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Frauen in der Medizin

Frauen in der Medizin

Released Monday, 11th March 2024
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Frauen in der Medizin

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0:52

So, Willkommen zu Denken hilft, eine neue Folge, eine neue Gästin, Julia bei mir.

1:02

Eigentlich, Julia, willst du dich nicht selber mal vorstellen?

1:06

Ich wollte jetzt irgendwie eine große Rede ansetzen.

1:09

Ja, mach doch mal.

1:11

Wir haben gerade festgestellt, das wird bestimmt ganz gut, weil wir uns schon so lange kennen.

1:15

Jetzt müssen wir natürlich aufpassen, die anderen kennen dich ja noch nicht,

1:18

dass wir jetzt hier nicht irgendwie das nur zu einem Gespräch unter Freunden

1:21

machen, sondern ja unser Publikum mal mitnehmen.

1:24

Also wie gesagt, Julia und ich, wir kennen uns schon sehr lange und Julia ist

1:30

eine super Gästin für Denken hilft, weil sie in einem Bereich ist,

1:36

der so meine zweite kleine Liebe ist, die Medizin.

1:39

Ich habe ja selber überhaupt kein medizinisches Talent, finde es aber faszinierend

1:43

und bewege mich da so am Rande drin.

1:46

Und Jule ist mittendrin und darüber wollen wir heute ein bisschen reden.

1:50

Und wenn ich jetzt weiter vorstelle, können wir mal, wo kommst du eigentlich

1:55

her? Das frage ich alle meine Gäste.

2:00

Das ist eine Frage, die ich relativ häufig und unverhofft gestellt bekomme.

2:05

Wo kommen Sie eigentlich her? Ja, und ich habe mir angewöhnt,

2:08

darauf zu sagen, ich komme aus Wilmersdorf.

2:11

Weißt du, aus Wilmersdorf?

2:13

Ich komme aus Wilmersdorf, ja.

2:14

Da bricht jetzt eine Welt für mich zusammen.

2:15

Ich dachte, du bist aus Lichterfelde. Nee, wir sind nach Lichterfelde ausgewandert quasi.

2:20

Ich bin in St. Gertraunen geboren. Also meine Mutter war da Hebamme und dann

2:24

bin ich da auch geboren in St. Gertraunen. Ich bin nicht katholisch, auch nicht evangelisch, aber genau.

2:32

Also ich bin in St. Gertraunen geboren, was sich in Wilmersdorf befindet.

2:35

Also, ich komme aus Wilmachtorf. Und dann sind wir nach Lichtenrade ausgewandert und da waren wir sehr,

2:42

sehr lange und dann von da nach Lichterfelde.

2:45

Aber ich glaube, den größten Teil meiner Kindheit habe ich in Lichtenrade verbracht.

2:50

Das war auch sehr schön, direkt am ganzen, das war noch richtiger Stadtrand,

2:53

da gab es ja noch eine Mauer und so. Das ist auch schon ein paar Jahre her.

2:55

Also für alle, die uns außerhalb Berlins zuhören, wir reden hier von Berliner

2:59

Stadtbezirken und wie man merkt, ist Jule wie ich West-Berlinerin.

3:05

Das muss man auch nochmal festhalten. Noch schön in diesem Inselstatus alles miterlebt, mit Mauer und allen drum und dran.

3:13

Genau, da hätten wir das schon mal geklärt. West-Berlin, Wilmersdorf,

3:17

echt, ich kenne dich so lange und ich wusste das nicht.

3:21

Man redet auch voll selten über Geburtskliniken eigentlich, oder?

3:24

Also ich meine so in meiner Branche, also so eben als im Krankenhaus Arbeitende

3:28

spricht man schon öfter mal drüber und ich habe auch irgendwie ganz lange die

3:32

Gyn-Schiene verfolgt und wollte Gynäkologin werden.

3:35

Deshalb glaube ich, habe ich tatsächlich schon relativ häufig dieses Gespräch

3:40

geführt. In welcher Klinik bist du eigentlich geboren?

3:43

Für echte Berliner, also so Menschen, die halt tatsächlich in Berlin geboren

3:48

sind und vielleicht auch schon die Familien seit mehreren Generationen in Berlin

3:51

unterwegs sind, ist vielleicht sogar ein bisschen ein Thema.

3:54

Aber wir haben echt noch nie drüber geredet in all den Jahren.

3:57

Ich weiß nicht, wie lange kennen wir uns jetzt schon? 25 Jahre bestimmt. Stimmt.

4:00

Mehr. Mehr. Also wir reden von, ich weiß nicht, ob wir den Teil noch streifen.

4:06

Wir haben uns damals in meiner Türsteherzeit. Nee, eigentlich.

4:08

Nee, vorher noch. Noch vorher.

4:10

Okay. Also die Geschichte müssen wir jetzt vielleicht nicht irgendwie ausführen.

4:13

Aber da wusste ich ja gar nicht, dass du am anderen Ende das Telefon hängst. Gut.

4:20

Den Teil überspringen wir jetzt mal.

4:22

Ja, voll.

4:23

Aber ich glaube, wir reden dann von 95, 96.

4:30

Das ist schon ein bisschen länger.

4:31

Das sind schon fast 30, ne?

4:34

Ja.

4:35

Time flies. Und wir sehen immer noch total jung aus.

4:39

Du. Ich nicht. Gut, also, genau, aus Berlin in die Bezirken hin und her geschaut.

4:48

Um mal so den Bogen hin zu dem Pfad, der dich jetzt da hingebracht hat,

4:53

der ist ja nun auch nicht ganz direkt. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, zumindest in meiner Erinnerung,

4:59

war das für dich immer irgendwie ein klares Ziel. Vielleicht aber erzählst du

5:04

mal, wie du jetzt aus dem, die Schulzeit überspringen wir vielleicht mal.

5:08

Oder wann ist denn überhaupt, oder vielleicht soweit das, wann ist denn da der

5:12

Wunsch für dich geboren worden, in die Medizin zu gehen?

5:18

Ja, ich glaube eigentlich wollte ich immer Ärztin sein. Also wirklich schon so immer.

5:25

Von Kuscheltiere verarzten, über mich mit meiner Oma damals für Heilpflanzen

5:33

interessieren, über im Kreißsaal übernachten mit meiner Mutter, die Hebamme war.

5:38

Aber, und ich hatte da auch nie Berührungsängste, also ich fand das einfach

5:43

schon immer spannend, einfach so überhaupt menschliches Leben,

5:50

den ganzen menschlichen Lebenszyklus von Anfang bis Ende und natürlich dann eben auch,

5:54

wie heilt man eben so einen Körper oder wie versucht man zu heilen, wie hilft man.

5:58

Und so der konkrete Plan, Ärztin zu werden, der erschien mir am Anfang überhaupt

6:04

nicht so realistisch, weil ich nicht so eine geradlinige Schulkarriere hatte,

6:08

wie du dich vielleicht erinnern kannst. Also ich hatte einfach auch, ich hatte irgendwie andere Entwicklungsaufgaben,

6:15

während die meisten so dem Abitur entgegengestrebt haben und genau,

6:20

hab dann erst auf Umwegen mein Abitur gemacht und ich hab tatsächlich,

6:23

bevor ich das Abi gemacht hab, dann eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht.

6:28

Gemacht und eigentlich auch nur als Plan B, weil ursprünglich wollte ich dann Hebamme werden.

6:34

Meine Mutter war aber Hebamme, das fand die überhaupt nicht gut, dass ich das auch mache.

6:38

Die war da schon sehr desillusioniert von dem Leben als Hebamme,

6:43

obwohl das noch ganz anders war, als es jetzt ist.

6:46

Jetzt kriegen die freien Hebammen ja kaum noch die Möglichkeit,

6:49

zum Beispiel Geburtshilfe außerhalb der Klinik zu machen, weil die Versicherungen so teuer geworden sind.

6:54

Das war damals nicht so. Meine Mutter war nämlich freiberufliche Hebamme.

6:58

Und, äh, genau, und dann, äh, hab ich in der Ausbildung immer schon so festgestellt,

7:03

ich interessiere mich halt tatsächlich eigentlich mehr für Medizin und das,

7:07

was hinter den Medikamenten und, und Therapien steckt, ähm, also mehr dafür als für Pflege, so,

7:15

und, ähm. Das war dann erst mal so ein wahnwitziger Plan. Also ich mache jetzt mein Abitur

7:23

und dann wird das gut und dann bewerbe ich mich um einen Medizinstudienplatz

7:27

und dann werde ich Ärztin.

7:28

Du hast ja die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und dann bist du gleich,

7:34

also hast du noch gearbeitet als Krankenschwester? Wie lange dann?

7:39

Na ja, also ich meine irgendwie, sagt man immer, ich war mal,

7:45

aber tatsächlich vieles von dem, was ich damals gelernt habe, setze ich immer noch um.

7:50

Also ich bin immer noch Krankenschwester und so gesehen bin ich seit 20 Jahren

7:54

Krankenschwester. Also 2002 habe ich Examen gemacht und 2004 habe ich dann das Abi gemacht, also 2005.

8:05

Und dazwischen habe ich ein Jahr gearbeitet in der Anästhesie in München,

8:11

in der Klinik, vielleicht kannst du dich daran noch erinnern,

8:13

bis ich ein Jahr in München war. Und dann bin ich wieder zurückgekommen mit furchtbar viel Heimweh nach Berlin

8:19

und genau, weil damals hier die Arbeitssituation nicht so war,

8:23

dass man sich das alles aussuchen konnte, vor allem in den Funktionsbereichen

8:26

nicht, also Anästhesie intensiv und so, das war alles noch nicht so,

8:31

also da war der Mangel an Pflegekräften noch nicht so manifest, wie er jetzt ist.

8:37

Habe ich dann gesagt, okay, dann gehe ich zur Schule und jobbe und mache jetzt

8:40

mein Abi nach und das habe ich auch gemacht und genau, das war nicht so dolle.

8:46

Vielleicht nochmal, ich würde da gerne nochmal ein bisschen drauf rumreiten,

8:49

weil das ist ja schon auch, du bist ja dann schon in der Medizin gewesen als Krankenschwester.

8:54

Wie hast du das denn wahrgenommen, so den Beruf als Krankenschwester?

8:58

Ich frage jetzt mal so in der Richtung, weil ich das teilweise mitbekomme,

9:02

jetzt ist der Pflegenotstand, es werden,

9:06

Pflegekräfte aus anderen Ländern angeworben, die hierher kommen und da

9:11

Clash das, was ich zumindest gehört habe, sehr oft, weil hier so ein Bild einer

9:18

Krankenschwester ist noch, naja, die dürfen zwar ein, zwei Sachen machen,

9:21

aber eigentlich sind sie für Bettpfannen und Essen bringen und sowas da.

9:25

Und Krankenschwester aus anderen Ländern, das ist dann halt schon ein medizinischer

9:31

Beruf mit allem Drum und Dran und sowas wie Bettpfannen, also all den Kram, das machen die nicht.

9:38

Das ist auch teilweise da Aufgabe der Familien und ist ganz anders organisiert.

9:43

Und da clasht es dann halt. Wir sagen so, ey, ich bin hier ein medizinischer Beruf.

9:48

Wie war das zu deiner Zeit? Wie hast du das wahrgenommen? Und wie hast du dich

9:52

da gefühlt und wahrgenommen gesehen?

9:57

Also okay, das ist eine total gehaltvolle Frage, weil auf diese,

10:00

also was du jetzt da so beschrieben hast, gibt es halt 20.000 Antworten und

10:04

20.000 Wege, die man da jetzt verfolgen könnte, weil also…,

10:08

Genau, also gehen wir mal einfach von mir aus.

10:11

Ich habe tatsächlich, ich mochte den medizinischen Teil des Berufes sehr gerne.

10:16

Also ich meine, man stellt Medikamente, man verabreicht Spritzen oder Injektionen,

10:22

man hilft mobilisieren.

10:25

Je nachdem, in welchem Bereich man ist, macht man auch, also erledigt man auch

10:28

andere Aufgaben und das ist halt schon mal die eine Sache, wo das sich so auffächert.

10:33

Also Pflege ist nicht gleich Pflege. Also es gibt halt jetzt im Moment,

10:38

gibt es halt den großen ambulanten Bereich. Auch da gibt es große Unterschiede, zum Beispiel zwischen ambulanter Intensivpflege

10:44

und der normalen Hauskrankenpflege, die man auch nochmal unterteilen kann in die Hauswirtschaft,

10:51

den hauswirtschaftlichen Teil nach SGB XI und den Gesundheits- und krankenpflegerischen

10:56

Teil nach SGB V, also Krankenversicherung.

10:59

Da sind auch komplett andere Aufgaben und auch ein komplett anderes Abrechnungssystem quasi dahinter.

11:05

Und dann gibt es halt eben noch den Teil im Krankenhaus, dann gibt es das in

11:08

Rehakliniken und je nachdem, in welchem Bereich es ist, erledigt man ganz andere Aufgaben.

11:12

Und als ich damals fertig war mit meiner Ausbildung, war für mich eigentlich

11:15

vollkommen klar, ich möchte nicht auf einer peripheren Station pflegen,

11:21

also auf einer, sagen wir mal Normalstation,

11:24

wo die Leute liegen, nachdem sie operiert worden sind, wenn es ihnen gut geht

11:27

sozusagen, für die paar Tage bis sie nach Hause dürfen.

11:29

Sondern ich wollte gerne in einem Funktionsbereich arbeiten.

11:33

Also ich hätte mir sowas wie Endoskopie oder Bronchioskopie vorstellen können

11:36

oder eben Anästhesie oder Intensivpflege.

11:41

Und Anästhesie hat es mir tatsächlich ziemlich angetan, weil das ein schöner

11:46

Bereich ist, wo man halt wirklich eins zu eins mit einem Arzt,

11:49

einer Ärztin zusammenarbeitet als Anästhesie-Team und schon auch sehr spezialisierte Aufgaben übernimmt.

11:55

Und da sind die Grenzen verlaufen ganz fließend zwischen dem,

12:00

was Ärzte und Schwestern oder Ärzte und Pflegende können, Ärztinnen und Pflegende können.

12:06

Also eine fitte Anästhesiepflegekraft hat oft viele Jahre Erfahrung und kann

12:14

zum Beispiel gegenüber jüngeren Assistenzärzten, die neu in den Beruf kommen,

12:19

oft viele der Fertigkeiten schon ziemlich perfekt ausführen und kann auch wirklich helfen.

12:24

Und hat eben dieses Erfahrungswissen, dass halt bestimmte Wege empfohlen oder

12:32

nicht empfohlen werden können und so. Und man arbeitet sehr eng als Team zusammen und das war so eine Aufgabe,

12:38

die ich mir sehr gut vorstellen konnte. so und genau, also Wie war.

12:45

Deine Erfahrung dann da?

