat sie aber, glaube ich, die Familie nicht verheimlicht,
44:11
sondern einfach die Schwangerschaft. Das sind ja auch nochmal so zwei Sachen. Also Mutterschutz im Medizinstudium
44:17
gab es halt bis 2016 oder so, gab es das gar nicht.
44:26
Jetzt muss ich tatsächlich nachgucken, wann das Mutterschutzgesetz novelliert wurde, 2018.
44:31
Was heißt kein Mutterschutz irgendwie?
44:34
Nee, gab's nicht. Also Studentinnen waren ja keine Arbeitnehmerinnen und der
44:38
Mutterschutz galt für Arbeitnehmerinnen und dann gab's halt eine Novelle des
44:42
Mutterschutzgesetzes und da hat jemand irgendwie wahrscheinlich wohlwollend reingeschrieben,
44:47
der Studentinnen müssen da jetzt auch mit bedacht werden und damit brach tatsächlich
44:51
die Hölle los über die Universitäten, weil keiner halt einfach wirklich Ahnung hatte davon,
44:55
was machen wir jetzt eigentlich mit den Schwangeren, weil wir haben überhaupt
44:58
keine Einrichtungen für die. Also zum Beispiel sieht das Mutterschutzgesetz eben vor, dass es halt geeignete
45:04
Räumlichkeiten zum Stillen geben muss und eine Toilette zum Beispiel ist keine
45:08
geeignete Räumlichkeit zum Stillen. Also mussten Stillräume geschaffen werden, damit die stillenden Studierenden
45:17
und aber auch Professorinnen und Mitarbeiterinnen dann halt eben dem Stillen nachgehen konnten.
45:23
Und das hatten wir ganz am Anfang schon mal. Also wenn man beginnt,
45:29
sich mit den Lebensrealitäten bestimmter Gruppen zu befassen,
45:32
also einfach sich anzugucken, was brauchen die wirklich und dann anfängt es umzusetzen,
45:39
dann räumt man denen natürlich auch ein Stück weit eine Dasehensberechtigung ein.
45:43
Also ich meine, wenn du dich halt einfach null damit auseinandersetzt,
45:46
dass du stillende Mitarbeiterinnen hast in einem großen Betrieb wie einer Universität mit Klinik dran,
45:58
dann nimmst du so ein bisschen dieses Thema aus dem allgemeinen Augenmerk raus.
46:06
Also wenn du dich nicht damit beschäftigst, ne? Und wenn es diese Einrichtungen einfach nicht gibt, naja, ich meine,
46:12
da kommt sicherlich keine einzelne Stillstände und sagt, also ich will jetzt
46:15
aber hier einen Stillraum, ne? Und aber durch das Mutterschutzgesetz hat man halt angefangen,
46:23
musste man anfangen, über diese Themen zu sprechen und dann eben auch diese
46:28
Einrichtungen zu schaffen und das hat halt wirklich…,
46:32
Und dafür bin ich den Leuten, die das halt, also diese Gruppen,
46:37
zum Beispiel die Studierenden eben mitbedacht haben, total dankbar,
46:41
weil dieses Thema gab es vorher gar nicht in der Form.
46:45
Also das war wirklich so, dass es explodiert. Von gestern auf heute war dieses
46:49
Mutterschutzgesetz da und ich kann mich erinnern, ich hatte,
46:52
2015 kam mein zweites Kind und es gab, Ja, also ist ja auch den meisten vielleicht bekannt,
47:02
dass man als Mediziner zum Beispiel die Anatomie,
47:07
die menschliche Anatomie an Körperspendern, also an Menschen,
47:10
die verstorben sind, an Leichen lernt, indem man halt deren Körper präpariert,
47:17
also sich die Körperstrukturen anguckt und die sind konserviert.
47:21
Ein Stoff, der nennt sich Formalin. Und der ist super schädlich für Mutter und Kind.
47:31
Und das ist natürlich schon mal ein Riesenthema gewesen. Und diese Stoffe,
47:36
diese Gefahrenstoffe werden immer bewertet.
47:39
Das hat jetzt mit dem Mutterschutz auch nichts zu tun. Unabhängig davon müssen
47:42
die halt auch immer wieder bewertet werden. Vor allem, wenn es neuere Erkenntnisse
47:45
gibt über die Schädlichkeit dieser Stoffe. Und dann gab es eigentlich 2014 schon eine neue Bewertung für den Stoff Formalin.
47:54
Und das war dann nicht nur kanzerogen, also krebserzeugend, also wenn man davon
48:00
zu viel einatmet, sondern auch teratogen potenziell. Also da gab es,
48:04
Teratogen heißt, dass es fruchtschädigend ist.
48:07
Also wenn jemand schwanger ist, dann kann halt das Ungeborene geschädigt werden
48:13
durch die Aufnahme dieses Stoffes.
48:15
Und das ist ein Tierversuch, haben sie das gesehen.
48:18
Und deshalb ist da keiner so richtig irgendwie auf den Zug aufgesprungen. Aber, ähm.
48:24
Also Mitte 2015 wurde das dann halt eben auch umgesetzt an der Charité und ich
48:30
kam gerade wieder mit meinem zweiten Kind aus der Elternzeit und hatte mich
48:36
vorher erkundigt, ob ich dann auch, wenn ich das Kind natürlich nicht mitnehme in den PrEP-Bereich,
48:40
ob ich dann auch preppen darf.
48:43
Und dann haben sie aber diese Gefahrenbewertung geupdatet und als ich wiederkam
48:48
ins Semester, gab es das neue Verbot für Stillende, die Anatomie zu betreten.
48:53
Und das war schon echt heftig. Also ich bin dann da rein und hatte halt irgendwie
48:57
mein Kind weg organisiert und meine Schwester war damals auch schwanger und
49:01
hatte es dann immer mit ihm um das Anatomiegebäude herumgefahren im Kinderwagen,
49:08
sodass ich preppen konnte und dann durfte ich da nicht rein,
49:11
weil ich eben gestillt habe und das war schon heftig.
49:13
Und so war ich halt schon mal für dieses Verbot, was halt ja nur uns Schwangere
49:18
und Stillende betraf, war ich sensibilisiert.
49:21
Dann kam dieses neue Mutterschutzgesetz und ich kann mich erinnern,
49:23
ich habe da sehr lange drüber gebrütet, habe das alles gelesen,
49:27
habe mir Notizen dazu gemacht und habe mich sogar bis in den Fakultätsrat gewagt
49:31
und dort quasi Werbung dafür gemacht, sich dieses Gesetz genau anzuschauen.
49:38
Und habe mir Verstärkung geholt und bin so dann auch mit der BVMD in Kontakt gekommen,
49:46
weil wir, ja, wir sind tatsächlich bis ins Familienministerium gegangen und.
49:51
Haben unsere Anliegen dort vorgetragen und war schon super,
49:58
dass wir da überhaupt so weit gekommen sind, aber das hat uns natürlich auch
50:03
alles noch Auftrieb gegeben, oder es hat mir auch Auftrieb gegeben, dieses Thema weiter zu vertreten und,
50:10
ja, ich meine, ne, dann irgendwie so für sich selbst so Lobbyern einzufordern,
50:16
fällt mir schwer. Trotzdem glaube ich, dass die.
50:22
Dass wir oder dass ich mich mit anderen gemeinsam mit diesem Thema so auseinandergesetzt
50:27
habe, dass wir so viel darüber gesprochen haben, dass wir Unterstützung gefunden
50:30
haben in verschiedenen Stellen, also die Frauenbeauftragten,
50:33
Familienbüros haben sich auch hinter uns gestellt,
50:35
andere Studiengänge haben sich uns angeschlossen und gesagt,
50:38
hey, wir haben hier die gleichen Probleme, wir müssen irgendwie an diesem Thema mal rühren.
50:42
Denn ich glaube, das hat tatsächlich dazu beigetragen, dass an der Charité,
50:47
so wie sie heute ist, die Strukturen so sind, wie sie sind.
50:50
Und sie sind wirklich gut für Studierende mit Kindern und gerade für Mütter.
50:56
Und es gibt unglaublich viele Regelungen oder was heißt unglaublich,
51:00
es gibt einige Regelungen zum Stillen zum Beispiel und auch zu Fehlzeiten und
51:04
die natürlich auf dem Mutterschutzgesetz basieren, aber deren Umsetzung in die
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Praxis auf unser Wirken zurückzuführen ist und das finde ich schon schön.
