Der Eindruck entsteht, dass die Familie von G. den vermeintlichen Retter schon vergessen hat, der Erfüllung ihrer Dankespflichten zumindest nur zögerlich und oberflächlich nachkommt. Dieser Verdacht wird am Ende der vorliegenden Passage bestätigt, wenn es heißt, dass die Marquise den russischen Offizier nach der Tat nicht persönlich aufgesucht habe und ihn nach Monaten „vergessen konnte“ (Heinrich von Kleist: Die Marquise von O. Hamburger Lesehefte Verlag: Husum 2018, S. 7). Der oberflächlichen Erinnerung an die vermeintlich verhinderte Vergewaltigung der Tochter stehen die durch ein Postamt überlieferten vermeintlich letzten Worte des Grafen diametral entgegen, drücken sie doch dessen tiefes Bedürfnis aus, etwas Ungenanntes im eigenen, durch eine feindliche Kugel auf dem Schlachtfeld herbeigeführten Tod wiedergutzumachen.
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