12:48

Ich hab das total gerne gemacht und wie gesagt, damals war,

12:55

Also die Situation war anders, als sie jetzt ist. Jetzt haben wir halt wirklich

12:58

diesen manifesten Pflegenotstand, aber das ist nicht das erste Mal.

13:02

Also wir hatten schon mal, ich glaube so in den 50er, 60er Jahren gab es halt

13:07

so dieses Wirtschaftswunder und da gab es halt auch irgendwie so diese boomenden

13:11

Krankenhäuser, es wurde immer alles größer.

13:13

Die Medizin hat sich weiterentwickelt und hat diese riesigen Gesundheitsfabriken errichtet.

13:18

Also sage ich jetzt mal böse, aber so diese ganzen großen Schwerpunktkrankenhäuser,

13:22

die Maximalversorger, die damals halt wirklich auch überall entstanden sind,

13:25

die Unis hatten alle einen Maximalversorger.

13:28

Und da gab es schon mal so einen Pflegenotstand und da hat man dann Schwestern

13:32

aus Korea und den Philippinen eingeladen,

13:35

die hier gearbeitet haben und viele von diesen Pflegenden oder Pflegende eingeladen,

13:44

wobei das damals glaube ich hauptsächlich Frauen waren, die gekommen sind.

13:50

Viele von denen sind geblieben und haben hier Familien gegründet und sind dann,

13:55

waren als erfahrene Kollegen dann für mich in meiner Ausbildungszeit auch super Kollegen.

14:03

Genau, also das gab es schon mal und irgendwie bewegt sich das so in Wellen im Gesundheitswesen.

14:07

Also wir haben zu wenig Pflegekräfte, dann wird irgendwie weniger ausgebildet

14:11

oder beziehungsweise wir haben zu wenig Pflegekräfte, dann werden welche angeworben.

14:14

Dann gibt es wieder zu viele, dann werden weniger ausgebildet,

14:18

dann kommt der nächste Notstand. Und das ist halt so, genau.

14:21

Also es ist nicht das erste Mal. Und, ähm …,

14:26

Eigentlich war das schön, aber trotzdem war, glaube ich, auch aus dieser relativen

14:32

Fülle an Pflegekräften, die es zu dem Zeitpunkt noch gab,

14:35

das gar nicht, also die Pflegekräfte waren nicht so gut gestellt wie jetzt.

14:42

Also es gab zwar immer diese spezialisierten Aufgaben und immer jemanden,

14:46

der das total gut konnte und der halt eigentlich die jungen Ärzte zum Beispiel

14:54

oder Ärztinnen anleiten konnte, war trotzdem die Pflege nicht so gut aufgestellt, wie sie es jetzt ist.

15:01

Also nicht gut aufgestellt auch im Sinne von gewertschätzt mit Aufgaben,

15:05

die ihnen zugeteilt wurden.

15:09

Wie hat sich das dargestellt?

15:11

Also ich glaube einerseits war das Arbeiten für uns Pflegende damals schon noch

15:16

ein bisschen weniger anstrengend, weil wir einen anderen Personalschlüssel hatten.

15:21

Also es waren mehr Pflegende auf eine bestimmte Patientenanzahl.

15:27

Also zum Beispiel habe ich auf der Intensivstation in meiner Ausbildung noch

15:32

kennengelernt, eine 1 zu 2 Betreuung.

15:34

Das ist oft nicht mehr zu halten jetzt auf den Intensivstationen.

15:37

Also da muss eine Pflegekraft, was weiß ich, zwei, drei, vier Patienten betreuen.

15:40

Und manchmal ist noch nicht mal

15:43

das gewährleistet, weil halt einfach die Stationen so unterbesetzt sind.

15:47

Und genau, einerseits war das Arbeiten, glaube ich, angenehmer,

15:52

weil man eben, es war die gleiche Anzahl an Arbeit, aber es gab halt mehr Hände, die sie erledigt haben.

15:57

Und das hat sich jetzt halt total gewandelt. Der Nachwuchs kommt halt nicht mehr nach.

16:04

Also es ist kein typischer Frauenberuf mehr.

16:08

Wenn man sich als Frau für Medizin interessiert, dann glaube ich,

16:12

ist nicht Pflege die erste Wahl, sondern es ist halt mittlerweile allen Abiturientinnen klar,

16:19

dass ihre Leistungen exzellent sind und sie auch Ärztinnen oder Pharmazeutinnen

16:23

werden können, wenn sie das gerne möchten. Und nicht kein, also.

16:29

Es ist nicht mehr der einzige Weg, der vorgezeichnet ist, sondern ich glaube,

16:33

das ist schon auch nochmal ein Unterschied. Also ich habe mich oft gefragt, warum der Nachwuchs aus der Pflege oder für

16:40

die Pflege eben so ausbleibt, aber ich kann es mir eigentlich nur so erklären.

16:44

Also die Ziele der jungen Frauen heute oder der jungen Leute heute gehen vielleicht

16:53

in eine andere Richtung. Also das ist irgendwie vielleicht nicht mehr so attraktiv, diesen Beruf zu ergreifen.

16:58

Vielleicht ist das auch einfach meine etwas begrenzte Sicht der Dinge, aber ja.

17:02

Also dann, du wolltest weiter und hast dann, weil du weiter wolltest,

17:09

erst mal Abitur gemacht.

17:12

Genau.

17:14

Und dann nach dem Abitur, wo ging dann der Weg hin?

17:20

Also ich habe, hat man ja vielleicht auch schon mal gehört, ein Medizinstudium

17:25

Platz kriegen ist gar nicht so einfach. Und ich habe tatsächlich, glaube ich, es ist erst mal so ein bisschen unbedarft angegangen.

17:34

Also ich habe mich einmal beworben und dann gab es irgendwie einen Fehler in

17:42

der Bewerbung sozusagen und dann habe ich alle Unterlagen wieder zurückbekommen

17:45

und dann war halt die Bewerbungsfrist vorbei und dann war es halt so,

17:47

okay, na gut, dann gucke ich jetzt mal.

17:50

Und dann habe ich mich quasi gleichzeitig um ein anderes Studium beworben.

17:58

Oder was heißt gleichzeitig? Also die Medizin, die Bewerbung für Medizin ist so ein bisschen vor den anderen

18:03

Unis, das ist auch immer noch so. Und dann hatte ich mich im Pflegestudiengang

18:08

beworben, der quasi neu entworfen wurde. Das war der erste Jahrgang.

18:14

Und da bin ich dann relativ fix reingerutscht in diesen Studiengang und irgendwie….

18:21

Habe ich zwar schon ziemlich schnell gemerkt, dass das jetzt gar nicht so das

18:25

ist, was ich wollte, weil die akademisierte Pflege oft ganz weit vom Patienten wegführt.

18:32

Also hier in Deutschland ist es so, in anderen Ländern ist es anders.

18:35

Da kann man studieren und sich durch dieses Studium dann qualifizieren zu weiteren

18:41

erweiterten Aufgaben, zum Beispiel Nurse Practitioner in den USA oder so.

18:45

Die sind dann in vielen Aufgaben den ärztlichen KollegInnen gleichgestellt,

18:50

aber das gibt es halt bei uns in Deutschland nicht.

18:53

Und so kommt man durch das Studium der Pflege dann oft einfach in den administrativen

18:59

Bereich und eben vom Patienten weg.

19:02

Und das habe ich sehr schnell gemerkt, dass das nicht so meins ist eigentlich.

19:05

Und habe halt versucht, irgendwie da meine Nische zu finden und ganz viel ausprobiert.

19:09

Also ich habe an Pflegeschulen unterrichtet,

19:14

also damals noch Altenpflege und Krankenpflege oder auch Pflegeassistenz und

19:19

ich habe Kurse gegeben und genau und ich habe auch an Büchern mitgeschrieben,

19:25

die auch immer noch aufgelegt werden, was ich auch, das fand ich tatsächlich ziemlich toll. Voll.

19:31

Hat auch viel Spaß gemacht, aber es hatte immer noch zu wenig für mich mit Patienten

19:34

zu tun und so habe ich immer wieder versucht, irgendwie mich dem so ein bisschen zurückzunähern.

19:41

Also ich habe dann einen Studiengang gemacht, ich habe den Bachelor abgeschlossen

19:44

und weil es einen konsekutiven Masterstudiengang gab und weil das halt gerade

19:48

irgendwie so lief mit dem Studieren und dem nebenbei Arbeiten und Freelancen

19:53

und was ich da so gemacht habe, habe ich das einfach weiterverfolgt.

19:58

Also habe diesen konsekutiven Masterstudiengang gemacht und habe mir auch immer

20:02

gedacht, ja gut, das kann man schon immer irgendwie verwenden.

20:09

Also das, was ich gelernt habe, kann ich immer irgendwie anwenden.

20:14

Und habe das einfach fertig gemacht.

20:18

Also ich habe eine Bachelorarbeit geschrieben und eine Masterarbeit geschrieben

20:20

und halt eben so auch ein bisschen geforscht, in Anführungszeichen.

20:26

Was ist das dann? Master of?

20:54

Das ist wirklich trocken, ziemlich trocken.

20:56

Das ist sehr trocken, ja, auf jeden Fall.

20:59

Genau.

21:01

Wir wollten uns für heute ja so ein bisschen einen Twist, also nicht einen Twist,

21:05

aber wir wollten uns vor allen Dingen jetzt nicht nur über den Weg in die Medizin

21:09

und die Medizin an sich, sondern eigentlich da speziell auch nochmal ein bisschen

21:12

beleuchten, wie das als Frau aussieht.

21:16

Und als Mutter in der Medizin ist, weil wir haben ja gerade schon gemerkt,

21:21

so zumindestens auch das, so meine damalige Wahrnehmung, Pflege,

21:26

das ist halt die Krankenpflegerin, was jetzt nicht mehr so ist,

21:30

aber da hat sich ja halt auch, sieht man ja schon ein bisschen in der Medizin gab oder gibt,

21:36

kannst du ja gleich nochmal so ein bisschen erzählen oder vielleicht beim Weitererzählen

21:39

mir gerne nochmal so ein bisschen, wie das so für dich sich darstellt.

21:42

Weil war zumindest in dem Bereich schon so klar, Frauen, die machen das.

21:49

Vielleicht ja jetzt mal dein Wechsel jetzt dann doch in die richtige Medizin.

21:56

Nämlich nach dem Masterstudium hast du ja dann doch den Weg konkreter verfolgt.

22:02

Dann kam ja das Medizinstudium.

22:04

Ich will doch mal so ein bisschen, wie das jetzt auch unter dem Aspekt für dich

22:08

so war in der Welt der Medizin.

22:10

Also ich habe damals an einer Pflegeschule gearbeitet und hatte tatsächlich

22:16

gerade das Angebot einer Festanstellung,

22:18

also ich habe das als Freelancer gemacht und dann war ich schwanger mit meinem

22:21

ersten Kind und hatte das Angebot dort eine Festanstellung zu übernehmen und

22:28

eine Kursleitung und so und hatte auch eine Lehrgenehmigung.

22:30

Und eigentlich war das irgendwie ganz in Ordnung, aber ja, so richtig erfüllt hat es mich noch nicht,

22:39

weil ich war ja weiterhin nicht am Patienten und eigentlich wollte ich Menschen

22:44

begleiten, so auf ihrem Weg.

22:46

Und damit meine ich eben nicht ausbilden, sondern halt behandeln.

22:51

Und dann war ich, naja, so weiß ich nicht, so vielleicht irgendwie in der Mitte

22:58

der Schwangerschaft und dann habe ich nochmal überlegt und habe gedacht, ach.

23:03

Einmal könnte ich mich noch bewerben. Ich hatte mich in der Zwischenzeit noch

23:06

einmal beworben und war ja dann zu dem Zeitpunkt schon Zweitstudentin.

23:10

Also ich habe mich dann auf eine ganz andere Quote beworben als vorher.

23:13

Die Zweitstudentenquote ist ganz winzig, also das sind irgendwie so drei Prozent

23:17

der Zulassung für das Land halt zu dem Semester.

23:23

Und man muss halt irgendwie anders davor gehen, also man bewirbt sich dann quasi

23:28

mit dem höchsten Abschluss, den man hat,

23:30

also mit der Note des höchsten Abschlusses, das ergibt dann so eine Punktzahl

23:33

und dann muss man ein Motivationsschreiben einreichen und dieses Motivationsschreiben

23:38

wird auf so einem total undurchsichtigen Wege bewertet.

23:42

Und dann gibt es eine Punktzahl und damit wird man zugelassen.

23:46

Zusätzlich kommen dann noch Sozialkriterien dazu und weil ich ja schwanger war

23:49

und eben mit meinem Partner in Berlin gelebt habe, ergab das dann nochmal zwei

23:56

Extrapunkte sozusagen für die Ortsbindung Berlin.

23:59

Und dann habe ich gedacht, okay, das mache ich jetzt einfach nochmal.

24:02

Ich bewerbe mich jetzt noch einmal und wenn nicht, dann akzeptiere ich mein

24:07

Schicksal und mache halt das, was ich jetzt bisher gelernt habe und dann ist es halt gut.

24:11

Ja, und ich war, glaube ich, meine Tochter war, weiß ich nicht,

24:18

ein paar Tage alt. Ich war, glaube ich, gerade aus dem Krankenhaus wieder da.

24:20

Und dann kam der Anruf, ich solle doch bitte ganz schnell die Geburtsurkunde

24:24

einreichen für die Ortsbindung, weil so wie es aussieht, hätte ich genügend

24:28

Punkte für eine Zulassung in Berlin. Und ja.

24:34

Ich glaube, ich habe in dem Moment, glaube ich, habe ich das gar nicht so richtig

24:37

realisiert, was da jetzt mir bevorsteht.

24:40

Also das habe ich tatsächlich erst dann beim zweiten Anlauf sozusagen,

24:45

habe ich gewusst, worauf ich mich eingelassen habe.

24:50

Das Medizinstudium ist schon ein anderes Level. Also ich hatte zwei Studien

24:53

hinter mir und trotzdem war ich nicht wirklich darauf vorbereitet,

24:56

wie das ist, an einer wirklich großen Universität zu studieren.

24:59

Wo hast du studiert? Hier in Berlin an der Charité habe ich studiert und wie

25:04

gesagt, als ich da angefangen habe, hatte ich mein Baby dabei, ich war Neumutter,

25:09

was ja an sich schon mal erstmal ein Kulturschock ist, also für die,

25:14

die schon mal ein Kind bekommen haben, Mutter sein oder Mutter werden ist schon

25:19

erstmal ein ganz schöner Korken.

25:21

Ja, also natürlich ist es auch wunderschön und das ist alles ganz toll,

25:25

aber es ist auch alles neu und irgendwie hatte ich immer das Gefühl,

25:28

ich bin irgendwie, das ist, ja, als ob man eine Grenze übertritt.