51:14
Also das ist schon so rückblickend, glaube ich, das ist was total Gutes,
51:20
was wir da gemacht haben. Und ja, also wenn ich jetzt gerade meinen Sohn da drüben so sitzen sehe,
51:27
wie er da mit seinem iPad auf dem Ufer sitzt, dann muss ich dir sagen,
51:31
das ist tatsächlich durch ihn halt gekommen,
51:35
ja, dass ich da halt so ein Interesse daran hatte. Und mir hat mal eine Mitstreiterin gesagt, weißt du was, wenn du dich hier für
51:44
die Sachen einsetzt, dann mach was, was dir selber nützt.
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Und das hört sich vielleicht erstmal wie ein total egoistischer Rat an,
51:54
aber das war so persönlich motiviert.
51:56
Konntest du denn die Lorbeeren dafür, also vielleicht nicht die Lorbeeren,
52:00
sondern die Ergebnisse dieser Arbeit noch einfahren?
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Weil es ist ja oft so, dass man halt dann zwar das fordert, aber die Umsetzung
52:07
ist man dann selber schon weg. Konntest du das noch erleben?
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Also ich, ja, ich konnte einiges davon noch genießen.
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Also wie gesagt, also wir hatten vor allem, war das Thema plötzlich in aller Munde.
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Also wirklich viele, also viel, was zum Beispiel auch Mitarbeiterinnen betraf,
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die, also es gab, die Probleme gab es die ganze Zeit.
52:32
Aber es gab halt nicht das Forum, diese Probleme eben anzusprechen und auch
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nicht die Aufmerksamkeit, die es benötigt hätte, um Dinge zu verändern.
52:42
Und dadurch, dass wir eben überall darüber gesprochen haben und überall die
52:47
Aufmerksamkeit auf das Thema Mutterschutz und Vereinbarkeit gelenkt haben,
52:56
Und dadurch gab es halt eben auch, sagen wir mal, Synergieeffekte,
53:00
zum Beispiel mit den Zertifizierungen. Also so eine Zertifizierung, familienfreundliche Hochschule muss ja erneuert
53:06
werden und dann kommen die Auditoren ins Haus und dann werden die Zielvereinbarungen neu gesteckt.
53:14
Wenn dann eben sowieso schon ein Thema in aller Munde ist, dann fällt es natürlich
53:18
wesentlich leichter, da die Agenda ein bisschen zu erweitern,
53:22
beziehungsweise halt diese Themen auch auf die Agenda zu bringen.
53:25
So kam es dann zu den Stillzimmern, zu Familienzimmern, Stillzimmern,
53:29
die halt auch wirklich gut genutzt und frequentiert werden, sowohl von Studierenden
53:32
als auch von MitarbeiterInnen. Und ja, wie gesagt, muss man vielleicht auseinandernehmen, Lorbeeren,
53:42
Einheimsen einerseits, nein, niemand hat uns dafür so richtig auf die Schulter
53:47
geklopft und niemand hat auch gesagt, ey, cool, was ihr hier geschaffen habt.
53:50
Das ist mir viel später erst bewusst geworden, was wir da alles bewegt haben.
53:55
Zu der Zeit hatte ich immer das Gefühl, ich kämpfe auch hier wieder mal den
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Berg hoch oder gegen Windmühlen oder sonst irgendwas und es bewegt sich so gar nichts.
54:04
Und auf der anderen Seite, klar, ich habe tatsächlich ein bisschen für mich
54:09
selbst auch mitgearbeitet. Also meine Kinder waren ja noch klein.
54:13
Der Härtefall, der zum Beispiel so begünstigende Rahmenbedingungen für uns gestattet
54:22
hat, der war für Eltern von Kindern bis zwölf Jahre.
54:27
Das haben wir auch irgendwann, haben wir das, haben wir da dran gerüttelt und auch erfolgreich.
54:33
Also der ist mittlerweile, gilt der für Eltern von Kindern bis 14 Jahren.
54:40
Aber das, also konnte ich alles noch voll in Anspruch nehmen.
54:44
Und ja, ich wette, die Dinge, die manche Studierende jetzt genießen an der Charité,
54:50
wie zum Beispiel, dass sie ihre Poolgruppen tauschen können,
54:53
die ihnen zugewiesen werden und so, das geht auch auf unsere Initiative zurück.
54:57
Das ist denen gar nicht bewusst, dass die Muddys das gewesen sind.
54:59
Und manchmal finde ich das schon ziemlich cool.
55:06
Und ich meine, du hast jetzt die Sache aus der Perspektive der Studierenden
55:11
mit Kind oder Schwanger gerade erzählt.
55:16
Gilt das nicht ähnlich dann halt auch so für Mütter in Krankenhäusern?
55:21
Oder ist das etwas, was durchgereguliert ist und alles tutti ist?
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Oder ist das eigentlich auch eine Welt, die, sagen wir mal so,
55:29
reformbedürftig ist oder war? Mhm.
55:33
Also schön wär's, wenn das alles so rosig wäre.
55:41
Als Medizinstudierende habe ich mir oft vorgestellt,
55:49
ach nach der Approbation, da wird alles besser und dann bin ich plötzlich stinkreich
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und fahre ein großes Auto und alles ist toll und meine Kinder sind betreut und
55:57
glücklich und ich sehe fantastisch aus. Letzteres Abkommen.
56:29
Und Ärztinnen Weiterbildung so erfährt. Also ja,
56:34
Ähm, viel ist vom Wohlwollen der jeweiligen Struktur abhängig.
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Das ist natürlich einerseits eine Unternehmenskultur und manche Unternehmen können das sehr gut.
56:48
Und andererseits ist es aber auch wieder eine Abteilungsfrage.
56:52
Also noch nicht mal fürs ganze Krankenhaus kann man dafür eine allgemeingültige Antwort geben,
57:01
denn in der Medizin ist es eben häufig so, oder war es früher traditionell so,
57:10
dass es einen Chefarzt gab und das sage ich jetzt, das gendere ich jetzt absichtlich nicht.
57:14
Also ich weiß, manchmal rutscht mir das durch mit dem Gendern,
57:17
aber eigentlich möchte ich das immer verwenden. Aber das war meistens, wie gesagt, ein Chefarzt, ein Mann, der die Abteilung geleitet hat.
57:27
Und dann gab es auf der anderen Seite, auf der Pflegeseite, um hier auch nochmal
57:30
wieder den Bogen zu schlagen, das hatten wir vorhin auch schon mal angesprochen,
57:33
den Frauenberuf Pflege, der das mal war.
57:37
Da gab es die leitende Oberschwester und die beiden waren so Mutti und Vati.
57:42
Auf der einen Seite waren dann die kleinen Jungs, das waren die Ärzte und die
57:45
kleinen Mädchen waren die Schwestern, die Schwesternschülerinnen und das war
57:49
dann die große glückliche Familie sozusagen unter der Leitung des Chefarztes.
57:53
Und diese doch eher antiquierte Struktur sollte eigentlich schon lange aufgelöst sein.
58:02
Ich meine, es gibt ganz viele Männer, die in die Pflege gehen und es gibt unglaublich
58:05
viele Frauen, die Ärztinnen werden. Tatsächlich sind über 60 Prozent, teilweise 70 Prozent sogar der Absolventen
58:13
in der Medizin oder der Absolventen in der, Absolvierenden in der Medizin sind weiblich. Ja.
58:23
Aber diese Struktur des allmächtigen Chefs oder der Chefin ist immer noch geblieben
58:30
und das ist in vielen Kliniken so. Also wenn du dann halt so an der Spitze jemand hast, der Familienfreundlichkeit
58:36
verstanden hat, dann kann das sein, dass du da eine total progressive Struktur vorfindest.
58:42
Ist dem aber nicht so, kann es auch genau in die andere Richtung gehen.
58:47
Ich weiß nicht, also ich habe da keine Zahlen, aber vielleicht hast du sie ja.
58:50
Also du meintest 60 bis 70 Prozent der Studierenden sind weiblich.
58:56
Hast du so eine Verteilung, wie es dann nach oben geht? Weil du meintest Chefärzte.
59:01
Ich glaube, es wird wahrscheinlich schon Chefärztinnen geben,
59:04
aber wahrscheinlich ist das Männliche immer noch irgendwo das Überwiegende.
59:09
Weißt du, wieso die Verteilung, wenn man bedenkt, so viele steigen ein?
59:12
Also eigentlich die Mehrheit der Einsteigenden sind weiblich und wo bricht es da ab?
59:17
Also wo bricht da der Weg nach oben ab? Hm.