25:33

Plötzlich ist man auf der anderen Seite und alles ist irgendwie anders und man

25:35

hat da so ein kleines Wesen, für das man verantwortlich ist und so Wünsche und

25:41

Träume, die man vorher für sich selber hatte, treten vielleicht so ein bisschen in den Hintergrund.

25:47

Und irgendwie war das mit dem Studieren und Ärztin werden,

25:51

was ich mir einfach immer vorgenommen hatte, war einerseits mein Wunsch und

25:54

mein Traum für mich selbst, aber irgendwie hat das auch was mit meiner Tochter

25:58

zu tun gehabt, dass ich mich nochmal wirklich beworben habe,

26:01

dass ich zu mir selbst gesagt habe.

26:04

Machen wir mal kurz eine Pause hier, da kommt gerade was.

26:09

So, es hat geklingelt. Jetzt nochmal der Einstieg. Wir waren gerade beim Anfang zu studieren.

26:14

Zulassung ist da und das jetzt unter der besonderen Situation,

26:19

gerade frisch Mutter zu sein.

26:22

Ja, genau. Nee, also ich war nochmal einen Schritt zurückgegangen und hab dir

26:25

erzählt, warum ich mich tatsächlich nochmal beworben hab.

26:28

Also wie gesagt, du bist neue Mutter geworden oder bist neue Eltern geworden

26:32

und hast so Wünsche und Träume für dich gehabt.

26:36

Vielleicht hast du dir die auch schon erfüllt, aber vielleicht sind da auch noch welche.

26:39

Und dann ist da plötzlich so ein Neugeborenes und man hat auch Wünsche und Träume.

26:43

Und ich hab mir auch immer so ein bisschen gedacht, irgendwie ich würde gerne

26:47

meinen Kindern vorleben, eben, dass ich die Dinge, die ich mir für mich gewünscht

26:52

habe, dass ich die auch erreiche. Und das war so eine Sache, also dieses Ärztin werden und meine eigenen Patienten

27:00

behandeln und dann halt auch irgendwann die Verantwortung eben für deren Therapien

27:03

übernehmen und hoffentlich dabei viel Gutes zu leisten.

27:10

Das war was, was ich mir für mich gewünscht habe und was ich aber bisher einfach

27:14

noch nicht erfüllt hatte. Und das hat mich natürlich einfach auch beflügelt

27:17

bei der Idee, ich mache das jetzt nochmal, ich setze das jetzt um, diese Bewerbung.

27:21

Und das hat natürlich auch einfach meine Entscheidung beeinflusst,

27:25

mir dieses wirklich, diesen, wie sagt man, uphill battle auf Deutsch, weiß ich nicht.

27:34

Ich füllte auch kein anderes Wort dafür ein.

27:36

Ja, aber es ist halt wirklich, also es war wirklich den Berg hoch,

27:40

also irgendwie mit Gegenwind durch dieses Studium zu gehen mit einem Neugeborenen

27:48

und das ist ja nicht bei einem Neugeborenen geblieben, weil ich ja eben in der

27:50

Familiengründung gesteckt habe, kam ja dann auch noch Kind zwei und am Ende Kind drei und genau,

27:57

ja, so sieht es aus.

28:00

Aber das ist ja schon mal nochmal ein interessanter Punkt. Wie ist das denn, studieren?

28:05

Also ich stelle es mir ja auch, Medizinstudium an sich schon per se total krass vor.

28:10

Das mit Kindern, also schlaflose Nächte, die Dinge, die man da managen muss,

28:18

den Haushalt, die Betreuung.

28:20

Also all das ist ja schon für sich ein Jonglieren mit fünf bis sechs unterschiedlichen Dingen.

28:29

Und das mit einem Studium, wie war das für dich?

28:32

Ich weiß, du hast dich ja auch gerade damit intensiv beschäftigt und engagiert dafür.

28:39

Erzähl doch mal ein bisschen was aus dieser Zeit.

28:41

Also, als ich an der Charité angefangen habe, das war 2012, also meine Tochter

28:47

ist im Juli 2012 geboren und im Oktober 2012 habe ich dieses Studium angetreten. Und, ähm.

28:57

Ja, damals gab es zwar schon sowas ähnliches wie familienfreundliche Strukturen

29:02

und ich glaube auch, dass die Charité zu dem Zeitpunkt auch schon zertifiziert

29:05

war als familienfreundlich, aber die hatten sich bis ins Studium noch nicht so fortgesetzt.

29:11

Übrigens ist es in ganz Deutschland noch an vielen medizinischen Fakultäten so,

29:16

dass zwar die Uni als familienfreundlich zertifiziert ist, aber die medizinische

29:20

Hochschule oder die medizinischen Fakultäten da nicht so richtig mitmachen,

29:23

weil aus irgendwelchen Gründen immer noch die Annahme herrscht,

29:27

man könnte das eben nicht für die Mediziner umsetzen.

29:29

Das ist auch ja immer noch so ein bisschen ein schleppender Weg für viele.

29:35

Aber an der Charité bewegte sich schon was und ich habe tatsächlich quasi zweimal angefangen.

29:42

Also ich habe 2012 dann mit meinen Kommilitonen damals die Einführungswoche

29:48

gemacht oder das Einführungsmodul und hatte wirklich an jedem Tag meinen Säugling

29:53

dabei, weil es gar nicht anders ging. Mein Mann musste arbeiten damals und ich wollte sie auch einfach mitnehmen und

30:01

irgendwie sind wir da halt auch so ein bisschen unbedarft reingestolpert und

30:04

das ist halt wirklich schon von der Organisation her, also man kommt auf diesen riesigen Kampf.

30:10

Take 3, jetzt war die Karte voll, deswegen nochmal hier der Einstieg mit den

30:17

Strukturen, die du an der Charité vorgefunden hast.

30:23

Ja, genau. Ich habe ja eben schon gesagt, da kann man ganz viel darüber erzählen. Also.

30:28

Genau, also 2012 bin ich da eingestiegen und es gab so, naja,

30:33

so Alibistrukturen, also so richtig familienfreundlich war das noch nicht und

30:36

ich glaube, das haben wir tatsächlich jetzt, hat die Karte das verschluckt,

30:41

dass ich erzählt habe, dass man ja oft so implizit nur mitkriegt,

30:45

wer halt mitgedacht wird und wer nicht oder wer halt gemeint ist und wer nicht.

30:50

Und es gab zum Beispiel keine Stillzimmer und die familienfreundlichen Gruppen,

30:54

die lagen teilweise außerhalb der Zeiten, in denen so normal Betreuung ist,

31:01

also so zwischen 8 und 16 Uhr kann man ja wirklich denken,

31:04

kriegt man jetzt einen Kindergartenplatz.

31:06

Also klar gibt es die Plätze darüber hinaus, aber die sind sehr rar gesät und genau,

31:12

die familienfreundlichen Gruppen, die Zeiten gingen oft darüber hinaus oder

31:15

fingen vorher an oder waren irgendwie über die ganze Stadt verstreut oder so und genau,

31:22

dann, also es gab ganz viele Sachen. Achso, und dann, was halt auch echt übel war, war die Viertageregelung.

31:28

Also das hat sich halt auch über die Jahre, in denen ich an der Charité war,

31:31

hat sich das grundlegend gewandelt. Aber als ich angefangen habe, war das halt so, dass du eigentlich nicht fehlen durftest.

31:37

Und ich kann mich erinnern, dass ich vor Studienstart noch in dem Studierendenreferat

31:45

saß und mit denen gesprochen habe, weil es mir natürlich klar war,

31:48

irgendwie mit so einem säuglichen Studium zu beginnen,

31:51

vor allem wenn man halt so eine super begrenzte Anzahl an Fehltagen hat, dann….

31:58

Das kann ganz schön hart werden und dann hat man mir damals gesagt,

32:01

ja, also wenn sie nicht kommen, wenn sie jetzt nicht das Studium antreten,

32:06

dann werden sie exmatrikuliert und bei ihnen als Zweitstudentin ist halt so

32:09

die Frage, ob sie dann überhaupt je wieder einen Studienplatz bekommen.

32:13

Also musste ich auch anfangen zu studieren.

32:42

Gekümmert hat, die ich halt irgendwie auch viele Jahre dann geleitet habe,

32:45

aber anfangs war ich halt auch hilfesuchend bei den ProMedikids.

32:49

Also die gab es damals schon und wir haben halt einfach auch ganz viel bewegt da am Campus.

32:54

ProMedikids, war das jetzt nur eine Sache hier an der Berliner Charité?

32:57

Ja, genau. Also Primitikids sind nur in Berlin aktiv.

33:01

Ich habe dann später über die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland, die BVMD,

33:08

hatte ich eine Projektleitung und habe halt auch Vernetzungsarbeit gemacht,

33:14

so zwischen den Medizinstudierenden oder zwischen den VertreterInnen der medizinstudierenden Eltern.

33:22

Eltern, davon sind einige wirklich Freundinnen fürs Leben geworden,

33:25

was total schön ist, weil wir halt einfach irgendwie alle so einen ähnlichen Drive hatten,

33:31

also alle mit einer hohen Motivation in dieses Studium gestartet sind und dann

33:35

aber auch an den Strukturen, die halt wirklich so gar nicht elternfreundlich

33:38

waren, halt so ein bisschen verzweifelt sind und manchmal begegnen sich so Leute wieder, die halt.

33:45

Und anstatt die ganze Zeit zu mosern und sich da irgendwie durchzuquälen,

33:49

dann aber halt eben versuchen, Dinge zu bewegen.

33:51

Und ich glaube, dass es fast gar nicht anders geht, als dass dadurch Freundschaften

33:55

entstehen, wenn man halt da einfach irgendwie eine ganz ähnliche Schaffensenergie

34:00

mitbringt. Und das war mit diesen Frauen auch so.

34:04

Es waren halt tatsächlich fast alles Frauen, also ganz wenige Männer,

34:07

die mir da begegnet sind. Es waren fast alles Mütter, die dann aus einer ähnlichen Situation heraus wie

34:11

ich, also zwar waren die Partner unterstützend, also die haben schon gesagt,

34:16

ja klar, finde ich gut, wenn du Medizin studierst und so.

34:20

Die meisten hatten halt auch schon vorher irgendwelche Berufe oder vorher schon

34:25

ein Studium absolviert oder so. Aber letztendlich, das ist glaube ich so ein bisschen die traurige Wahrheit

34:31

für Mütter, die nochmal studieren oder nochmal andere Berufe,

34:37

dass die Partner oft die Idee gut finden, aber letztendlich die Care-Arbeit

34:45

noch nicht so gleich verteilt ist, dass das nicht zusätzlich drauf kommt.

34:50

Und das war bei uns halt auch so. Also ich habe mich einerseits natürlich um unser Kind gekümmert und aber auch

34:56

um den Haushalt und halt viele Dinge, die halt eben so unter Care-Arbeit fallen,

35:00

auch so diesen Mental Load getragen, also unser Leben strukturiert und zusätzlich eben noch.

35:06

Mein Studium eben genauso strukturiert und gelernt und hatte eben oft mein Kind dabei,

35:14

was mich teilweise benachteiligt hat, teilweise aber auch mir den Weg geebnet hat oder mir,

35:21

sagen wir mal, die Gruppe der Studierenden Eltern erschlossen hat,

35:25

weil das waren einfach auch Menschen, die mir viel ähnlicher waren als die jungen

35:29

Studierenden ohne Kinder. Und da sind wirklich feste Freundschaften entstanden und es gab ganz tolle Allianzen,

35:36

die mich halt wirklich auch durchs Studium getragen haben.

35:38

Also ich bin diesen Menschen, die den ähnlichen Weg gegangen sind wie ich auch

35:42

echt ewig dankbar, weil ohne die wäre ich nicht weit gekommen.

35:45

Vielleicht nochmal von diesen besonderen Umständen, Studieren mit Kind.

35:50

Erzähl doch nochmal, sind ja nicht alles hier Medizinstudierende oder Doktoren, die hier zuhören.

35:56

Wie muss man sich ein Medizinstudium vorstellen? Wie läuft denn das ab?

36:00

Also ein Studium kennt man ja sonst, man geht halt zu einer Vorlesung,

36:03

hört sich was an und dann schreibt man irgendwann Klausuren.

36:06

Wird wahrscheinlich ein bisschen ähnlich sein, aber Medizin ist ja mehr als

36:09

nur theoretisches Wissen in sich reinboxen.

36:14

Ja genau, also ich glaube einer der Gründe, warum ich hier in Berlin dann auch

36:17

gedacht habe oder mir zugetraut habe, dieses Studium zu absolvieren war,

36:21

dass ich ja eben schon eine Pflegeausbildung hatte und ein Pflegestudium und

36:25

Kommunikationstrainerin war für eine Zeit lang.

36:28

Und der Studiengang an der Charité, der wurde irgendwann reformiert.

36:34

Also in der Medizin gibt es, es gibt eine Approbationsordnung,

36:38

da ist festgelegt, wie viele Stunden Praxis und wie viele Stunden Theorie für

36:43

Medizinstudenten, Studierende vermittelt werden müssen, bis die bestimmte Prüfungsabschnitte erreichen.

36:50

Und so traditionell ist das unterteilt in Vorklinik und Klinik und dann eben das praktische Jahr.

36:56

Es gab noch andere Organisationen, aber das führt jetzt auch zu weit, also davor.

37:02

Und hier an der Charité oder beziehungsweise die sogenannten Modellstudiengänge

37:07

oder erstmal Reformstudiengänge und dann Modellstudiengänge,

37:10

das sind halt Weiterentwicklungen aus diesen Regelstudiengängen,

37:15

die sich halt an den Vorgaben der Approbationsordnung eins zu eins orientieren

37:19

sozusagen, also vor Klinik PJ,

37:22

also praktisches Jahr und dann Approbation.

37:27

Genau, die waren so ein bisschen eine Weiterentwicklung davon,

37:30

die sehr stark kommunikationsbasiert, also es wurde sehr viel Wert darauf gelegt,

37:36

dass wir unterrichtet werden,

37:38

also wir haben zum Beispiel Pol,

37:43

so ein Format, Problem- oder patientenorientiertes Lernen, also gab es beide

37:49

Auslegungen, aber ich glaube eigentlich heißt es problemorientiertes Lernen.

37:53

Und das ist so ein Gruppenformat, wo man halt gemeinsam Fälle bespricht und löst.

37:58

Und dann hatten wir einfach, das nennt sich KIT, Kommunikation,

38:02

Interaktion, Teamarbeit. Und da haben wir dann in den höheren Semestern auch Simulationspatienten gehabt

38:10

und was aus dem englischsprachigen Raum kam,

38:13

die OSCE-Prüfung, Oral Structural Clinical Exam,

38:21

so eine Prüfung, eine Stationenprüfung, wo halt auch Simulationspatienten dann

38:26

in bestimmten Situationen dargestellt sind. Die muss man dann lösen tatsächlich.

38:31

Also man hat als Studierender eben nur eine Aufgabe und die sind Patienten und

38:36

dann kann man den eben befragen vor einem Prüfer und wird dafür bewertet.

38:40

Das sind alles so Elemente, die dann halt in den neuen Studiengang eingeflossen

38:45

sind und wo ich mir gut vorstellen konnte, dass ich die halt einfach tatsächlich gut bewältigen kann.

38:51

Und genau. Und also was sicherlich stimmt, ist, dass man, es gibt halt einen

39:00

großen Anteil an Eigeninteresse und auch Selbststudium.

39:05

Also es wird vorausgesetzt, dass man bestimmte Dinge dann zu bestimmten Zeitpunkten weiß.

39:11

Das heißt, bei manchen oder in manchen Studiengängen oder hauptsächlich in den

39:16

Regelstudiengängen gab es eben diese Testate, die gab es manchmal wöchentlich,

39:20

in manchen Fächern so zwei, drei täglich und die mussten auch immer bestanden werden. So waren die Regelstudiengänge.

39:27

An der Charité und auch bei anderen Modellstudiengängen ist es so,

39:30

dass es meistens Modulprüfungen gibt und ein Modul oder das wird dann am Semesterende abgeprüft.

39:38

Bei uns war damals die Organisation so, wir hatten vier Module pro Semester,

39:42

die mehr oder minder nacheinander abliefen.

39:48

Zu denen gehörten halt die Kommunikations- und Gruppenveranstaltungen und so.

39:51

Und aber auch von Anfang an, ab dem ersten Semester, waren wir eben am Krankenbett

39:56

und hatten halt klinischen Unterricht, sodass die Klinik und Vorklinik gar nicht

40:01

mehr so dolle getrennt war. Was halt so ein bisschen diesen trockenen Teil der Naturwissenschaft so ein

40:07

bisschen in den Hintergrund gedrängt hat. Sehr zum Leidwesen der Vorkliniker, denn es gibt natürlich auch so Grundlagenprofessuren,

40:14

die halt also Physiologie oder Chemie oder Biochemie, die halt sehr viel Macht hatten vorher und dann,

40:23

also in den Regelstudiengängen sehr viel Macht hatten und in den Modellstudiengängen

40:27

dann sehr viel von dieser Macht eingebüßt haben, weil sie eben nicht mehr darüber entschieden haben,

40:31

ob jemand dann nach einem Drittel des Studiums weitermachen kann oder nicht.

40:37

Also so war das früher, dass halt das Physikum bestanden werden musste und das

40:41

in den neuen Modellstudiengängen ist es oft so, dass es so eine Art Physikums-Äquivalent gibt,

40:47

also dass das Physikum nicht mehr als so eine wirklich krasse Trennung des vorklinischen

40:52

Abschnitts vom klinischen.

40:53

Physikum nochmal, was bedeutet das nochmal?

40:55

Wollte ich gerade sagen, das Physikum war halt eine Riesenprüfung,

40:59

also alle vorklinischen Fächer, also alles, was eben nicht am Patientenbett

41:03

unterrichtet wurde, also wie gesagt Chemie, Physik, Physiologie,

41:08

Biochemie, Anatomie, ganz wichtig, dann Mikrobiologie, das sind alles Fächer,

41:16

die eben diesen vorklinischen Abschnitt gehört haben.

41:18

Achso, Pharmakologie oft auch noch, die man dann brauchte, um im klinischen

41:24

Abschnitt halt einfach dieses Grundlagenwissen anzuwenden.

41:28

Und das wurde eben alles nochmal abgeprüft in einer monströsen Riesenprüfung.

41:33

Genau, und wenn man die nicht bestanden hat, durfte man eben nicht in den klinischen Abschnitt weiter. Ja.

41:39

Genau, das ist jetzt halt mittlerweile bei den Modellstudiengängen nicht mehr so hart.

41:44

Da gibt es eben dieses Physikums-Äquivalent. Die Inhalte der Fächer sind mehr

41:49

praxisorientiert auf die Module verteilt und dann werden die Module,

41:54

die aber sowohl klinischen als auch vorklinischen Inhalt haben,

41:58

weil man sich es einfach tatsächlich besser erschließen kann,

42:01

wenn es ein bisschen ein Modell gibt, eine Modellerkrankung zum Beispiel,

42:05

werden dann am Ende des Semesters abgeprüft.

42:09

Und es gab nicht mehr so viele Testate und vor allem haben die Testate auch

42:12

nicht dazu geführt, dass man eben mitten im Semester rausgeprüft wurde oder so.

42:17

Also das war halt schon noch anders in den Regelstudiengängen.

42:21

Aber das kann ich jetzt tatsächlich so verbindlich nur für Berlin sagen.

42:25

Also wer jetzt hier vielleicht interessiert ist an einem Medizinstudium,

42:28

der möge sich doch die Struktur des Zielstudiengangs nochmal genau anschauen,

42:33

weil die halt einfach, gerade die Modellstudiengänge alle so ein bisschen unterschiedlich sind voneinander.

42:37

Die sind, es ist zwar, führt am Ende zur Approbation, aber die sind gar nicht so gleich, ne. Ja.

42:46

Genau, Studium. Wie war das dann, der Wechsel in den klinischen Teil,

42:52

gerade mit Kids und überhaupt so?

42:54

Also ich erinnere mich vor allen Dingen, ich kann es ja nochmal,

42:58

dass du mir irgendwann mal erzählt hast, du hast eine Oberärztin,

43:03

Chefärztin, Ärztin, zu der du aufgesehen hast, die auch fünf Kinder,

43:06

glaube ich, sogar hatte. Kinder, wo du aber meintest, dass die das schon fast verheimlicht,

43:11

weil es halt irgendwo nicht angesehen ist oder man schon in so eine Schublade

43:16

gesteckt wird, wenn man Kinder hat.

43:19

Ich meine, dass du mir so was mal erzählt hast, was ich irgendwie auch erschreckend

43:23

fand, dass halt das schon so ein Makel an sich ist, wenn man halt Ärztin mit Kindern ist.

43:30

Also da weiß ich jetzt tatsächlich gar nicht, wen du meinst.

43:33

Also ich habe gedacht, als du gesagt hast, ja so eine Chefärztin,

43:36

die ich ganz toll fand, Also es gab eine, die fand ich super,

43:39

die ist wirklich mein Jahrgang und die ist, damit ist sie eine sehr junge Chefärztin

43:44

und die war auch medial total aktiv,

43:47

aber die hat nie ein Hehl draus gemacht, dass sie fünf Kinder hat.

43:51

Die hatte aber mal in der letzten Schwangerschaft, glaube ich,

43:56

da war sie, glaube ich, schon Chefärztin oder wenigstens leitende Oberärztin.

44:01

Da hat sie, glaube ich, bis zur 36. Woche oder sowas hat sie dann operiert und

44:06

hat es niemand gesagt und hat einfach einen weiten Kittel getragen und so.

44:09

Und da hat sie aber, glaube ich, die Familie nicht verheimlicht,

44:11

sondern einfach die Schwangerschaft. Das sind ja auch nochmal so zwei Sachen. Also Mutterschutz im Medizinstudium

44:17

gab es halt bis 2016 oder so, gab es das gar nicht.

44:26

Jetzt muss ich tatsächlich nachgucken, wann das Mutterschutzgesetz novelliert wurde, 2018.

44:31

Was heißt kein Mutterschutz irgendwie?

44:34

Nee, gab's nicht. Also Studentinnen waren ja keine Arbeitnehmerinnen und der

44:38

Mutterschutz galt für Arbeitnehmerinnen und dann gab's halt eine Novelle des

44:42

Mutterschutzgesetzes und da hat jemand irgendwie wahrscheinlich wohlwollend reingeschrieben,

44:47

der Studentinnen müssen da jetzt auch mit bedacht werden und damit brach tatsächlich

44:51

die Hölle los über die Universitäten, weil keiner halt einfach wirklich Ahnung hatte davon,

44:55

was machen wir jetzt eigentlich mit den Schwangeren, weil wir haben überhaupt

44:58

keine Einrichtungen für die. Also zum Beispiel sieht das Mutterschutzgesetz eben vor, dass es halt geeignete

45:04

Räumlichkeiten zum Stillen geben muss und eine Toilette zum Beispiel ist keine

45:08

geeignete Räumlichkeit zum Stillen. Also mussten Stillräume geschaffen werden, damit die stillenden Studierenden

45:17

und aber auch Professorinnen und Mitarbeiterinnen dann halt eben dem Stillen nachgehen konnten.

45:23

Und das hatten wir ganz am Anfang schon mal. Also wenn man beginnt,

45:29

sich mit den Lebensrealitäten bestimmter Gruppen zu befassen,

45:32

also einfach sich anzugucken, was brauchen die wirklich und dann anfängt es umzusetzen,

45:39

dann räumt man denen natürlich auch ein Stück weit eine Dasehensberechtigung ein.

45:43

Also ich meine, wenn du dich halt einfach null damit auseinandersetzt,

45:46

dass du stillende Mitarbeiterinnen hast in einem großen Betrieb wie einer Universität mit Klinik dran,

45:58

dann nimmst du so ein bisschen dieses Thema aus dem allgemeinen Augenmerk raus.

46:06

Also wenn du dich nicht damit beschäftigst, ne? Und wenn es diese Einrichtungen einfach nicht gibt, naja, ich meine,

46:12

da kommt sicherlich keine einzelne Stillstände und sagt, also ich will jetzt

46:15

aber hier einen Stillraum, ne? Und aber durch das Mutterschutzgesetz hat man halt angefangen,

46:23

musste man anfangen, über diese Themen zu sprechen und dann eben auch diese

46:28

Einrichtungen zu schaffen und das hat halt wirklich…,

46:32

Und dafür bin ich den Leuten, die das halt, also diese Gruppen,

46:37

zum Beispiel die Studierenden eben mitbedacht haben, total dankbar,

46:41

weil dieses Thema gab es vorher gar nicht in der Form.

46:45

Also das war wirklich so, dass es explodiert. Von gestern auf heute war dieses

46:49

Mutterschutzgesetz da und ich kann mich erinnern, ich hatte,

46:52

2015 kam mein zweites Kind und es gab, Ja, also ist ja auch den meisten vielleicht bekannt,

47:02

dass man als Mediziner zum Beispiel die Anatomie,

47:07

die menschliche Anatomie an Körperspendern, also an Menschen,

47:10

die verstorben sind, an Leichen lernt, indem man halt deren Körper präpariert,

47:17

also sich die Körperstrukturen anguckt und die sind konserviert.

47:21

Ein Stoff, der nennt sich Formalin. Und der ist super schädlich für Mutter und Kind.

47:31

Und das ist natürlich schon mal ein Riesenthema gewesen. Und diese Stoffe,

47:36

diese Gefahrenstoffe werden immer bewertet.

47:39

Das hat jetzt mit dem Mutterschutz auch nichts zu tun. Unabhängig davon müssen

47:42

die halt auch immer wieder bewertet werden. Vor allem, wenn es neuere Erkenntnisse

47:45

gibt über die Schädlichkeit dieser Stoffe. Und dann gab es eigentlich 2014 schon eine neue Bewertung für den Stoff Formalin.

47:54

Und das war dann nicht nur kanzerogen, also krebserzeugend, also wenn man davon

48:00

zu viel einatmet, sondern auch teratogen potenziell. Also da gab es,

48:04

Teratogen heißt, dass es fruchtschädigend ist.

48:07

Also wenn jemand schwanger ist, dann kann halt das Ungeborene geschädigt werden

48:13

durch die Aufnahme dieses Stoffes.

48:15

Und das ist ein Tierversuch, haben sie das gesehen.

48:18

Und deshalb ist da keiner so richtig irgendwie auf den Zug aufgesprungen. Aber, ähm.

48:24

Also Mitte 2015 wurde das dann halt eben auch umgesetzt an der Charité und ich

48:30

kam gerade wieder mit meinem zweiten Kind aus der Elternzeit und hatte mich

48:36

vorher erkundigt, ob ich dann auch, wenn ich das Kind natürlich nicht mitnehme in den PrEP-Bereich,

48:40

ob ich dann auch preppen darf.

48:43

Und dann haben sie aber diese Gefahrenbewertung geupdatet und als ich wiederkam

48:48

ins Semester, gab es das neue Verbot für Stillende, die Anatomie zu betreten.

48:53

Und das war schon echt heftig. Also ich bin dann da rein und hatte halt irgendwie

48:57

mein Kind weg organisiert und meine Schwester war damals auch schwanger und

49:01

hatte es dann immer mit ihm um das Anatomiegebäude herumgefahren im Kinderwagen,

49:08

sodass ich preppen konnte und dann durfte ich da nicht rein,

49:11

weil ich eben gestillt habe und das war schon heftig.

49:13

Und so war ich halt schon mal für dieses Verbot, was halt ja nur uns Schwangere

49:18

und Stillende betraf, war ich sensibilisiert.

49:21

Dann kam dieses neue Mutterschutzgesetz und ich kann mich erinnern,

49:23

ich habe da sehr lange drüber gebrütet, habe das alles gelesen,

49:27

habe mir Notizen dazu gemacht und habe mich sogar bis in den Fakultätsrat gewagt

49:31

und dort quasi Werbung dafür gemacht, sich dieses Gesetz genau anzuschauen.

49:38

Und habe mir Verstärkung geholt und bin so dann auch mit der BVMD in Kontakt gekommen,

49:46

weil wir, ja, wir sind tatsächlich bis ins Familienministerium gegangen und.

49:51

Haben unsere Anliegen dort vorgetragen und war schon super,

49:58

dass wir da überhaupt so weit gekommen sind, aber das hat uns natürlich auch

50:03

alles noch Auftrieb gegeben, oder es hat mir auch Auftrieb gegeben, dieses Thema weiter zu vertreten und,

50:10

ja, ich meine, ne, dann irgendwie so für sich selbst so Lobbyern einzufordern,

50:16

fällt mir schwer. Trotzdem glaube ich, dass die.

50:22

Dass wir oder dass ich mich mit anderen gemeinsam mit diesem Thema so auseinandergesetzt

50:27

habe, dass wir so viel darüber gesprochen haben, dass wir Unterstützung gefunden

50:30

haben in verschiedenen Stellen, also die Frauenbeauftragten,

50:33

Familienbüros haben sich auch hinter uns gestellt,

50:35

andere Studiengänge haben sich uns angeschlossen und gesagt,

50:38

hey, wir haben hier die gleichen Probleme, wir müssen irgendwie an diesem Thema mal rühren.

50:42

Denn ich glaube, das hat tatsächlich dazu beigetragen, dass an der Charité,

50:47

so wie sie heute ist, die Strukturen so sind, wie sie sind.

50:50

Und sie sind wirklich gut für Studierende mit Kindern und gerade für Mütter.