59:21
Na, also schon mal, also bei der Approbation nicht, weil die wie gesagt AbsolventInnen
59:28
oder also die Gesamtheit der Medizinstudierenden,
59:31
sagen wir mal 60 bis 70 Prozent von denen, die das fertig machen und dann mit
59:36
der Approbation aufhören, sind Frauen oder weiblich Gelesene.
59:43
Und dann geht es schon bei der Promotion weiter, wobei das sich auch wieder
59:49
angeglichen hat, also bis vor zehn Jahren oder sowas waren das auch immer noch
59:52
mehr Männer, die promoviert haben, aber jetzt sind das auch viele Frauen.
59:55
Also ich glaube, da hält sie sich auch immer noch ungefähr die Waage oder entspricht
59:59
dem Anteil der Absolvierenden so ungefähr.
1:00:04
Und dann kommt schon, also kommt die nächste Hürde in Anführungszeichen Ausbildungszeichen,
1:00:10
die Facharztausbildung und danach gibt es dann so einen Knick.
1:00:15
Also dann kommt nämlich die nächste Stufe quasi Oberärztinnen, Oberärzte.
1:00:20
Da ist die Verteilung schon nicht mehr gleich. Da überwiegen dann plötzlich
1:00:25
die Männer und dann kommen eben diejenigen, die sich habilitieren,
1:00:29
also die eine Habilitation machen. Also das ist jetzt zwar eine, also eigentlich müsste man das nochmal teilen
1:00:34
in den universitären Track, also promovieren, habilitieren und lehren und forschen und auf der anderen Seite eben die Kliniker,
1:00:42
weil es ist mit nicht notwendig einen Doktortitel zu erwerben,
1:00:47
um halt als Arzt zu arbeiten oder als Ärztin zu arbeiten und,
1:00:52
Man kann auch Leitungsfunktionen übernehmen, ohne eine Promotion gemacht zu haben.
1:00:57
Aber wenn man eben zum Beispiel in den universitären Bereich möchte,
1:01:00
dann braucht man das natürlich. Dann muss man erstmal Doktor, dann irgendwann vielleicht Privatdozent,
1:01:05
Privatdozentin oder Professor werden, Professorin.
1:01:10
Genau. Und da, also zwischen der, oder so auf Oberarzt, Oberärztin Ebene,
1:01:18
da gibt es schon einen Knick.
1:01:20
Wo ist der? Also warum?
1:01:22
Ja, das bin ich auf einem Panel auch mal gefragt worden.
1:01:26
Und da hat jemand dann auch gefragt, wo sind die denn alle hin?
1:01:31
Ja, wo sind die Ärztinnen hin, die dann zwar Fachärztinnen werden,
1:01:37
aber eben nicht mehr, keine Leitungsfunktionen übernehmen wollen?
1:01:42
Und das kann ich natürlich auch nicht mit Sicherheit sagen, ich habe es ja nicht alle gefragt, ja.
1:01:47
Aber so aus meinem persönlichen Umfeld und auch von mir selbst weiß ich,
1:01:52
also eigentlich ist es attraktiv oder eigentlich finde ich es attraktiv,
1:01:58
Oberarzt, Oberärztin zu werden. Also ich natürlich, Oberärztin.
1:02:03
Weil das oft bedeutet, dass man eben nur noch Hintergrunddienste übernimmt und
1:02:07
nicht mehr so viele Nachtdienste, Bereitschaftsdienste macht wie als Assistent, Assistentin.
1:02:16
Aber es bedeutet natürlich auch, dass man viel Verantwortung trägt und eben
1:02:20
oft als Erster kommt und als Letzter geht. Das ist halt vielleicht das nicht so Attraktive daran. Und dann ist es auch
1:02:26
einfach so, dass die Medizin sehr kompetitiv ist.
1:02:29
Also man muss schon eine gewisse Leistung bringen und oft gibt es einen gewissen
1:02:35
Leistungseinbruch, wenn Familien gegründet werden.
1:02:40
Und tatsächlich, und das liegt wahrscheinlich einfach an der oft traditionellen
1:02:50
Rollenverteilung bei Paaren mit Kindern,
1:02:53
sind es eben die Frauen, die dann den Löwenanteil der Care-Arbeit übernehmen.
1:03:01
Was für die Männer oder was für die Männer in der Beziehung eben oder den,
1:03:07
ja doch, sagen wir jetzt einfach mal für die Männer in der Beziehung, ähm.
1:03:13
Den Weg für die Karriere erleichtert und für die Frauen eben erschwert.
1:03:17
Und für mich ist es ja nun so, dass ich halt ins Arbeitsleben eingetreten bin schon mit Kindern.
1:03:23
Also ich kenne es nicht anders. Ich habe im Studium die ganze Zeit alles um
1:03:28
die Kinder und um die Familie herum organisieren müssen. Und für mich ist das
1:03:33
in gewisser Weise nichts Neues. Das heißt nicht, dass es nicht super anstrengend ist und auch viel,
1:03:38
viel, viel Koordinationsaufwand, aber es ist mir halt nicht neu.
1:03:42
Also es ist nicht so, dass ich jetzt einen Vergleich habe zum Ärztin sein ohne
1:03:46
Kinder und Ärztin sein mit Kindern, sondern für mich gibt es immer nur Ärztin
1:03:50
mit Kindern. Und das ist für andere, glaube ich, einfach anders und das ist
1:03:54
teilweise einfach ein massiver Kulturschock.
1:03:56
Dazu kommt dann eben noch, dass wir hier in Deutschland ja im gesamten Sozialwesen,
1:04:02
da brennt ja echt die Luft.
1:04:04
Also es gibt kaum noch Erzieher und Erzieherinnen, die Lehrer sind unzufrieden,
1:04:09
die Lehrerinnen sind unzufrieden, die Schulen werden schlechter, sind überfüllt.
1:04:13
Es gibt kaum noch oder in vielen beliebten Bezirken hier in Berlin ist es unglaublich
1:04:18
schwierig, an der Wunschgrundschule zum Beispiel einen Platz zu kriegen, bis unmöglich.
1:04:24
Es gibt kaum Kita-Plätze, es gibt kaum Betreuungsplätze, die die frühen Stunden
1:04:30
abdecken oder die späten Stunden, sodass man halt eben nicht mehr im Schichtdienst
1:04:33
arbeiten könnte. Und das alles kommt auf neue Eltern dann eben je nachdem,
1:04:38
wann sie eine Familie gründen zu. Und tatsächlich bin ich ziemlich sicher, dass es für viele Frauen einerseits
1:04:48
das Aufgeben der vielleicht eigenen Karriereaspirationen,
1:04:52
aber andererseits auch ein bisschen der easy way out ist,
1:04:56
die dann kürzer zu treten, halbtags zu arbeiten und sich eben,
1:05:05
nicht in diesen Kampf zu stürzen, diese ganzen Missstände auch noch zu überkommen,
1:05:10
zusätzlich zur Vollzeitarbeit. Also nicht, dass das irgendjemand falsch versteht. Das ist nicht einfach zu
1:05:16
sagen, ich gebe meinen eigenen Karriereweg und Karriere-Traum auf.
1:05:21
Ich glaube, für viele ist das tatsächlich wie sich ein Bein ausreißen.
1:05:25
Man ist ja schon einen langen Weg gegangen. Genau.
1:05:28
Also nicht nur einen langen Weg gegangen, das sind ja auch hochqualifizierte Ärztinnen.
1:05:34
Die dann zum Wohle der Familie kürzer treten.
1:05:38
Also ich glaube, für die meisten ist das eine unglaublich schwere Entscheidung,
1:05:42
das zu sagen und gleichzeitig trotzdem eine Erleichterung, weil es so ist.
1:05:51
Immens hart ist, den eigenen Exzellenz- und Qualitätsgedanken an die eigene
1:05:57
Arbeit und das Dasein für die Familie, also die Care-Arbeit, zu vereinbaren.
1:06:05
Und das kann man, wie gesagt, es gibt einen wunderbaren Hashtag,
1:06:11
der nennt sich Verkeinbarkeit. Und ja genau das ist das Problem der Verkeinbarkeit, es geht nicht zusammen
1:06:20
so wie man sich das vorstellt und wie man es vielleicht,
1:06:24
ja gewöhnt war aus der kinderlosen Zeit und ich glaube das ist der Knackpunkt
1:06:31
und meiner Meinung nach kann man da dran eine ganze Menge machen.
1:06:35
Aber das wäre erstmal mein Punkt gewesen oder meine Frage gewesen,
1:06:38
was denkst du denn sind die Stellschrauben, die dann gedreht werden müssen von
1:06:42
Von offizieller Seite, aber vielleicht auch an anderen Stellschrauben.