50:56

Und es gibt unglaublich viele Regelungen oder was heißt unglaublich,

51:00

es gibt einige Regelungen zum Stillen zum Beispiel und auch zu Fehlzeiten und

51:04

die natürlich auf dem Mutterschutzgesetz basieren, aber deren Umsetzung in die

51:10

Praxis auf unser Wirken zurückzuführen ist und das finde ich schon schön.

51:14

Also das ist schon so rückblickend, glaube ich, das ist was total Gutes,

51:20

was wir da gemacht haben. Und ja, also wenn ich jetzt gerade meinen Sohn da drüben so sitzen sehe,

51:27

wie er da mit seinem iPad auf dem Ufer sitzt, dann muss ich dir sagen,

51:31

das ist tatsächlich durch ihn halt gekommen,

51:35

ja, dass ich da halt so ein Interesse daran hatte. Und mir hat mal eine Mitstreiterin gesagt, weißt du was, wenn du dich hier für

51:44

die Sachen einsetzt, dann mach was, was dir selber nützt.

51:48

Und das hört sich vielleicht erstmal wie ein total egoistischer Rat an,

51:54

aber das war so persönlich motiviert.

51:56

Konntest du denn die Lorbeeren dafür, also vielleicht nicht die Lorbeeren,

52:00

sondern die Ergebnisse dieser Arbeit noch einfahren?

52:02

Weil es ist ja oft so, dass man halt dann zwar das fordert, aber die Umsetzung

52:07

ist man dann selber schon weg. Konntest du das noch erleben?

52:12

Also ich, ja, ich konnte einiges davon noch genießen.

52:18

Also wie gesagt, also wir hatten vor allem, war das Thema plötzlich in aller Munde.

52:23

Also wirklich viele, also viel, was zum Beispiel auch Mitarbeiterinnen betraf,

52:29

die, also es gab, die Probleme gab es die ganze Zeit.

52:32

Aber es gab halt nicht das Forum, diese Probleme eben anzusprechen und auch

52:36

nicht die Aufmerksamkeit, die es benötigt hätte, um Dinge zu verändern.

52:42

Und dadurch, dass wir eben überall darüber gesprochen haben und überall die

52:47

Aufmerksamkeit auf das Thema Mutterschutz und Vereinbarkeit gelenkt haben,

52:56

Und dadurch gab es halt eben auch, sagen wir mal, Synergieeffekte,

53:00

zum Beispiel mit den Zertifizierungen. Also so eine Zertifizierung, familienfreundliche Hochschule muss ja erneuert

53:06

werden und dann kommen die Auditoren ins Haus und dann werden die Zielvereinbarungen neu gesteckt.

53:14

Wenn dann eben sowieso schon ein Thema in aller Munde ist, dann fällt es natürlich

53:18

wesentlich leichter, da die Agenda ein bisschen zu erweitern,

53:22

beziehungsweise halt diese Themen auch auf die Agenda zu bringen.

53:25

So kam es dann zu den Stillzimmern, zu Familienzimmern, Stillzimmern,

53:29

die halt auch wirklich gut genutzt und frequentiert werden, sowohl von Studierenden

53:32

als auch von MitarbeiterInnen. Und ja, wie gesagt, muss man vielleicht auseinandernehmen, Lorbeeren,

53:42

Einheimsen einerseits, nein, niemand hat uns dafür so richtig auf die Schulter

53:47

geklopft und niemand hat auch gesagt, ey, cool, was ihr hier geschaffen habt.

53:50

Das ist mir viel später erst bewusst geworden, was wir da alles bewegt haben.

53:55

Zu der Zeit hatte ich immer das Gefühl, ich kämpfe auch hier wieder mal den

53:58

Berg hoch oder gegen Windmühlen oder sonst irgendwas und es bewegt sich so gar nichts.

54:04

Und auf der anderen Seite, klar, ich habe tatsächlich ein bisschen für mich

54:09

selbst auch mitgearbeitet. Also meine Kinder waren ja noch klein.

54:13

Der Härtefall, der zum Beispiel so begünstigende Rahmenbedingungen für uns gestattet

54:22

hat, der war für Eltern von Kindern bis zwölf Jahre.

54:27

Das haben wir auch irgendwann, haben wir das, haben wir da dran gerüttelt und auch erfolgreich.

54:33

Also der ist mittlerweile, gilt der für Eltern von Kindern bis 14 Jahren.

54:40

Aber das, also konnte ich alles noch voll in Anspruch nehmen.

54:44

Und ja, ich wette, die Dinge, die manche Studierende jetzt genießen an der Charité,

54:50

wie zum Beispiel, dass sie ihre Poolgruppen tauschen können,

54:53

die ihnen zugewiesen werden und so, das geht auch auf unsere Initiative zurück.

54:57

Das ist denen gar nicht bewusst, dass die Muddys das gewesen sind.

54:59

Und manchmal finde ich das schon ziemlich cool.

55:06

Und ich meine, du hast jetzt die Sache aus der Perspektive der Studierenden

55:11

mit Kind oder Schwanger gerade erzählt.

55:16

Gilt das nicht ähnlich dann halt auch so für Mütter in Krankenhäusern?

55:21

Oder ist das etwas, was durchgereguliert ist und alles tutti ist?

55:25

Oder ist das eigentlich auch eine Welt, die, sagen wir mal so,

55:29

reformbedürftig ist oder war? Mhm.

55:33

Also schön wär's, wenn das alles so rosig wäre.

55:41

Als Medizinstudierende habe ich mir oft vorgestellt,

55:49

ach nach der Approbation, da wird alles besser und dann bin ich plötzlich stinkreich

55:52

und fahre ein großes Auto und alles ist toll und meine Kinder sind betreut und

55:57

glücklich und ich sehe fantastisch aus. Letzteres Abkommen.

56:29

Und Ärztinnen Weiterbildung so erfährt. Also ja,

56:34

Ähm, viel ist vom Wohlwollen der jeweiligen Struktur abhängig.

56:42

Das ist natürlich einerseits eine Unternehmenskultur und manche Unternehmen können das sehr gut.

56:48

Und andererseits ist es aber auch wieder eine Abteilungsfrage.

56:52

Also noch nicht mal fürs ganze Krankenhaus kann man dafür eine allgemeingültige Antwort geben,

57:01

denn in der Medizin ist es eben häufig so, oder war es früher traditionell so,

57:10

dass es einen Chefarzt gab und das sage ich jetzt, das gendere ich jetzt absichtlich nicht.

57:14

Also ich weiß, manchmal rutscht mir das durch mit dem Gendern,

57:17

aber eigentlich möchte ich das immer verwenden. Aber das war meistens, wie gesagt, ein Chefarzt, ein Mann, der die Abteilung geleitet hat.

57:27

Und dann gab es auf der anderen Seite, auf der Pflegeseite, um hier auch nochmal

57:30

wieder den Bogen zu schlagen, das hatten wir vorhin auch schon mal angesprochen,

57:33

den Frauenberuf Pflege, der das mal war.

57:37

Da gab es die leitende Oberschwester und die beiden waren so Mutti und Vati.

57:42

Auf der einen Seite waren dann die kleinen Jungs, das waren die Ärzte und die

57:45

kleinen Mädchen waren die Schwestern, die Schwesternschülerinnen und das war

57:49

dann die große glückliche Familie sozusagen unter der Leitung des Chefarztes.

57:53

Und diese doch eher antiquierte Struktur sollte eigentlich schon lange aufgelöst sein.

58:02

Ich meine, es gibt ganz viele Männer, die in die Pflege gehen und es gibt unglaublich

58:05

viele Frauen, die Ärztinnen werden. Tatsächlich sind über 60 Prozent, teilweise 70 Prozent sogar der Absolventen

58:13

in der Medizin oder der Absolventen in der, Absolvierenden in der Medizin sind weiblich. Ja.

58:23

Aber diese Struktur des allmächtigen Chefs oder der Chefin ist immer noch geblieben

58:30

und das ist in vielen Kliniken so. Also wenn du dann halt so an der Spitze jemand hast, der Familienfreundlichkeit

58:36

verstanden hat, dann kann das sein, dass du da eine total progressive Struktur vorfindest.

58:42

Ist dem aber nicht so, kann es auch genau in die andere Richtung gehen.

58:47

Ich weiß nicht, also ich habe da keine Zahlen, aber vielleicht hast du sie ja.

58:50

Also du meintest 60 bis 70 Prozent der Studierenden sind weiblich.

58:56

Hast du so eine Verteilung, wie es dann nach oben geht? Weil du meintest Chefärzte.

59:01

Ich glaube, es wird wahrscheinlich schon Chefärztinnen geben,

59:04

aber wahrscheinlich ist das Männliche immer noch irgendwo das Überwiegende.

59:09

Weißt du, wieso die Verteilung, wenn man bedenkt, so viele steigen ein?

59:12

Also eigentlich die Mehrheit der Einsteigenden sind weiblich und wo bricht es da ab?

59:17

Also wo bricht da der Weg nach oben ab? Hm.

59:21

Na, also schon mal, also bei der Approbation nicht, weil die wie gesagt AbsolventInnen

59:28

oder also die Gesamtheit der Medizinstudierenden,

59:31

sagen wir mal 60 bis 70 Prozent von denen, die das fertig machen und dann mit

59:36

der Approbation aufhören, sind Frauen oder weiblich Gelesene.

59:43

Und dann geht es schon bei der Promotion weiter, wobei das sich auch wieder

59:49

angeglichen hat, also bis vor zehn Jahren oder sowas waren das auch immer noch

59:52

mehr Männer, die promoviert haben, aber jetzt sind das auch viele Frauen.

59:55

Also ich glaube, da hält sie sich auch immer noch ungefähr die Waage oder entspricht

59:59

dem Anteil der Absolvierenden so ungefähr.

1:00:04

Und dann kommt schon, also kommt die nächste Hürde in Anführungszeichen Ausbildungszeichen,

1:00:10

die Facharztausbildung und danach gibt es dann so einen Knick.

1:00:15

Also dann kommt nämlich die nächste Stufe quasi Oberärztinnen, Oberärzte.

1:00:20

Da ist die Verteilung schon nicht mehr gleich. Da überwiegen dann plötzlich

1:00:25

die Männer und dann kommen eben diejenigen, die sich habilitieren,

1:00:29

also die eine Habilitation machen. Also das ist jetzt zwar eine, also eigentlich müsste man das nochmal teilen

1:00:34

in den universitären Track, also promovieren, habilitieren und lehren und forschen und auf der anderen Seite eben die Kliniker,

1:00:42

weil es ist mit nicht notwendig einen Doktortitel zu erwerben,

1:00:47

um halt als Arzt zu arbeiten oder als Ärztin zu arbeiten und,

1:00:52

Man kann auch Leitungsfunktionen übernehmen, ohne eine Promotion gemacht zu haben.

1:00:57

Aber wenn man eben zum Beispiel in den universitären Bereich möchte,

1:01:00

dann braucht man das natürlich. Dann muss man erstmal Doktor, dann irgendwann vielleicht Privatdozent,

1:01:05

Privatdozentin oder Professor werden, Professorin.

1:01:10

Genau. Und da, also zwischen der, oder so auf Oberarzt, Oberärztin Ebene,

1:01:18

da gibt es schon einen Knick.

1:01:20

Wo ist der? Also warum?

1:01:22

Ja, das bin ich auf einem Panel auch mal gefragt worden.

1:01:26

Und da hat jemand dann auch gefragt, wo sind die denn alle hin?

1:01:31

Ja, wo sind die Ärztinnen hin, die dann zwar Fachärztinnen werden,

1:01:37

aber eben nicht mehr, keine Leitungsfunktionen übernehmen wollen?

1:01:42

Und das kann ich natürlich auch nicht mit Sicherheit sagen, ich habe es ja nicht alle gefragt, ja.

1:01:47

Aber so aus meinem persönlichen Umfeld und auch von mir selbst weiß ich,

1:01:52

also eigentlich ist es attraktiv oder eigentlich finde ich es attraktiv,

1:01:58

Oberarzt, Oberärztin zu werden. Also ich natürlich, Oberärztin.

1:02:03

Weil das oft bedeutet, dass man eben nur noch Hintergrunddienste übernimmt und

1:02:07

nicht mehr so viele Nachtdienste, Bereitschaftsdienste macht wie als Assistent, Assistentin.

1:02:16

Aber es bedeutet natürlich auch, dass man viel Verantwortung trägt und eben

1:02:20

oft als Erster kommt und als Letzter geht. Das ist halt vielleicht das nicht so Attraktive daran. Und dann ist es auch

1:02:26

einfach so, dass die Medizin sehr kompetitiv ist.

1:02:29

Also man muss schon eine gewisse Leistung bringen und oft gibt es einen gewissen

1:02:35

Leistungseinbruch, wenn Familien gegründet werden.

1:02:40

Und tatsächlich, und das liegt wahrscheinlich einfach an der oft traditionellen

1:02:50

Rollenverteilung bei Paaren mit Kindern,

1:02:53

sind es eben die Frauen, die dann den Löwenanteil der Care-Arbeit übernehmen.

1:03:01

Was für die Männer oder was für die Männer in der Beziehung eben oder den,

1:03:07

ja doch, sagen wir jetzt einfach mal für die Männer in der Beziehung, ähm.

1:03:13

Den Weg für die Karriere erleichtert und für die Frauen eben erschwert.

1:03:17

Und für mich ist es ja nun so, dass ich halt ins Arbeitsleben eingetreten bin schon mit Kindern.

1:03:23

Also ich kenne es nicht anders. Ich habe im Studium die ganze Zeit alles um

1:03:28

die Kinder und um die Familie herum organisieren müssen. Und für mich ist das

1:03:33

in gewisser Weise nichts Neues. Das heißt nicht, dass es nicht super anstrengend ist und auch viel,

1:03:38

viel, viel Koordinationsaufwand, aber es ist mir halt nicht neu.

1:03:42

Also es ist nicht so, dass ich jetzt einen Vergleich habe zum Ärztin sein ohne

1:03:46

Kinder und Ärztin sein mit Kindern, sondern für mich gibt es immer nur Ärztin

1:03:50

mit Kindern. Und das ist für andere, glaube ich, einfach anders und das ist

1:03:54

teilweise einfach ein massiver Kulturschock.

1:03:56

Dazu kommt dann eben noch, dass wir hier in Deutschland ja im gesamten Sozialwesen,

1:04:02

da brennt ja echt die Luft.

1:04:04

Also es gibt kaum noch Erzieher und Erzieherinnen, die Lehrer sind unzufrieden,

1:04:09

die Lehrerinnen sind unzufrieden, die Schulen werden schlechter, sind überfüllt.

1:04:13

Es gibt kaum noch oder in vielen beliebten Bezirken hier in Berlin ist es unglaublich

1:04:18

schwierig, an der Wunschgrundschule zum Beispiel einen Platz zu kriegen, bis unmöglich.