1:06:47
Ich meine, das ist ein relativ großes Problem. Und wenn wir von Familie reden,
1:06:50
da sind ja alleine da schon mal mindestens eigentlich zwei Personen beteiligt,
1:06:54
wenn so eine Familie gegründet wird. Wo sind denn für dich so die wichtigen Stellschrauben, dass sich das mal ändert?
1:07:01
Weil rein gesellschaftlich, wenn ich mir das jetzt mal vorstelle,
1:07:04
auch mal ganz kalt irgendwie. Irgendwie, da wird so viel von der Gesellschaft
1:07:10
halt auch in eine Ausbildung investiert, in Berufe, die wir ja brauchen.
1:07:15
Das kann sich doch eine Gesellschaft eigentlich nicht leisten,
1:07:19
diese Leistungsträgerin zu verlieren. Ja.
1:07:26
Ja, also Punkt, das kann doch keiner wollen.
1:07:31
Jetzt hast du wieder ganz viele Fragen nacheinander gestellt.
1:07:34
Aber der Kern meiner Frage ist eigentlich, was müsste sich aus deiner Sicht
1:07:38
ändern, damit das nicht so passiert, wie du es gerade beschrieben hast.
1:07:43
Ja, also ich kann jetzt mal so aus meinem Bereich berichten.
1:07:48
Also ich habe mich dann nach der Approbation, musste ich mich ja entscheiden
1:07:52
ungefähr, also wenigstens musste ich eine Idee entwickeln, in welche Richtung
1:07:56
will ich gehen und ich habe mich halt für die Anästhesie und Intensivmedizin entschieden.
1:07:58
Jetzt bin ich ja so im zweiten Jahr meiner ärztlichen Weiterbildung und genau,
1:08:07
mir fallen zum Beispiel viele Sachen ein, die man in unserem Bereich schon machen könnte.
1:08:13
Also die Weiterbildungsordnung, also wir alle machen das Studium von ungefähr
1:08:19
sechs, sieben Jahren, je nachdem wie lange man so braucht.
1:08:23
Also eigentlich sind das zehn Semester, also fünf Jahre plus das praktische Jahr.
1:08:28
Plus die Sachen, die man eben in den Ferien noch so macht, also Formulaturen,
1:08:32
Pflegepraktikum, je nachdem. Und dann kommt die Approbation und danach kommt dann eben sozusagen die Spezialisierung.
1:08:39
Danach sagt man dann, okay, welches Fachgebiet lerne ich jetzt so in die Tiefe,
1:08:44
dass ich mich dann irgendwann Fachärztin, Facharzt nennen darf.
1:08:46
Also da gehört dann auch nochmal eine Prüfung dazu, aber genau.
1:08:49
Und je nachdem, welches Fachgebiet man sich da aussucht, dauert es dann nochmal
1:08:54
zwischen vier und sechs Jahre,
1:08:58
bis man dann in Regelzeit die Facharztreife quasi erreicht hat und die Prüfung ablegen darf.
1:09:07
Und es gibt ganz umrissene Inhalte, die in die Facharztweiterbildung reingehören.
1:09:13
Und ein großes Problem zum Beispiel in der ärztlichen Weiterbildung ist es,
1:09:19
die Menschen, die in Teilzeit arbeiten wollen, halt noch entsprechend kontinuierlich weiterzubilden.
1:09:27
Muss man immer im Hinterkopf behalten, natürlich muss man für jede Tätigkeit
1:09:30
oder jede Fertigkeit, die einem vermittelt wird, braucht man auch ein bisschen
1:09:34
Übung, um zu sagen können, man kann das jetzt.
1:09:39
Und natürlich liegt diese Weiterbildungsordnung auch zum Best Practice zugrunde
1:09:48
und vermutlich auch Forschung zum Thema,
1:09:52
wie lange man braucht ungefähr,
1:09:55
um eine bestimmte Sache zu können. So.
1:09:58
Und wenn jetzt jemand, also die Ärztekammer oder die Approbationsordnung ist
1:10:02
mittlerweile so weit, dass man eben, oder die Weiterbildungsordnung sind so
1:10:05
weit, dass man sagt, okay, man kann natürlich das auch in Teilzeit machen.
1:10:08
Das ist in den Kliniken noch teilweise nicht angekommen.
1:10:12
Also diejenigen, die so angefangen haben jetzt, gerade in den Großstädten,
1:10:17
werden vielleicht auch schon die Erfahrung gemacht haben, dass man ihnen nahelegt,
1:10:20
im ersten und zweiten Jahr unbedingt Vollzeit zu arbeiten.
1:10:24
Das ist auch keine blöde Empfehlung, weil es ist natürlich so,
1:10:28
wenn man Vollzeit vor Ort ist, kriegt man am meisten mit, ist am nächsten dran
1:10:36
und hat am meisten Chancen.
1:10:43
Hier werden gerade Chopsticks auf eine Katze geworfen, damit sie vom Essen weg bleibt.
1:10:50
Ari, kannst du mal bitte die Katze vom Tisch scheuchen? Weil ich dich darum bitte. Nun komm schon.
1:10:57
Ja siehste, dafür habe ich mich halt mit Kindern dadurch gequält,
1:11:00
um ein Kind zu haben, was nicht aufsteht und die Katze vom Tisch...
1:11:02
Ari, bitte kannst du mal die Katze vom Tisch scheuchen?
1:11:09
Der isst dein Essen. Das ist widerlich.
1:11:15
Du bist fantastisch. Super. Mein Kind hat die Katze angefaucht und die Katze
1:11:18
hat sich wegfauchen lassen. Na gut. Okay, also.
1:11:25
Also aus meiner Sicht, ne. Also ich meine, ich kenne ja nun die Pflegeausbildung,
1:11:29
wo so ganz klar umrissen ist, wer wann was lernt. Wer wann was wo lernen muss, ne.
1:11:35
Und das gibt es halt in der Medizin eigentlich nicht. Also es gibt halt irgendwie
1:11:39
so, ja, naja gut, also musst du halt irgendwie 1800 Mal intubiert haben und
1:11:43
dann bist du halt Anästhesist. So, nein, also es ist jetzt ganz stark vereinfacht ausgedrückt,
1:11:48
aber es ist halt irgendwie so, du sollst so ungefähr innerhalb von fünf Jahren,
1:11:52
sollst du 1800 Narkoseverfahren durchgeführt haben.
1:11:56
Aber, also musst du, das ist ungefähr so die Vorgabe, meistens sind es mehr,
1:12:01
also ich habe diese 1800, da komme ich jetzt schon langsam ran, aber, und das nach zwei Jahren,
1:12:07
aber genau, also es gibt noch andere Sachen, die da drin sind an Tätigkeiten
1:12:12
und letzten Endes braucht man schon eine Weile, um das halt alles zu absolvieren.
1:12:18
Aber man könnte jetzt auch ganz genau, also das ist auch ein bisschen schwierig,
1:12:23
da zu sagen, wer lernt wann was.
1:12:25
Weil wir haben ja auch noch die Patientenversorgung und wir sind natürlich auch
1:12:29
approbierte Ärzte, die sich halt um die realen Patienten kümmern müssen.
1:12:35
Das kann man nicht so hundertprozentig vorplanen.
1:12:39
Welche Tätigkeiten kommen jetzt wann? Aber man könnte zum Beispiel einen groben
1:12:43
Plan entwerfen und den und.
1:12:48
Klarer verankern. Also es gibt Kliniken, die haben ganz klare Ausbildungsstrukturen
1:12:53
und da ist auch Teilzeit gut möglich und keiner rennt den Aufgaben hinterher
1:12:58
und muss dann halt hinterher sagen, oh, weil ich jetzt 50 Prozent gearbeitet habe, kann ich immer noch nicht intubieren
1:13:04
und bin jetzt seit zwei Jahren Anästhesist oder so.
1:13:08
Also das wäre zum Beispiel möglich. Und dann haben wir, glaube ich.
1:13:13
Vier, fünf verschiedene Dienstzeitmodelle für Anästhesisten,
1:13:20
Anästhesistinnen, die im OP-Bereich arbeiten.
1:13:22
Die Intensivstation ist jetzt mal vollkommen ausgenommen. Und wir haben zum
1:13:27
Beispiel einen F2-Frühdienst, der geht dann eine halbe Stunde länger als der
1:13:31
andere, aber er beginnt nicht eine halbe Stunde später.
1:13:35
Also der F2-Frühdienst muss genauso um 7.30 Uhr bei der Dienstbesprechung sitzen.
1:13:43
Sitzen, aber man könnte doch jetzt zum Beispiel einen Dienst schaffen für die
1:13:47
Menschen, die Erziehungsaufgaben haben mit schulpflichtigen Kindern.
1:13:50
In der Regel sitzen die um acht in der Schule, die Kinder.
1:13:53
Wenn Mutti und Vati um sieben Uhr dreißig aber schon in der Klinik sein müssen,
1:13:57
dann wird es schwierig, ja. Aber man könnte jetzt zum Beispiel sagen, Mensch, ich bin jetzt in der Klinik,
1:14:02
ich stelle ganz viele Eltern ein, weil da gibt es jetzt so viele Eltern,
1:14:05
die haben vielleicht auch schon Erfahrungen und das sind total tolle Arbeitnehmer
1:14:08
und die haben ein Sicherheitsbedürfnis, Die wollen also vielleicht die nächsten
1:14:12
zehn Jahre hier arbeiten, was ja eigentlich auch eine gute Sache ist.
1:14:15
Und deshalb führe ich jetzt eine Schicht ein, die diesen Eltern Rechnung trägt,
1:14:21
die ihre Kinder in die Schule bringen wollen. Das würde so viel mehr Zufriedenheit schaffen. Und das ist eine halbe Stunde,
1:14:27
wovon wir sprechen, die sonst eben als zusätzliche halbe Stunde eigentlich für
1:14:32
jeden Wochen eine Überstunde schafft für den F2-Dienst oder eine halbe Überstunde, die könnte einfach,
1:14:40
wenn man diesen Dienst eine halbe Stunde nach hinten verschieben würde.
1:14:44
Wäre so viel getan, ja. Genauso die Weiterbildungsordnung an sich,
1:14:50
die muss immer in so sechs Monatsabschnitten absolviert werden.
1:14:54
Also teilweise ist es so, dass wenn man zum Beispiel dann nur fünf Monate irgendwo
1:15:00
arbeitet, kann man die tollsten Sachen machen, du weißt jetzt nicht,
1:15:03
die Gehirntransplantation umsetzen beim ersten Mal, ja. Ja, das ist natürlich völliger Quatsch.
1:15:09
Aber das wird einem dann nicht angerechnet in der Zeit, wenn man nur fünf Monate absolviert hat.
1:15:14
Also jetzt nehmen wir mal an, eine junge Mutter kommt nach dem Mutterschutz
1:15:20
wieder und wird wieder schwanger innerhalb der ersten Monate und geht dann nach
1:15:28
viereinhalb Monaten ins Berufsverbot,
1:15:32
also ins Beschäftigungsverbot. Gut, darf nicht mehr arbeiten, weil sie aus irgendwelchen Gründen zum Beispiel,
1:15:36
was weiß ich, einer Infektionsgefährdung ausgesetzt ist oder so,
1:15:38
das sieht das Mutterschutzgesetz vor, dass das halt, das ist eine Möglichkeit mit einer schwangeren Ärztin umzugehen,
1:15:45
auch nicht die eleganteste, aber nehmen wir mal an, nach viereinhalb Monaten
1:15:49
fällt sie dann raus, hat ganz, ganz tolle Sachen gemacht in den viereinhalb
1:15:52
Monaten, dann wären ihr die unter Umständen nicht angerechnet auf ihre ärztliche Weiterbildung,
1:15:56
weil sie eben keine sechs Monate da war.
1:15:59
Ne, das sind auch alles so Sachen, die sind wirklich nicht mütterfreundlich,
1:16:03
weil es oft auch eben sich der, also nicht, ich will jetzt nicht sagen, dass es diskriminiert,
1:16:09
aber benachteiligt von diesen Auswirkungen solcher Regelungen sind halt oft
1:16:13
Menschen, die so ein bisschen Fremdbestimmung unterlegen, wie zum Beispiel eben Mütter.
1:16:21
Gibt's.
1:16:22
Also weil du das gerade sagst, ich habe da gerade so eine Sache im Hinterkopf,
1:16:24
ich bewege mich ja beruflich im Bereich der digitalen Gesundheit, was...
1:16:34
Unterschiedliche Dinge betrifft. Ich muss da gerade an die Telemedizin denken
1:16:40
und ich habe da mal eine Unterhaltung geführt mit, ich weiß gar nicht,
1:16:45
ich kriege es nicht mehr zusammen, aber der Kern war, dass dieser telemedizinische Service,
1:16:52
total hinterher war nach eigentlich so ähnlichen Zielgruppen,
1:16:57
wie wir hier gerade besprechen, weil weil die sonst nirgendwo eingesetzt werden konnten,
1:17:05
aber diese Fähigkeiten hatten und jetzt mit einem telemedizinischen Service
1:17:10
die Möglichkeit hatten, so hey, ich kann halt auch von zu Hause, das ist natürlich nicht das Gleiche
1:17:15
wie intubieren und bestimmte Sachen gehen dann halt nicht, aber ich falle zumindest
1:17:19
nicht komplett aus meinem Beruf raus. Ich habe hier diese Zeiten, die ich vielleicht nicht so arbeiten kann wie vorher,
1:17:25
Aber ich kann zumindest in meinem Feld aktiv bleiben,
1:17:30
flexibel vielleicht meine Stunden gestalten, bis ich dann vielleicht wieder
1:17:34
so einsteigen kann, wie es halt ein Klinikbetrieb ist, benötigt.
1:17:38
Siehst du da vielleicht auch noch Möglichkeiten drin, dass man halt zumindest
1:17:43
mehr Flexibilität reinbringen kann? Mhm.
1:17:46
Also ist cool, dass du das nachfragst, weil wir haben jetzt vor allem in diesem
1:17:53
Team, weil wir einen sehr großen Bereich haben, der elektive Operationen ausführt
1:18:00
und wir haben, also jetzt…. Also elektiven stehen jetzt den akuten und den Notoperationen gegenüber.
1:18:07
Elektiv ist immer das, was nicht unbedingt sein muss.
1:18:10
Und damit ist nicht Patientensicht gemeint, sondern jetzt gemessen an der Lebensnotwendigkeit.
1:18:15
Also wir haben einen großen Bereich, der elektive Operationen ausführt.
1:18:21
Das ist bei uns hauptsächlich die Endoprothetik und diese Menschen müssen prämediziert werden.
1:18:25
Das heißt, das Kerngeschäft des Anästhesisten besteht eigentlich darin,
1:18:30
die OP-Fähigkeit von Patienten zu bewerten.
1:18:35
Und dann ansprechend das Gesundheitszustand ist, die Narkosen zu planen und
1:18:45
eben mit Sicherheitsmaßnahmen zum Beispiel auszustatten.
1:18:51
Also zum Beispiel zusätzliche Überwachung oder hinterher Überwachung auf Intensivstationen
1:18:56
oder Untersuchungen, die benötigt werden, um festzustellen, ob jemand OP-fähig ist oder so.
1:19:01
Also das macht der Anästhesist, die Anästhesistin in einem Prämedikationsgespräch
1:19:06
oder einer Prämedikationsuntersuchung.
1:19:08
Früher war das sicherlich noch mehr Hands-on, also dass man halt viel mehr untersucht hat.
1:19:13
Das macht man schon heute auch noch. Also es werden natürlich noch Sachen untersucht und erhoben.
1:19:18
Aber dadurch, dass wir jetzt zum Beispiel EKG, Labor und auch ganz viele andere
1:19:24
Untersuchungen anfordern können, um eine körperliche Fitness zu bestimmen oder halt auch so einen Fortschritt
1:19:31
in einer bestimmten Erkrankung oder so zu bewerten.
1:19:34
Kommt es teils auch ohne aus.
1:19:38
Ich will jetzt um Gottes Willen hier nicht behaupten, dass der Anästhesist nicht
1:19:42
mehr körperlich untersucht, tun wir schon, aber nicht zwingend in diesem Prämedikationsgespräch.
1:19:47
Und wir haben ganz oft darüber gesprochen, dass halt der Arbeitsaufwand so hoch
1:19:51
ist, weil man natürlich immer wieder, also bestimmte Sachen sind medizinisch
1:19:55
oder sind legal verpflichtend, die man eben machen muss.
1:19:59
Also man muss zum Beispiel die Risiken besprechen und dokumentieren und so.
1:20:03
Also und ein Knackpunkt ist immer noch, wie kriegen wir dieses Prämedikationsgespräch
1:20:10
so organisiert, dass wir viel davon machen können.