1:04:24

Es gibt kaum Kita-Plätze, es gibt kaum Betreuungsplätze, die die frühen Stunden

1:04:30

abdecken oder die späten Stunden, sodass man halt eben nicht mehr im Schichtdienst

1:04:33

arbeiten könnte. Und das alles kommt auf neue Eltern dann eben je nachdem,

1:04:38

wann sie eine Familie gründen zu. Und tatsächlich bin ich ziemlich sicher, dass es für viele Frauen einerseits

1:04:48

das Aufgeben der vielleicht eigenen Karriereaspirationen,

1:04:52

aber andererseits auch ein bisschen der easy way out ist,

1:04:56

die dann kürzer zu treten, halbtags zu arbeiten und sich eben,

1:05:05

nicht in diesen Kampf zu stürzen, diese ganzen Missstände auch noch zu überkommen,

1:05:10

zusätzlich zur Vollzeitarbeit. Also nicht, dass das irgendjemand falsch versteht. Das ist nicht einfach zu

1:05:16

sagen, ich gebe meinen eigenen Karriereweg und Karriere-Traum auf.

1:05:21

Ich glaube, für viele ist das tatsächlich wie sich ein Bein ausreißen.

1:05:25

Man ist ja schon einen langen Weg gegangen. Genau.

1:05:28

Also nicht nur einen langen Weg gegangen, das sind ja auch hochqualifizierte Ärztinnen.

1:05:34

Die dann zum Wohle der Familie kürzer treten.

1:05:38

Also ich glaube, für die meisten ist das eine unglaublich schwere Entscheidung,

1:05:42

das zu sagen und gleichzeitig trotzdem eine Erleichterung, weil es so ist.

1:05:51

Immens hart ist, den eigenen Exzellenz- und Qualitätsgedanken an die eigene

1:05:57

Arbeit und das Dasein für die Familie, also die Care-Arbeit, zu vereinbaren.

1:06:05

Und das kann man, wie gesagt, es gibt einen wunderbaren Hashtag,

1:06:11

der nennt sich Verkeinbarkeit. Und ja genau das ist das Problem der Verkeinbarkeit, es geht nicht zusammen

1:06:20

so wie man sich das vorstellt und wie man es vielleicht,

1:06:24

ja gewöhnt war aus der kinderlosen Zeit und ich glaube das ist der Knackpunkt

1:06:31

und meiner Meinung nach kann man da dran eine ganze Menge machen.

1:06:35

Aber das wäre erstmal mein Punkt gewesen oder meine Frage gewesen,

1:06:38

was denkst du denn sind die Stellschrauben, die dann gedreht werden müssen von

1:06:42

Von offizieller Seite, aber vielleicht auch an anderen Stellschrauben.

1:06:47

Ich meine, das ist ein relativ großes Problem. Und wenn wir von Familie reden,

1:06:50

da sind ja alleine da schon mal mindestens eigentlich zwei Personen beteiligt,

1:06:54

wenn so eine Familie gegründet wird. Wo sind denn für dich so die wichtigen Stellschrauben, dass sich das mal ändert?

1:07:01

Weil rein gesellschaftlich, wenn ich mir das jetzt mal vorstelle,

1:07:04

auch mal ganz kalt irgendwie. Irgendwie, da wird so viel von der Gesellschaft

1:07:10

halt auch in eine Ausbildung investiert, in Berufe, die wir ja brauchen.

1:07:15

Das kann sich doch eine Gesellschaft eigentlich nicht leisten,

1:07:19

diese Leistungsträgerin zu verlieren. Ja.

1:07:26

Ja, also Punkt, das kann doch keiner wollen.

1:07:31

Jetzt hast du wieder ganz viele Fragen nacheinander gestellt.

1:07:34

Aber der Kern meiner Frage ist eigentlich, was müsste sich aus deiner Sicht

1:07:38

ändern, damit das nicht so passiert, wie du es gerade beschrieben hast.

1:07:43

Ja, also ich kann jetzt mal so aus meinem Bereich berichten.

1:07:48

Also ich habe mich dann nach der Approbation, musste ich mich ja entscheiden

1:07:52

ungefähr, also wenigstens musste ich eine Idee entwickeln, in welche Richtung

1:07:56

will ich gehen und ich habe mich halt für die Anästhesie und Intensivmedizin entschieden.

1:07:58

Jetzt bin ich ja so im zweiten Jahr meiner ärztlichen Weiterbildung und genau,

1:08:07

mir fallen zum Beispiel viele Sachen ein, die man in unserem Bereich schon machen könnte.

1:08:13

Also die Weiterbildungsordnung, also wir alle machen das Studium von ungefähr

1:08:19

sechs, sieben Jahren, je nachdem wie lange man so braucht.

1:08:23

Also eigentlich sind das zehn Semester, also fünf Jahre plus das praktische Jahr.

1:08:28

Plus die Sachen, die man eben in den Ferien noch so macht, also Formulaturen,

1:08:32

Pflegepraktikum, je nachdem. Und dann kommt die Approbation und danach kommt dann eben sozusagen die Spezialisierung.

1:08:39

Danach sagt man dann, okay, welches Fachgebiet lerne ich jetzt so in die Tiefe,

1:08:44

dass ich mich dann irgendwann Fachärztin, Facharzt nennen darf.

1:08:46

Also da gehört dann auch nochmal eine Prüfung dazu, aber genau.

1:08:49

Und je nachdem, welches Fachgebiet man sich da aussucht, dauert es dann nochmal

1:08:54

zwischen vier und sechs Jahre,

1:08:58

bis man dann in Regelzeit die Facharztreife quasi erreicht hat und die Prüfung ablegen darf.

1:09:07

Und es gibt ganz umrissene Inhalte, die in die Facharztweiterbildung reingehören.

1:09:13

Und ein großes Problem zum Beispiel in der ärztlichen Weiterbildung ist es,

1:09:19

die Menschen, die in Teilzeit arbeiten wollen, halt noch entsprechend kontinuierlich weiterzubilden.

1:09:27

Muss man immer im Hinterkopf behalten, natürlich muss man für jede Tätigkeit

1:09:30

oder jede Fertigkeit, die einem vermittelt wird, braucht man auch ein bisschen

1:09:34

Übung, um zu sagen können, man kann das jetzt.

1:09:39

Und natürlich liegt diese Weiterbildungsordnung auch zum Best Practice zugrunde

1:09:48

und vermutlich auch Forschung zum Thema,

1:09:52

wie lange man braucht ungefähr,

1:09:55

um eine bestimmte Sache zu können. So.

1:09:58

Und wenn jetzt jemand, also die Ärztekammer oder die Approbationsordnung ist

1:10:02

mittlerweile so weit, dass man eben, oder die Weiterbildungsordnung sind so

1:10:05

weit, dass man sagt, okay, man kann natürlich das auch in Teilzeit machen.

1:10:08

Das ist in den Kliniken noch teilweise nicht angekommen.

1:10:12

Also diejenigen, die so angefangen haben jetzt, gerade in den Großstädten,

1:10:17

werden vielleicht auch schon die Erfahrung gemacht haben, dass man ihnen nahelegt,

1:10:20

im ersten und zweiten Jahr unbedingt Vollzeit zu arbeiten.

1:10:24

Das ist auch keine blöde Empfehlung, weil es ist natürlich so,

1:10:28

wenn man Vollzeit vor Ort ist, kriegt man am meisten mit, ist am nächsten dran

1:10:36

und hat am meisten Chancen.

1:10:43

Hier werden gerade Chopsticks auf eine Katze geworfen, damit sie vom Essen weg bleibt.

1:10:50

Ari, kannst du mal bitte die Katze vom Tisch scheuchen? Weil ich dich darum bitte. Nun komm schon.

1:10:57

Ja siehste, dafür habe ich mich halt mit Kindern dadurch gequält,

1:11:00

um ein Kind zu haben, was nicht aufsteht und die Katze vom Tisch...

1:11:02

Ari, bitte kannst du mal die Katze vom Tisch scheuchen?

1:11:09

Der isst dein Essen. Das ist widerlich.

1:11:15

Du bist fantastisch. Super. Mein Kind hat die Katze angefaucht und die Katze

1:11:18

hat sich wegfauchen lassen. Na gut. Okay, also.

1:11:25

Also aus meiner Sicht, ne. Also ich meine, ich kenne ja nun die Pflegeausbildung,

1:11:29

wo so ganz klar umrissen ist, wer wann was lernt. Wer wann was wo lernen muss, ne.

1:11:35

Und das gibt es halt in der Medizin eigentlich nicht. Also es gibt halt irgendwie

1:11:39

so, ja, naja gut, also musst du halt irgendwie 1800 Mal intubiert haben und

1:11:43

dann bist du halt Anästhesist. So, nein, also es ist jetzt ganz stark vereinfacht ausgedrückt,

1:11:48

aber es ist halt irgendwie so, du sollst so ungefähr innerhalb von fünf Jahren,

1:11:52

sollst du 1800 Narkoseverfahren durchgeführt haben.

1:11:56

Aber, also musst du, das ist ungefähr so die Vorgabe, meistens sind es mehr,

1:12:01

also ich habe diese 1800, da komme ich jetzt schon langsam ran, aber, und das nach zwei Jahren,

1:12:07

aber genau, also es gibt noch andere Sachen, die da drin sind an Tätigkeiten

1:12:12

und letzten Endes braucht man schon eine Weile, um das halt alles zu absolvieren.

1:12:18

Aber man könnte jetzt auch ganz genau, also das ist auch ein bisschen schwierig,

1:12:23

da zu sagen, wer lernt wann was.

1:12:25

Weil wir haben ja auch noch die Patientenversorgung und wir sind natürlich auch

1:12:29

approbierte Ärzte, die sich halt um die realen Patienten kümmern müssen.

1:12:35

Das kann man nicht so hundertprozentig vorplanen.

1:12:39

Welche Tätigkeiten kommen jetzt wann? Aber man könnte zum Beispiel einen groben

1:12:43

Plan entwerfen und den und.

1:12:48

Klarer verankern. Also es gibt Kliniken, die haben ganz klare Ausbildungsstrukturen

1:12:53

und da ist auch Teilzeit gut möglich und keiner rennt den Aufgaben hinterher

1:12:58

und muss dann halt hinterher sagen, oh, weil ich jetzt 50 Prozent gearbeitet habe, kann ich immer noch nicht intubieren

1:13:04

und bin jetzt seit zwei Jahren Anästhesist oder so.

1:13:08

Also das wäre zum Beispiel möglich. Und dann haben wir, glaube ich.

1:13:13

Vier, fünf verschiedene Dienstzeitmodelle für Anästhesisten,

1:13:20

Anästhesistinnen, die im OP-Bereich arbeiten.

1:13:22

Die Intensivstation ist jetzt mal vollkommen ausgenommen. Und wir haben zum

1:13:27

Beispiel einen F2-Frühdienst, der geht dann eine halbe Stunde länger als der

1:13:31

andere, aber er beginnt nicht eine halbe Stunde später.

1:13:35

Also der F2-Frühdienst muss genauso um 7.30 Uhr bei der Dienstbesprechung sitzen.

1:13:43

Sitzen, aber man könnte doch jetzt zum Beispiel einen Dienst schaffen für die

1:13:47

Menschen, die Erziehungsaufgaben haben mit schulpflichtigen Kindern.

1:13:50

In der Regel sitzen die um acht in der Schule, die Kinder.

1:13:53

Wenn Mutti und Vati um sieben Uhr dreißig aber schon in der Klinik sein müssen,

1:13:57

dann wird es schwierig, ja. Aber man könnte jetzt zum Beispiel sagen, Mensch, ich bin jetzt in der Klinik,

1:14:02

ich stelle ganz viele Eltern ein, weil da gibt es jetzt so viele Eltern,

1:14:05

die haben vielleicht auch schon Erfahrungen und das sind total tolle Arbeitnehmer

1:14:08

und die haben ein Sicherheitsbedürfnis, Die wollen also vielleicht die nächsten

1:14:12

zehn Jahre hier arbeiten, was ja eigentlich auch eine gute Sache ist.

1:14:15

Und deshalb führe ich jetzt eine Schicht ein, die diesen Eltern Rechnung trägt,

1:14:21

die ihre Kinder in die Schule bringen wollen. Das würde so viel mehr Zufriedenheit schaffen. Und das ist eine halbe Stunde,

1:14:27

wovon wir sprechen, die sonst eben als zusätzliche halbe Stunde eigentlich für

1:14:32

jeden Wochen eine Überstunde schafft für den F2-Dienst oder eine halbe Überstunde, die könnte einfach,

1:14:40

wenn man diesen Dienst eine halbe Stunde nach hinten verschieben würde.

1:14:44

Wäre so viel getan, ja. Genauso die Weiterbildungsordnung an sich,

1:14:50

die muss immer in so sechs Monatsabschnitten absolviert werden.

1:14:54

Also teilweise ist es so, dass wenn man zum Beispiel dann nur fünf Monate irgendwo

1:15:00

arbeitet, kann man die tollsten Sachen machen, du weißt jetzt nicht,

1:15:03

die Gehirntransplantation umsetzen beim ersten Mal, ja. Ja, das ist natürlich völliger Quatsch.

1:15:09

Aber das wird einem dann nicht angerechnet in der Zeit, wenn man nur fünf Monate absolviert hat.

1:15:14

Also jetzt nehmen wir mal an, eine junge Mutter kommt nach dem Mutterschutz

1:15:20

wieder und wird wieder schwanger innerhalb der ersten Monate und geht dann nach

1:15:28

viereinhalb Monaten ins Berufsverbot,

1:15:32

also ins Beschäftigungsverbot. Gut, darf nicht mehr arbeiten, weil sie aus irgendwelchen Gründen zum Beispiel,

1:15:36

was weiß ich, einer Infektionsgefährdung ausgesetzt ist oder so,

1:15:38

das sieht das Mutterschutzgesetz vor, dass das halt, das ist eine Möglichkeit mit einer schwangeren Ärztin umzugehen,

1:15:45

auch nicht die eleganteste, aber nehmen wir mal an, nach viereinhalb Monaten

1:15:49

fällt sie dann raus, hat ganz, ganz tolle Sachen gemacht in den viereinhalb

1:15:52

Monaten, dann wären ihr die unter Umständen nicht angerechnet auf ihre ärztliche Weiterbildung,

1:15:56

weil sie eben keine sechs Monate da war.

1:15:59

Ne, das sind auch alles so Sachen, die sind wirklich nicht mütterfreundlich,

1:16:03

weil es oft auch eben sich der, also nicht, ich will jetzt nicht sagen, dass es diskriminiert,

1:16:09

aber benachteiligt von diesen Auswirkungen solcher Regelungen sind halt oft

1:16:13

Menschen, die so ein bisschen Fremdbestimmung unterlegen, wie zum Beispiel eben Mütter.

1:16:21

Gibt's.

1:16:22

Also weil du das gerade sagst, ich habe da gerade so eine Sache im Hinterkopf,

1:16:24

ich bewege mich ja beruflich im Bereich der digitalen Gesundheit, was...

1:16:34

Unterschiedliche Dinge betrifft. Ich muss da gerade an die Telemedizin denken

1:16:40

und ich habe da mal eine Unterhaltung geführt mit, ich weiß gar nicht,

1:16:45

ich kriege es nicht mehr zusammen, aber der Kern war, dass dieser telemedizinische Service,

1:16:52

total hinterher war nach eigentlich so ähnlichen Zielgruppen,

1:16:57

wie wir hier gerade besprechen, weil weil die sonst nirgendwo eingesetzt werden konnten,

1:17:05

aber diese Fähigkeiten hatten und jetzt mit einem telemedizinischen Service

1:17:10

die Möglichkeit hatten, so hey, ich kann halt auch von zu Hause, das ist natürlich nicht das Gleiche

1:17:15

wie intubieren und bestimmte Sachen gehen dann halt nicht, aber ich falle zumindest

1:17:19

nicht komplett aus meinem Beruf raus. Ich habe hier diese Zeiten, die ich vielleicht nicht so arbeiten kann wie vorher,

1:17:25

Aber ich kann zumindest in meinem Feld aktiv bleiben,

1:17:30

flexibel vielleicht meine Stunden gestalten, bis ich dann vielleicht wieder

1:17:34

so einsteigen kann, wie es halt ein Klinikbetrieb ist, benötigt.

1:17:38

Siehst du da vielleicht auch noch Möglichkeiten drin, dass man halt zumindest

1:17:43

mehr Flexibilität reinbringen kann? Mhm.

1:17:46

Also ist cool, dass du das nachfragst, weil wir haben jetzt vor allem in diesem

1:17:53

Team, weil wir einen sehr großen Bereich haben, der elektive Operationen ausführt

1:18:00

und wir haben, also jetzt…. Also elektiven stehen jetzt den akuten und den Notoperationen gegenüber.

1:18:07

Elektiv ist immer das, was nicht unbedingt sein muss.

1:18:10

Und damit ist nicht Patientensicht gemeint, sondern jetzt gemessen an der Lebensnotwendigkeit.

1:18:15

Also wir haben einen großen Bereich, der elektive Operationen ausführt.

1:18:21

Das ist bei uns hauptsächlich die Endoprothetik und diese Menschen müssen prämediziert werden.

1:18:25

Das heißt, das Kerngeschäft des Anästhesisten besteht eigentlich darin,

1:18:30

die OP-Fähigkeit von Patienten zu bewerten.

1:18:35

Und dann ansprechend das Gesundheitszustand ist, die Narkosen zu planen und

1:18:45

eben mit Sicherheitsmaßnahmen zum Beispiel auszustatten.

1:18:51

Also zum Beispiel zusätzliche Überwachung oder hinterher Überwachung auf Intensivstationen

1:18:56

oder Untersuchungen, die benötigt werden, um festzustellen, ob jemand OP-fähig ist oder so.

1:19:01

Also das macht der Anästhesist, die Anästhesistin in einem Prämedikationsgespräch

1:19:06

oder einer Prämedikationsuntersuchung.

1:19:08

Früher war das sicherlich noch mehr Hands-on, also dass man halt viel mehr untersucht hat.

1:19:13

Das macht man schon heute auch noch. Also es werden natürlich noch Sachen untersucht und erhoben.

1:19:18

Aber dadurch, dass wir jetzt zum Beispiel EKG, Labor und auch ganz viele andere

1:19:24

Untersuchungen anfordern können, um eine körperliche Fitness zu bestimmen oder halt auch so einen Fortschritt

1:19:31

in einer bestimmten Erkrankung oder so zu bewerten.

1:19:34

Kommt es teils auch ohne aus.

1:19:38

Ich will jetzt um Gottes Willen hier nicht behaupten, dass der Anästhesist nicht

1:19:42

mehr körperlich untersucht, tun wir schon, aber nicht zwingend in diesem Prämedikationsgespräch.

1:19:47

Und wir haben ganz oft darüber gesprochen, dass halt der Arbeitsaufwand so hoch

1:19:51

ist, weil man natürlich immer wieder, also bestimmte Sachen sind medizinisch

1:19:55

oder sind legal verpflichtend, die man eben machen muss.

1:19:59

Also man muss zum Beispiel die Risiken besprechen und dokumentieren und so.

1:20:03

Also und ein Knackpunkt ist immer noch, wie kriegen wir dieses Prämedikationsgespräch

1:20:10

so organisiert, dass wir viel davon machen können.

1:20:14

Und eigentlich, also wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass wir andere Wege

1:20:19

haben, um die Befunde zu erheben, die wir brauchen, also zum Beispiel eben Untersuchungen,

1:20:26

Voruntersuchungen, dann könnte man eventuell dieses Prämedikationsgespräch zum

1:20:33

Beispiel auch online führen, ja. Es ist komplizierter als das, weil zum Beispiel die Risiken,

1:20:40

die der Anästhesist aufklärt, die muss er oder sie dann handschriftlich dokumentieren, also sodass eben klar

1:20:49

ist, dass die Risiken individuell besprochen wurden unter Einbeziehung der Befunde,

1:20:54

die der Patient eben jetzt mitbringt. Und das ist nicht ganz einfach, wenn man das zum Beispiel jetzt über Telemedizin

1:21:02

machen würde oder so. Das ist wirklich ein Problem.

1:21:05

Also da gibt es tatsächlich auch noch keinen Gewinneransatz,

1:21:09

den man jetzt einfach kopieren könnte. Aber ich denke auch immer, dass das eigentlich fast in jeder Fachrichtung,

1:21:16

also das ist jetzt das, was ich gut kenne und was eben zu meinem Kerngeschäft

1:21:19

gehört, aber dass es eigentlich in jeder Fachrichtung diese Aufgaben gibt,

1:21:24

die einerseits mit Patientenbetreuung zu tun haben und mittlerweile in unserer

1:21:32

Zeit aber tatsächlich auch ohne direkten Patientenkontakt erledigt werden könnten.

1:21:41

Bin ich nicht die Einzige, die das denkt, aber das medico-legal so umzusetzen,

1:21:45

dass es dann halt immer noch zum Beispiel vor Gericht standhält,

1:21:49

ist gar nicht so einfach. Deshalb sind da auch alle sehr zurückhaltend.

1:21:54

Wir denken ja noch ein bisschen, was möglich sein sollte oder beziehungsweise

1:21:59

was man verbessern könnte.

1:22:00

Ja, wir hatten das im Mutterschutz mal auch diskutiert, weil da die Charité

1:22:06

damals gesagt hatte, in irgendeiner Infobroschüre für schwangere Mütter,

1:22:11

dass schwangere Studentinnen im praktischen Jahr zum Beispiel nicht in der Radiologie

1:22:17

eingesetzt werden sollen, wegen der Röntgenstrahlung.

1:22:20

Und wir haben das diskutiert lange und haben dann aber auch das als Beispiel

1:22:26

genommen und haben gesagt, okay, also es gibt eine MTA oder einen MTA,

1:22:31

also einen technischen Assistenten, Assistentin, die halt das Röntgen quasi

1:22:36

ausführen. Das macht der Arzt nicht selbst. Der Radiologe, der dann letztendlich den Befund schreibt, der ist gar nicht im Strahlenbereich,

1:22:44

sondern der sitzt halt in seinem Kämmerchen hinter Blei und macht vielleicht

1:22:50

noch mit an den Einstellungen, aber letztendlich machen das auch die MTAs.

1:22:54

Was die radiologische Kerntätigkeit ist, ist eigentlich eher den Befund erstellen dazu.

1:23:00

Und wieso sollte das eine Schwangere nicht machen?

1:23:03

Das ist wirklich, also es ist tatsächlich eine ernst gemeinte Frage gewesen,

1:23:07

warum soll die schwangere Radiologin nicht da sitzen und den Befund schreiben?

1:23:11

Weil die kann immer noch gucken und die hat immer noch gelernt,

1:23:15

was sie gelernt hat und vielleicht ist sie auch eine totale Koryphäe auf einem bestimmten Gebiet.

1:23:19

Und das wäre doch jetzt total beknackt, diese Frau ins Beschäftigungsverbot

1:23:24

zu schicken, weil es Radiologie ist.

1:23:29

Das ist ganz interessant, weil wir hatten halt das in einer kleineren Runde

1:23:33

vordiskutiert und uns auch dieses Beispiel ausgesucht und auch gesagt hat,

1:23:37

nee, da müssen wir dringend drüber reden, weil so geht es nicht. Man kann doch nicht die Schwangeren von vornherein ausschließen von bestimmten

1:23:42

Bereichen mit so einem fadenscheinigen und auch wirklich nicht durchdachten Argument.

1:23:49

Und es stellte sich tatsächlich heraus, dass die Radiologie irgendwie jedem

1:23:54

so als erstes in den Kopf kam, wenn es um den Mutterschutz ging.

1:23:57

Nee, also die Schwangeren, also die können natürlich nicht in die Radiologie.

1:24:01

Aber keiner konnte das dann entkräften

1:24:04

und letztendlich ist das dann rausgefallen aus dieser Broschüre.

1:24:09

Also ist das jetzt möglich?

1:24:11

Ja, das Imperium schlägt zurück, weißt du. Ach, keine Ahnung.

1:24:21

Also das mit den Schwangeren und der Medizin, das ist tatsächlich ein Drama in mehreren Akten.

1:24:29

Also es gab dieses eigentlich wirklich wohlmeinende Mutterschutzgesetz und das

1:24:35

hat auch viel bewegt, aber für die schwangeren Ärztinnen hat es eigentlich nichts besser gemacht,

1:24:40

weil mit diesem Gesetz wurde so ein Begriff der unzumutbaren Gefährdung eingeführt.

1:24:47

Das ist ein Begriff, der aus der Gleichstellung kommt, aus den skandinavischen

1:24:53

Ländern, der hier einfach überhaupt noch nicht praktiziert wurde.

1:24:59

Und da muss man nämlich tatsächlich wirklich eine Gefährdungsbewertung individuell vornehmen.

1:25:04

Also für jeden Arbeitsplatz eben sagen, okay, diese Tätigkeit,

1:25:10

also diese Radiologin, natürlich kann die weiterarbeiten, weil die geht ja gar

1:25:13

nicht in den Strahlenbereich. Kein Beschäftigungsverbot, ja.

1:25:18

Aber das wird halt nicht gemacht und das ist so, das ist ganz schwierig.

1:25:21

Und dann gab es halt irgendwie, ich glaube 2018 ist es novelliert worden und dann gab es,

1:25:26

sollte es eigentlich bis 2020 eine Evaluation geben und dann hat der Ärztinnenbund

1:25:34

damals glaube ich Ende 2020 oder 2021,

1:25:38

selbst halt so eine Evaluation gemacht beziehungsweise befragt und dabei hat

1:25:44

sich herausgestellt, dass seit das neue Mutterschutzgesetz eben in Kraft getreten ist,

1:25:49

dass Karrieren von Ärztinnen wirklich massiv behindert werden und zwar einfach,

1:25:55

weil sich eben auf diese unzumutbare Gefährdung berufen wird, keiner so genau weiß,

1:26:00

wie er denn jetzt damit umgehen soll und dann die Frauen halt tatsächlich eher

1:26:03

ins Beschäftigungsverbot geschickt werden.

1:26:04

Statt kreativ zu gucken, wie kriegen wir es hin, ist eher so,

1:26:08

nee, dann lieber Nummer sicher, geht nach Hause, tschüss.

1:26:11

Ja, genau. Und das hält leider bis jetzt noch an, dieser Effekt.

1:26:18

Das sollte da irgendwie dann auch noch Veränderungen geben.

1:26:21

Ist mir jetzt nicht bekannt, dass das umgesetzt worden wäre.

1:26:24

Dabei hat der Gesetzgeber unglaublich viel Aufwand betrieben,

1:26:29

um da so Best Practice auch so einfließen zu lassen und sich beraten zu lassen

1:26:33

durch die verschiedenen Branchen, weil das sich natürlich nicht nur auf Ärztinnen

1:26:38

ausgewirkt hat, dieses Gesetz, sondern auch auf Landwirtinnen.

1:26:41

Und Studierende, also Frauen oder Studierende mit Uterus, aller Professionen,

1:26:52

also wirklich aller Studiengänge. Und da gibt es die unterschiedlichsten Probleme, die da irgendwie aufgetreten

1:26:56

sind. Also die Veterinärinnen haben andere Probleme als die Landwirtinnen.

1:27:00

Die Landwirtinnen haben wieder andere Probleme als die Humanmedizinerin.

1:27:04

Die Chemikerin noch mal was ganz anderes. Oder die Musikerin.

1:27:07

Also das ist mir alles gar nicht bewusst gewesen, wo Schwangere überall gefährdet sind.

1:27:13

Also offensichtlich ist es ein Problem, wenn eine Schwangere irgendwie in einem

1:27:16

Orchester sitzt, weil es viel zu laut ist. Also keine Ahnung.

1:27:23

Klingt so ein bisschen wie Good Intention Gone Wrong.

1:27:27

So viele regelungen die dann irgendwie bedacht werden müssen und letztendlich

1:27:33

ja ich wahrscheinlich genau das,

1:27:38

Also ich kenne ein paar Leute selbst, die an diesem Gesetz mitgeschrieben haben

1:27:42

und die an der Konzeption auch dieses Gesetzes beteiligt waren.

1:27:48

Und ich bin hundertprozentig sicher, dass es da keinerlei böse Intentionen gab

1:27:54

oder auch niedere oder so.

1:27:55

Nee, man weiß es ja teilweise halt auch nicht.

1:27:59

Ich habe irgendwann mal von jemandem einen Vorschlag gehört,

1:28:02

der meinte, eigentlich müsste man das grundsätzlich in so Gesetzgebungsprozesse

1:28:05

einführen, dass man sowas wie eine Bewährungsphase für Gesetze hat,

1:28:12

die man halt, also man verabschiedet sie, man guckt dann halt nach einem Zeitraum X nochmal rauf und schaut so,

1:28:19

passt das noch so, müssen wir jetzt nachbessern?

1:28:23

Also dass halt das Nacharbeiten an einem Gesetz eingebaut ist in dem Prozess,

1:28:29

das nochmal neu bewerten und nachjustieren, um dann halt diese Dinge rauszukriegen.

1:28:34

Weil so ist es ja jetzt erstmal meines Wissens, jedes Gesetz,

1:28:37

es wird verabschiedet und es ist dann so lange da, bis nicht jemand wieder ein

1:28:42

neues Gesetzgebungsverfahren auf den Weg bringt durch all diese Instanzen, die es dann gehen muss.

1:28:47

Das ist ja auch kein geradliniger Weg, sondern der in unserem föderalen System

1:28:54

durchaus, je nachdem, was es für ein Gesetz ist, langwierig ist.