1:20:14
Und eigentlich, also wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass wir andere Wege
1:20:19
haben, um die Befunde zu erheben, die wir brauchen, also zum Beispiel eben Untersuchungen,
1:20:26
Voruntersuchungen, dann könnte man eventuell dieses Prämedikationsgespräch zum
1:20:33
Beispiel auch online führen, ja. Es ist komplizierter als das, weil zum Beispiel die Risiken,
1:20:40
die der Anästhesist aufklärt, die muss er oder sie dann handschriftlich dokumentieren, also sodass eben klar
1:20:49
ist, dass die Risiken individuell besprochen wurden unter Einbeziehung der Befunde,
1:20:54
die der Patient eben jetzt mitbringt. Und das ist nicht ganz einfach, wenn man das zum Beispiel jetzt über Telemedizin
1:21:02
machen würde oder so. Das ist wirklich ein Problem.
1:21:05
Also da gibt es tatsächlich auch noch keinen Gewinneransatz,
1:21:09
den man jetzt einfach kopieren könnte. Aber ich denke auch immer, dass das eigentlich fast in jeder Fachrichtung,
1:21:16
also das ist jetzt das, was ich gut kenne und was eben zu meinem Kerngeschäft
1:21:19
gehört, aber dass es eigentlich in jeder Fachrichtung diese Aufgaben gibt,
1:21:24
die einerseits mit Patientenbetreuung zu tun haben und mittlerweile in unserer
1:21:32
Zeit aber tatsächlich auch ohne direkten Patientenkontakt erledigt werden könnten.
1:21:41
Bin ich nicht die Einzige, die das denkt, aber das medico-legal so umzusetzen,
1:21:45
dass es dann halt immer noch zum Beispiel vor Gericht standhält,
1:21:49
ist gar nicht so einfach. Deshalb sind da auch alle sehr zurückhaltend.
1:21:54
Wir denken ja noch ein bisschen, was möglich sein sollte oder beziehungsweise
1:21:59
was man verbessern könnte.
1:22:00
Ja, wir hatten das im Mutterschutz mal auch diskutiert, weil da die Charité
1:22:06
damals gesagt hatte, in irgendeiner Infobroschüre für schwangere Mütter,
1:22:11
dass schwangere Studentinnen im praktischen Jahr zum Beispiel nicht in der Radiologie
1:22:17
eingesetzt werden sollen, wegen der Röntgenstrahlung.
1:22:20
Und wir haben das diskutiert lange und haben dann aber auch das als Beispiel
1:22:26
genommen und haben gesagt, okay, also es gibt eine MTA oder einen MTA,
1:22:31
also einen technischen Assistenten, Assistentin, die halt das Röntgen quasi
1:22:36
ausführen. Das macht der Arzt nicht selbst. Der Radiologe, der dann letztendlich den Befund schreibt, der ist gar nicht im Strahlenbereich,
1:22:44
sondern der sitzt halt in seinem Kämmerchen hinter Blei und macht vielleicht
1:22:50
noch mit an den Einstellungen, aber letztendlich machen das auch die MTAs.
1:22:54
Was die radiologische Kerntätigkeit ist, ist eigentlich eher den Befund erstellen dazu.
1:23:00
Und wieso sollte das eine Schwangere nicht machen?
1:23:03
Das ist wirklich, also es ist tatsächlich eine ernst gemeinte Frage gewesen,
1:23:07
warum soll die schwangere Radiologin nicht da sitzen und den Befund schreiben?
1:23:11
Weil die kann immer noch gucken und die hat immer noch gelernt,
1:23:15
was sie gelernt hat und vielleicht ist sie auch eine totale Koryphäe auf einem bestimmten Gebiet.
1:23:19
Und das wäre doch jetzt total beknackt, diese Frau ins Beschäftigungsverbot
1:23:24
zu schicken, weil es Radiologie ist.
1:23:29
Das ist ganz interessant, weil wir hatten halt das in einer kleineren Runde
1:23:33
vordiskutiert und uns auch dieses Beispiel ausgesucht und auch gesagt hat,
1:23:37
nee, da müssen wir dringend drüber reden, weil so geht es nicht. Man kann doch nicht die Schwangeren von vornherein ausschließen von bestimmten
1:23:42
Bereichen mit so einem fadenscheinigen und auch wirklich nicht durchdachten Argument.
1:23:49
Und es stellte sich tatsächlich heraus, dass die Radiologie irgendwie jedem
1:23:54
so als erstes in den Kopf kam, wenn es um den Mutterschutz ging.
1:23:57
Nee, also die Schwangeren, also die können natürlich nicht in die Radiologie.
1:24:01
Aber keiner konnte das dann entkräften
1:24:04
und letztendlich ist das dann rausgefallen aus dieser Broschüre.
1:24:09
Also ist das jetzt möglich?
1:24:11
Ja, das Imperium schlägt zurück, weißt du. Ach, keine Ahnung.
1:24:21
Also das mit den Schwangeren und der Medizin, das ist tatsächlich ein Drama in mehreren Akten.
1:24:29
Also es gab dieses eigentlich wirklich wohlmeinende Mutterschutzgesetz und das
1:24:35
hat auch viel bewegt, aber für die schwangeren Ärztinnen hat es eigentlich nichts besser gemacht,
1:24:40
weil mit diesem Gesetz wurde so ein Begriff der unzumutbaren Gefährdung eingeführt.
1:24:47
Das ist ein Begriff, der aus der Gleichstellung kommt, aus den skandinavischen
1:24:53
Ländern, der hier einfach überhaupt noch nicht praktiziert wurde.
1:24:59
Und da muss man nämlich tatsächlich wirklich eine Gefährdungsbewertung individuell vornehmen.
1:25:04
Also für jeden Arbeitsplatz eben sagen, okay, diese Tätigkeit,
1:25:10
also diese Radiologin, natürlich kann die weiterarbeiten, weil die geht ja gar
1:25:13
nicht in den Strahlenbereich. Kein Beschäftigungsverbot, ja.
1:25:18
Aber das wird halt nicht gemacht und das ist so, das ist ganz schwierig.
1:25:21
Und dann gab es halt irgendwie, ich glaube 2018 ist es novelliert worden und dann gab es,
1:25:26
sollte es eigentlich bis 2020 eine Evaluation geben und dann hat der Ärztinnenbund
1:25:34
damals glaube ich Ende 2020 oder 2021,
1:25:38
selbst halt so eine Evaluation gemacht beziehungsweise befragt und dabei hat
1:25:44
sich herausgestellt, dass seit das neue Mutterschutzgesetz eben in Kraft getreten ist,
1:25:49
dass Karrieren von Ärztinnen wirklich massiv behindert werden und zwar einfach,
1:25:55
weil sich eben auf diese unzumutbare Gefährdung berufen wird, keiner so genau weiß,
1:26:00
wie er denn jetzt damit umgehen soll und dann die Frauen halt tatsächlich eher
1:26:03
ins Beschäftigungsverbot geschickt werden.
1:26:04
Statt kreativ zu gucken, wie kriegen wir es hin, ist eher so,
1:26:08
nee, dann lieber Nummer sicher, geht nach Hause, tschüss.
1:26:11
Ja, genau. Und das hält leider bis jetzt noch an, dieser Effekt.
1:26:18
Das sollte da irgendwie dann auch noch Veränderungen geben.
1:26:21
Ist mir jetzt nicht bekannt, dass das umgesetzt worden wäre.
1:26:24
Dabei hat der Gesetzgeber unglaublich viel Aufwand betrieben,
1:26:29
um da so Best Practice auch so einfließen zu lassen und sich beraten zu lassen
1:26:33
durch die verschiedenen Branchen, weil das sich natürlich nicht nur auf Ärztinnen
1:26:38
ausgewirkt hat, dieses Gesetz, sondern auch auf Landwirtinnen.
1:26:41
Und Studierende, also Frauen oder Studierende mit Uterus, aller Professionen,
1:26:52
also wirklich aller Studiengänge. Und da gibt es die unterschiedlichsten Probleme, die da irgendwie aufgetreten
1:26:56
sind. Also die Veterinärinnen haben andere Probleme als die Landwirtinnen.
1:27:00
Die Landwirtinnen haben wieder andere Probleme als die Humanmedizinerin.
1:27:04
Die Chemikerin noch mal was ganz anderes. Oder die Musikerin.
1:27:07
Also das ist mir alles gar nicht bewusst gewesen, wo Schwangere überall gefährdet sind.