1:28:58

Und wenn ich das so höre jetzt,

1:29:02

was da jetzt als Beispiel ist, und das wird ja alle möglichen anderen Bereiche

1:29:05

auch betreffen, wäre das, glaube ich, eine sinnvolle Sache, Gesetze mal mit

1:29:08

so einem gewissen Überprüfungsmechanismus und Nachjustieren schon mal auszustatten.

1:29:15

Ja, ey, ich wüsste auch schon, bei welchem Gesetz wir anfangen.

1:29:17

Wir können gerne bei der, weiß ich nicht, Rundfunk- und Gebührenordnung,

1:29:21

der GEZ, könnten wir auf jeden Fall jetzt mal evaluieren. Das ist jetzt mal dran für mich.

1:29:27

Ja. Ähm. Ich würde gerne noch was erzählen zu.

1:29:35

Diesem ganzen Gesetzesprozess. Also ich habe dann über die BVMD eine Zeit lang

1:29:42

als studentisches Mitglied im konstitutionellen Mutterschutzausschuss,

1:29:46

also es gab einen Unterausschuss, da war ich Mitglied, verbracht.

1:29:52

Und bei uns ging es halt auch um stoffliche Gefährdungen und so.

1:29:56

Und dann wurde eine Zeit lang diskutiert, ob man den Mutterschutz,

1:30:01

also gerade so Theratogenität, also halt dieses Keimzell und fruchtschädigende

1:30:06

Wirkung von manchen Stoffen, ob man das nicht nur auf Mütter ausweiten müsste,

1:30:13

sondern ob man nicht eigentlich auch die Männer schützen müsste.

1:30:17

Weil die haben ja auch Erbgut, nicht wahr?

1:30:19

Also ich meine, wer im Bio aufgepasst hat, weiß halt irgendwie,

1:30:22

so eine Frucht entsteht aus einem Samen und einer Eizelle und Männer tragen

1:30:28

Samen, Frauen tragen die Eizellen,

1:30:30

die Eizellen sind stark reguliert und müssen geschützt werden,

1:30:33

aber die Samen überhaupt nicht. Und ich mache einen Podcast mit Ingo.

1:30:39

Ja, genau. Und wir nehmen auf gerade. Aber klar, du bist jetzt auch dabei.

1:30:43

So, auf jeden Fall wurde, das war ganz lustig, weil, also es gab wirklich ganz

1:30:49

tolle Mitglieder da in diesem Unterausschuss, die halt auch wirklich echt interessante Ideen hatten.

1:30:54

Unter anderem eben auch, dass man jetzt dann halt anfangen müsste,

1:30:57

die Männer davor zu schützen, weil gerade zum Beispiel jetzt das Beispiel mit

1:31:01

dem Formalin, was ich vorhin gesagt habe, wenn das Theratogen ist,

1:31:05

dann ist das nicht nur fruchtschädigend, sondern dann ist das vermutlich auch keimzellschädigend.

1:31:09

Also das könnte natürlich auch die Eizellen der Frauen und auch die Eizellen

1:31:15

der Männer, die in dem Bereich arbeiten und vielleicht sich auch irgendwann

1:31:19

reproduzieren wollen, schädigen. Und das ging dann den meisten eindeutig zu weit, dass halt irgendwie jetzt die

1:31:26

männliche Reproduktionsfähigkeit auch so wie im Mutterschutzgesetz bewertet werden soll.

1:31:33

Bei uns Männern kann nie was verkehrt sein, das ist auch immer die Schuld der

1:31:36

Frauen, wenn was nicht mehr klappt.

1:31:38

Ja, genau. Das ist doch wohl klar. Naja, klar, genau.

1:31:40

Das sollst du nochmal festgehalten haben.

1:31:43

Ich habe jetzt einen kruden Witz im Hinterkopf, aber den klemmen wir uns jetzt.

1:31:49

Aber was ich zum Beispiel auch neulich gehört habe, was ich echt lustig fand,

1:31:53

war, also ich meine, ich bin selber stolze Spiralenträgerin und die wurde mir

1:32:00

von meiner Gynäkologin ohne Betäubung eingebaut.

1:32:03

Ich kann, ich kann also jetzt hier mal aus dem Nähkästchen plaudern,

1:32:06

dass also mit einer Kornzange in die Porzio gekniffen bekommen irgendwie ist

1:32:11

der heftigste Schmerz, den man sich vorstellen kann.

1:32:15

Kornzange?

1:32:16

Ja, Kornzange. Es ist, okay, also diejenigen, die schon mal im OP waren,

1:32:19

wissen, was das ist, aber also eine Kornzange ist echt übel. Und...

1:32:24

Das tut so weh, dass du den Namen deiner Mutter vielleicht nicht mehr weißt,

1:32:28

wenn man dich in dem Moment fragt. Ist aber noch, wird weitgehend praktiziert, weil viele Menschen der Meinung

1:32:36

sind, dass es in der Portio, also im Muttermund, nicht so viele Nervenenden gibt.

1:32:42

Und deshalb kann man das machen, weil es tut den Frauen ja nicht so weh.

1:32:45

Und aber es gibt jetzt wohl so eine Art männliches IUD und der Einbau dieses

1:32:52

männlichen IUDs ist halt von vornherein bei der Zulassung mit Anergesie vorgesehen.

1:32:59

Also die Männer sollen betäubt werden, wenn man ihnen dieses IUD einsetzt, weil das tut ja weh.

1:33:34

Ja, natürlich. weiß, dass der durchaus orgasmusfördernd wirkt und dementsprechend

1:33:39

natürlich Nervenenden besitzt.

1:33:42

Der Korkzange ist Orgasmus? Nee, Entschuldigung.

1:33:44

Nee. Du galoppierst in die falsche Richtung. Entschuldigung.

1:33:48

Nein, nein, der Muttermund, der ist schon, der ist innerviert und nicht genauso

1:33:54

wie zum Beispiel eine Fingerspitze oder Nasenspitze oder sowas.

1:34:00

Aber da gibt es trotzdem Nervenenden Und natürlich gibt es, kann man da Schmerz empfinden.

1:34:04

Das tut sau weh, wenn da irgendwie so ein Empfängnisverhütungsgerät eingeführt wird.

1:34:10

Das ist Autsch, Autsch. Aber Frauen dürfen da nicht Aua sagen,

1:34:14

weil das gehört so und Empfängnisverhütung ist gefälscht Frauensache und bei Männern.

1:34:18

Über die männliche Verhütung, was es da halt so an Forschung auch an der Pille gab,

1:34:24

die wurde glaube ich, also die war schon auf einem relativ guten Wege,

1:34:28

so wie ich das jetzt irgendwie noch erinnere, gelesen zu haben,

1:34:31

bis dann halt so bei den ersten Versuchen als Nebenwirkung Kopfschmerzen bei

1:34:37

Männern festgestellt wurde und daraufhin irgendwie das Projekt abgebrochen wurde.

1:34:41

Weil das geht ja natürlich nicht irgendwie. Also Kopfschmerzen kann man keinem Mann zumuten. Deswegen gibt es wahrscheinlich

1:34:49

die Pille für den Mann immer noch nicht und wird sie nie geben,

1:34:51

weil so Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, it's dead.

1:34:57

Wenn man sich da mal so die Nebenwirkungen einer Anti-Baby-Pille für die Frau

1:35:03

durchliest, dann wird einem ganz schön anders.

1:35:06

Ja, auf jeden Fall. Also das ist richtig, richtig oberübel.

1:35:14

Was es da für Nebenwirkungen gibt, unter anderem zum Beispiel steigt ja das Thrombose-Risiko.

1:35:20

Eine Zeit lang gab es ja halt irgendwie Pillen in so einer Zusammensetzung,

1:35:25

die dann halt auch wirklich so thromboembolische Ereignisse gefördert haben.

1:35:29

Also junge Frauen, die dann halt an einer Lungenembolie verstorben sind,

1:35:32

weil halt eben sich die Zusammensetzung ihres Blutes dahingehend verändert hat,

1:35:36

dass sie halt eben leichter solche Trompen bilden konnten.

1:35:39

Und also das hat Frauen umgebracht, ganz abgesehen davon, dass viele Frauen

1:35:45

halt einfach sich einfach auch nicht wohlfühlen mental, wenn sie die Pille einnehmen,

1:35:52

also wenn sie überhaupt Hormonprodukte einnehmen. Und das wird ja weitgehend ignoriert.

1:36:00

Und letzten Endes ist es ja dann

1:36:03

auch oft so, dass wenn Frauen ungewollt schwanger werden oder ungeplant,

1:36:08

dann tragen sie eben das Ergebnis gegebenenfalls zehn Monate mit sich rum und ziehen es dann groß.

1:36:18

Dass es 18 Jahre alt ist und verabschieden sie ins Leben und sind halt einfach

1:36:23

ihr Leben lang Mütter, wobei hingegen Männer sich dann nicht.

1:36:28

Es soll nicht heißen, dass das immer so passiert, aber dass gerade Männer auch

1:36:33

manchmal vielleicht gar nicht wissen, dass sie ungewollt erzeugt haben und ja,

1:36:40

es ist leichter halt sich zu entziehen, wenn man das denn möchte,

1:36:43

wobei das natürlich nicht unterstellt werden soll.

1:36:45

Aber Frauen haben natürlich dann schon ein großes Interesse daran,

1:36:48

eben eine ungewollte Schwangerschaft halt von vornherein zu verhüten und nehmen

1:36:52

das vielleicht auch eher in Kauf, dass der Preis dafür ja Kopfschmerzen oder Ödeme oder eben thromboembolische

1:37:01

Ereignisse sind, einfach um das Leben so zu gestalten, wie sie sich das eben vorstellen. Denn, ne?

1:37:06

Ja. Ich bin ein bisschen auf einen Nebenzweig abgebogen, der natürlich wichtig

1:37:11

ist, aber nicht mehr ganz direkt mit der Medizin an sich.

1:37:17

Ich überlege gerade, jetzt haben wir ja sehr stark auf dem Bereich,

1:37:22

Schwangerschaft und mit Kindern in der Medizin und sind auch schon relativ weit.

1:37:27

Ich habe so das Gefühl, man kann da wahrscheinlich noch mal ein paar Podcasts draus machen.

1:37:36

Ich weiß nicht, wie schaut's? Wollen wir hier einen Strich ziehen mal?

1:37:41

Also ich habe jetzt gerade die Nachricht bekommen, dass meine Jüngste gleich

1:37:45

wieder nach Hause kommt. Die Kinder sind so nach und nach eingetrudelt hier.

1:37:50

Jetzt kommt die Jüngste gleich und erfahrungsgemäß ist es mit so einem kleinen

1:37:54

Kind immer nicht zu spaßen, wenn Mama gerade beschäftigt ist.

1:37:59

Wir können, solange bis sie kommt... Können wir noch weitermachen, aber das ist jetzt gleich ein paar Minuten.

1:38:06

Ich finde eigentlich grundsätzlich, ich würde jetzt ungern nochmal so einen

1:38:09

ganz neuen Themenbereich anschneiden.

1:38:11

Also wir könnten ja mal so grundsätzlich nochmal über Frauen in der Medizin,

1:38:15

jetzt mal abgesehen von der Sondersituation einer Schwangerschaft in der Arbeitstätigkeit

1:38:24

oder dann halt irgendwie Mutter sein.

1:38:26

Nein, vielleicht überhaupt auch als Frau im medizinischen Betrieb.

1:38:32

Das wäre jetzt aber für mich nochmal so ein Themenbereich, der glaube ich nochmal

1:38:35

jetzt nicht so schnell noch hinten ran eingeschoben, sondern den könnte man

1:38:38

ja, man kann ja auch immer nochmal im Teil machen, revisitieren.

1:38:42

Ja, ich fände es auch super, wenn da vielleicht noch andere Frauen dabei wären

1:38:46

aus anderen, in anderen Lebenssituationen, weil es halt einfach vielleicht auch

1:38:49

interessant ist, ob es da so eine Schnittmenge gibt,

1:38:52

weil, also ich meine, ich kann natürlich von mir erzählen und von meinen Eindrücken

1:38:57

und manchmal werde ich dabei sicher verallgemeinert, aber trotzdem wäre es ja interessant,

1:39:03

wo sich die Erfahrungen schneiden, wenn wir über Frauen in der Medizin sprechen.

1:39:07

Also, vielleicht könnte man auch über Women of Color in der Medizin sprechen,

1:39:13

das haben wir jetzt halt komplett ausgeklammert.

1:39:15

Ich glaube, deswegen finde ich, sollten wir nochmal eine weitere Folge machen,

1:39:20

weil das jetzt ist ja nochmal ein ganz Teil, den haben wir ausgelassen, stimmt.

1:39:26

Weil du bist nicht nur Frau, du bist nicht nur Mutter, sondern du bist Woman

1:39:30

of Color in der Medizin und das ist halt nochmal eine ganz andere Dimension,

1:39:33

die wir hier einfach nicht unterbringen können, finde ich, noch so hinten dran.

1:39:37

Das finde ich ist nochmal, wird der Sache nicht gerecht.

1:39:41

Ja, das finde ich auch, weil das einfach auch so ein riesen Themenkomplex ist,

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der natürlich intersektional ist.

1:39:49

Also Frau sein, Mutter sein.

1:39:53

Person of Color sein in Deutschland, in einem Land, was eigentlich schon von

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jeher irgendwie so ein bisschen identitäre Probleme hat.

1:40:04

Du hast aber lieb ausgedrückt.

1:40:34

Und deshalb finde ich auch, dass dieses Thema einfach einen anderen Raum braucht

1:40:39

und mehr Raum braucht und deshalb,

1:40:41

weißt du, das ist einer der Gründe, warum ich so gerne mit dir spreche,

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weil es halt einfach, also glaube ich, warum wir auch schon so lange Freunde sind.

1:40:51

Ich finde, das steht einfach nicht im Vordergrund und ich finde,

1:40:55

das ist auch ein Thema, das so gehört, das eigentlich jetzt darf nicht im Vordergrund

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stehen, das ist halt einfach, es ist nicht mein unique identifier,

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dass ich zufällig eben auch noch Person of Color bin, sondern es gibt halt einfach

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so viel mehr, was man erzählen kann und so viel mehr, was man gemeinsam betrachten

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kann und das ist eben nur eins, einerseits eins von vielen, aber wenn man drüber spricht, dann direkt. Perfekt.

1:41:20

Und dann richtig im richtigen Rahmen. Ich finde, das wäre jetzt nochmal ein

1:41:23

schöner, oder nicht wäre, sondern das ist ein schöner Rausschmeißer,

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um hier sozusagen den Cliffhanger zum nächsten Mal zu haben.

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Und da klingelt es an der Tür. In dem Sinne, vielen Dank und bis zum nächsten Mal, oder?

1:41:35

Ja, bis zum nächsten Mal. Danke, Ingo.

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