1:27:13
Also offensichtlich ist es ein Problem, wenn eine Schwangere irgendwie in einem
1:27:16
Orchester sitzt, weil es viel zu laut ist. Also keine Ahnung.
1:27:23
Klingt so ein bisschen wie Good Intention Gone Wrong.
1:27:27
So viele regelungen die dann irgendwie bedacht werden müssen und letztendlich
1:27:33
ja ich wahrscheinlich genau das,
1:27:38
Also ich kenne ein paar Leute selbst, die an diesem Gesetz mitgeschrieben haben
1:27:42
und die an der Konzeption auch dieses Gesetzes beteiligt waren.
1:27:48
Und ich bin hundertprozentig sicher, dass es da keinerlei böse Intentionen gab
1:27:54
oder auch niedere oder so.
1:27:55
Nee, man weiß es ja teilweise halt auch nicht.
1:27:59
Ich habe irgendwann mal von jemandem einen Vorschlag gehört,
1:28:02
der meinte, eigentlich müsste man das grundsätzlich in so Gesetzgebungsprozesse
1:28:05
einführen, dass man sowas wie eine Bewährungsphase für Gesetze hat,
1:28:12
die man halt, also man verabschiedet sie, man guckt dann halt nach einem Zeitraum X nochmal rauf und schaut so,
1:28:19
passt das noch so, müssen wir jetzt nachbessern?
1:28:23
Also dass halt das Nacharbeiten an einem Gesetz eingebaut ist in dem Prozess,
1:28:29
das nochmal neu bewerten und nachjustieren, um dann halt diese Dinge rauszukriegen.
1:28:34
Weil so ist es ja jetzt erstmal meines Wissens, jedes Gesetz,
1:28:37
es wird verabschiedet und es ist dann so lange da, bis nicht jemand wieder ein
1:28:42
neues Gesetzgebungsverfahren auf den Weg bringt durch all diese Instanzen, die es dann gehen muss.
1:28:47
Das ist ja auch kein geradliniger Weg, sondern der in unserem föderalen System
1:28:54
durchaus, je nachdem, was es für ein Gesetz ist, langwierig ist.
1:28:58
Und wenn ich das so höre jetzt,
1:29:02
was da jetzt als Beispiel ist, und das wird ja alle möglichen anderen Bereiche
1:29:05
auch betreffen, wäre das, glaube ich, eine sinnvolle Sache, Gesetze mal mit
1:29:08
so einem gewissen Überprüfungsmechanismus und Nachjustieren schon mal auszustatten.
1:29:15
Ja, ey, ich wüsste auch schon, bei welchem Gesetz wir anfangen.
1:29:17
Wir können gerne bei der, weiß ich nicht, Rundfunk- und Gebührenordnung,
1:29:21
der GEZ, könnten wir auf jeden Fall jetzt mal evaluieren. Das ist jetzt mal dran für mich.
1:29:27
Ja. Ähm. Ich würde gerne noch was erzählen zu.
1:29:35
Diesem ganzen Gesetzesprozess. Also ich habe dann über die BVMD eine Zeit lang
1:29:42
als studentisches Mitglied im konstitutionellen Mutterschutzausschuss,
1:29:46
also es gab einen Unterausschuss, da war ich Mitglied, verbracht.
1:29:52
Und bei uns ging es halt auch um stoffliche Gefährdungen und so.
1:29:56
Und dann wurde eine Zeit lang diskutiert, ob man den Mutterschutz,
1:30:01
also gerade so Theratogenität, also halt dieses Keimzell und fruchtschädigende
1:30:06
Wirkung von manchen Stoffen, ob man das nicht nur auf Mütter ausweiten müsste,
1:30:13
sondern ob man nicht eigentlich auch die Männer schützen müsste.
1:30:17
Weil die haben ja auch Erbgut, nicht wahr?
1:30:19
Also ich meine, wer im Bio aufgepasst hat, weiß halt irgendwie,
1:30:22
so eine Frucht entsteht aus einem Samen und einer Eizelle und Männer tragen
1:30:28
Samen, Frauen tragen die Eizellen,
1:30:30
die Eizellen sind stark reguliert und müssen geschützt werden,
1:30:33
aber die Samen überhaupt nicht. Und ich mache einen Podcast mit Ingo.
1:30:39
Ja, genau. Und wir nehmen auf gerade. Aber klar, du bist jetzt auch dabei.
1:30:43
So, auf jeden Fall wurde, das war ganz lustig, weil, also es gab wirklich ganz
1:30:49
tolle Mitglieder da in diesem Unterausschuss, die halt auch wirklich echt interessante Ideen hatten.
1:30:54
Unter anderem eben auch, dass man jetzt dann halt anfangen müsste,
1:30:57
die Männer davor zu schützen, weil gerade zum Beispiel jetzt das Beispiel mit
1:31:01
dem Formalin, was ich vorhin gesagt habe, wenn das Theratogen ist,
1:31:05
dann ist das nicht nur fruchtschädigend, sondern dann ist das vermutlich auch keimzellschädigend.
1:31:09
Also das könnte natürlich auch die Eizellen der Frauen und auch die Eizellen
1:31:15
der Männer, die in dem Bereich arbeiten und vielleicht sich auch irgendwann
1:31:19
reproduzieren wollen, schädigen. Und das ging dann den meisten eindeutig zu weit, dass halt irgendwie jetzt die
1:31:26
männliche Reproduktionsfähigkeit auch so wie im Mutterschutzgesetz bewertet werden soll.
1:31:33
Bei uns Männern kann nie was verkehrt sein, das ist auch immer die Schuld der
1:31:36
Frauen, wenn was nicht mehr klappt.
1:31:38
Ja, genau. Das ist doch wohl klar. Naja, klar, genau.
1:31:40
Das sollst du nochmal festgehalten haben.
1:31:43
Ich habe jetzt einen kruden Witz im Hinterkopf, aber den klemmen wir uns jetzt.
1:31:49
Aber was ich zum Beispiel auch neulich gehört habe, was ich echt lustig fand,
1:31:53
war, also ich meine, ich bin selber stolze Spiralenträgerin und die wurde mir
1:32:00
von meiner Gynäkologin ohne Betäubung eingebaut.
1:32:03
Ich kann, ich kann also jetzt hier mal aus dem Nähkästchen plaudern,
1:32:06
dass also mit einer Kornzange in die Porzio gekniffen bekommen irgendwie ist
1:32:11
der heftigste Schmerz, den man sich vorstellen kann.
1:32:15
Kornzange?
1:32:16
Ja, Kornzange. Es ist, okay, also diejenigen, die schon mal im OP waren,
1:32:19
wissen, was das ist, aber also eine Kornzange ist echt übel. Und...
1:32:24
Das tut so weh, dass du den Namen deiner Mutter vielleicht nicht mehr weißt,
1:32:28
wenn man dich in dem Moment fragt. Ist aber noch, wird weitgehend praktiziert, weil viele Menschen der Meinung
1:32:36
sind, dass es in der Portio, also im Muttermund, nicht so viele Nervenenden gibt.
1:32:42
Und deshalb kann man das machen, weil es tut den Frauen ja nicht so weh.
1:32:45
Und aber es gibt jetzt wohl so eine Art männliches IUD und der Einbau dieses
1:32:52
männlichen IUDs ist halt von vornherein bei der Zulassung mit Anergesie vorgesehen.
1:32:59
Also die Männer sollen betäubt werden, wenn man ihnen dieses IUD einsetzt, weil das tut ja weh.
1:33:34
Ja, natürlich. weiß, dass der durchaus orgasmusfördernd wirkt und dementsprechend
1:33:39
natürlich Nervenenden besitzt.
1:33:42
Der Korkzange ist Orgasmus? Nee, Entschuldigung.
1:33:44
Nee. Du galoppierst in die falsche Richtung. Entschuldigung.
1:33:48
Nein, nein, der Muttermund, der ist schon, der ist innerviert und nicht genauso
1:33:54
wie zum Beispiel eine Fingerspitze oder Nasenspitze oder sowas.
1:34:00
Aber da gibt es trotzdem Nervenenden Und natürlich gibt es, kann man da Schmerz empfinden.
1:34:04
Das tut sau weh, wenn da irgendwie so ein Empfängnisverhütungsgerät eingeführt wird.
1:34:10
Das ist Autsch, Autsch. Aber Frauen dürfen da nicht Aua sagen,
1:34:14
weil das gehört so und Empfängnisverhütung ist gefälscht Frauensache und bei Männern.
1:34:18
Über die männliche Verhütung, was es da halt so an Forschung auch an der Pille gab,
1:34:24
die wurde glaube ich, also die war schon auf einem relativ guten Wege,
1:34:28
so wie ich das jetzt irgendwie noch erinnere, gelesen zu haben,
1:34:31
bis dann halt so bei den ersten Versuchen als Nebenwirkung Kopfschmerzen bei
1:34:37
Männern festgestellt wurde und daraufhin irgendwie das Projekt abgebrochen wurde.
1:34:41
Weil das geht ja natürlich nicht irgendwie. Also Kopfschmerzen kann man keinem Mann zumuten. Deswegen gibt es wahrscheinlich
1:34:49
die Pille für den Mann immer noch nicht und wird sie nie geben,
1:34:51
weil so Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, it's dead.
1:34:57
Wenn man sich da mal so die Nebenwirkungen einer Anti-Baby-Pille für die Frau
1:35:03
durchliest, dann wird einem ganz schön anders.
1:35:06
Ja, auf jeden Fall. Also das ist richtig, richtig oberübel.
1:35:14
Was es da für Nebenwirkungen gibt, unter anderem zum Beispiel steigt ja das Thrombose-Risiko.
1:35:20
Eine Zeit lang gab es ja halt irgendwie Pillen in so einer Zusammensetzung,
1:35:25
die dann halt auch wirklich so thromboembolische Ereignisse gefördert haben.
1:35:29
Also junge Frauen, die dann halt an einer Lungenembolie verstorben sind,
1:35:32
weil halt eben sich die Zusammensetzung ihres Blutes dahingehend verändert hat,
1:35:36
dass sie halt eben leichter solche Trompen bilden konnten.
1:35:39
Und also das hat Frauen umgebracht, ganz abgesehen davon, dass viele Frauen
1:35:45
halt einfach sich einfach auch nicht wohlfühlen mental, wenn sie die Pille einnehmen,
1:35:52
also wenn sie überhaupt Hormonprodukte einnehmen. Und das wird ja weitgehend ignoriert.
1:36:00
Und letzten Endes ist es ja dann
1:36:03
auch oft so, dass wenn Frauen ungewollt schwanger werden oder ungeplant,
1:36:08
dann tragen sie eben das Ergebnis gegebenenfalls zehn Monate mit sich rum und ziehen es dann groß.
1:36:18
Dass es 18 Jahre alt ist und verabschieden sie ins Leben und sind halt einfach
1:36:23
ihr Leben lang Mütter, wobei hingegen Männer sich dann nicht.
1:36:28
Es soll nicht heißen, dass das immer so passiert, aber dass gerade Männer auch
1:36:33
manchmal vielleicht gar nicht wissen, dass sie ungewollt erzeugt haben und ja,
1:36:40
es ist leichter halt sich zu entziehen, wenn man das denn möchte,
1:36:43
wobei das natürlich nicht unterstellt werden soll.
1:36:45
Aber Frauen haben natürlich dann schon ein großes Interesse daran,
1:36:48
eben eine ungewollte Schwangerschaft halt von vornherein zu verhüten und nehmen
1:36:52
das vielleicht auch eher in Kauf, dass der Preis dafür ja Kopfschmerzen oder Ödeme oder eben thromboembolische
1:37:01
Ereignisse sind, einfach um das Leben so zu gestalten, wie sie sich das eben vorstellen. Denn, ne?
1:37:06
Ja. Ich bin ein bisschen auf einen Nebenzweig abgebogen, der natürlich wichtig
1:37:11
ist, aber nicht mehr ganz direkt mit der Medizin an sich.
1:37:17
Ich überlege gerade, jetzt haben wir ja sehr stark auf dem Bereich,
1:37:22
Schwangerschaft und mit Kindern in der Medizin und sind auch schon relativ weit.
1:37:27
Ich habe so das Gefühl, man kann da wahrscheinlich noch mal ein paar Podcasts draus machen.
1:37:36
Ich weiß nicht, wie schaut's? Wollen wir hier einen Strich ziehen mal?
1:37:41
Also ich habe jetzt gerade die Nachricht bekommen, dass meine Jüngste gleich
1:37:45
wieder nach Hause kommt. Die Kinder sind so nach und nach eingetrudelt hier.
1:37:50
Jetzt kommt die Jüngste gleich und erfahrungsgemäß ist es mit so einem kleinen
1:37:54
Kind immer nicht zu spaßen, wenn Mama gerade beschäftigt ist.
1:37:59
Wir können, solange bis sie kommt... Können wir noch weitermachen, aber das ist jetzt gleich ein paar Minuten.
1:38:06
Ich finde eigentlich grundsätzlich, ich würde jetzt ungern nochmal so einen
1:38:09
ganz neuen Themenbereich anschneiden.
1:38:11
Also wir könnten ja mal so grundsätzlich nochmal über Frauen in der Medizin,
1:38:15
jetzt mal abgesehen von der Sondersituation einer Schwangerschaft in der Arbeitstätigkeit
1:38:24
oder dann halt irgendwie Mutter sein.
1:38:26
Nein, vielleicht überhaupt auch als Frau im medizinischen Betrieb.
1:38:32
Das wäre jetzt aber für mich nochmal so ein Themenbereich, der glaube ich nochmal
1:38:35
jetzt nicht so schnell noch hinten ran eingeschoben, sondern den könnte man
1:38:38
ja, man kann ja auch immer nochmal im Teil machen, revisitieren.
1:38:42
Ja, ich fände es auch super, wenn da vielleicht noch andere Frauen dabei wären
1:38:46
aus anderen, in anderen Lebenssituationen, weil es halt einfach vielleicht auch
1:38:49
interessant ist, ob es da so eine Schnittmenge gibt,
1:38:52
weil, also ich meine, ich kann natürlich von mir erzählen und von meinen Eindrücken
1:38:57
und manchmal werde ich dabei sicher verallgemeinert, aber trotzdem wäre es ja interessant,
1:39:03
wo sich die Erfahrungen schneiden, wenn wir über Frauen in der Medizin sprechen.
1:39:07
Also, vielleicht könnte man auch über Women of Color in der Medizin sprechen,
1:39:13
das haben wir jetzt halt komplett ausgeklammert.
1:39:15
Ich glaube, deswegen finde ich, sollten wir nochmal eine weitere Folge machen,
1:39:20
weil das jetzt ist ja nochmal ein ganz Teil, den haben wir ausgelassen, stimmt.
1:39:26
Weil du bist nicht nur Frau, du bist nicht nur Mutter, sondern du bist Woman
1:39:30
of Color in der Medizin und das ist halt nochmal eine ganz andere Dimension,
1:39:33
die wir hier einfach nicht unterbringen können, finde ich, noch so hinten dran.
1:39:37
Das finde ich ist nochmal, wird der Sache nicht gerecht.
1:39:41
Ja, das finde ich auch, weil das einfach auch so ein riesen Themenkomplex ist,
1:39:46
der natürlich intersektional ist.
1:39:49
Also Frau sein, Mutter sein.
1:39:53
Person of Color sein in Deutschland, in einem Land, was eigentlich schon von
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jeher irgendwie so ein bisschen identitäre Probleme hat.
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Du hast aber lieb ausgedrückt.
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Und deshalb finde ich auch, dass dieses Thema einfach einen anderen Raum braucht
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und mehr Raum braucht und deshalb,
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weißt du, das ist einer der Gründe, warum ich so gerne mit dir spreche,
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weil es halt einfach, also glaube ich, warum wir auch schon so lange Freunde sind.
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Ich finde, das steht einfach nicht im Vordergrund und ich finde,
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das ist auch ein Thema, das so gehört, das eigentlich jetzt darf nicht im Vordergrund
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stehen, das ist halt einfach, es ist nicht mein unique identifier,
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dass ich zufällig eben auch noch Person of Color bin, sondern es gibt halt einfach
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so viel mehr, was man erzählen kann und so viel mehr, was man gemeinsam betrachten
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kann und das ist eben nur eins, einerseits eins von vielen, aber wenn man drüber spricht, dann direkt. Perfekt.
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Und dann richtig im richtigen Rahmen. Ich finde, das wäre jetzt nochmal ein
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schöner, oder nicht wäre, sondern das ist ein schöner Rausschmeißer,
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um hier sozusagen den Cliffhanger zum nächsten Mal zu haben.
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Und da klingelt es an der Tür. In dem Sinne, vielen Dank und bis zum nächsten Mal, oder?
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Ja, bis zum nächsten Mal. Danke, Ingo.
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