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Dimensionen - Zahlenspiele

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Released Wednesday, 12th October 2016
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Dienstag
11. Oktober 2016
19:05

Zahlenspiele
Über den manipulativen Umgang mit Statistiken
Gestaltung: Juliane Nagiller

Die Kriminalität steigt, Österreich wird immer gefährlicher und die Gewalt eskaliert, so titelten Österreichs Boulevardmedien in den vergangenen Monaten. Belegt werden solche Headlines gerne mit Statistiken. Sieht man sich beispielsweise die Kriminalitätsstatistik des Innenministeriums im Zehn-Jahres-Rückblick an, ist jedoch ein deutlicher Rückgang der Kriminalität erkennbar. Zahlen vermitteln den Anschein von Objektivität. Doch kann man Stichproben verzerren, Trends falsch hochrechnen, aus Daten Unzulässiges ableiten oder Statistiken falsch interpretieren. Wie elastisch sind Zahlen, wenn es um ihre politische Instrumentalisierung geht?

Die gefährlichste Stadt der Welt

Betrachtet man zum Beispiel, die gesamte Kriminalität einschließlich Diebstahl und Betrug, dann ist die gefährlichste Stadt der Welt die Vatikanstadt. Der Grund dafür liegt in der Definition der Kriminalitätsrate. Denn diese setzt die begangenen Taten in Verhältnis zur Einwohnerzahl, erklärt der Statistiker Gerd Bosbach.

Millionen Pilger und Touristen besuchen jedes Jahr den Vatikan. Jede Brieftasche und jede Handtasche, die ihnen gestohlen wird, wird als Kriminalitätsdelikt der Vatikanstadt zugerechnet. Wenn man die Delikte auf die knapp 500 Einwohner der Vatikanstadt umlegt, wird der Vatikan zur kriminellsten Stadt der Welt.

Relative und absolute Zahlen

Will man mit Zahlen tricksen, dann empfiehlt es sich – je nach Absicht – absolute oder relative Zahlen zu verwenden, sagt Gerd Bosbach, Statistikprofessor an der Hochschule Koblenz. Als Beispiel führt er die Sozialausgaben an.

Will man betonen, dass diese rasant ansteigen, dann nimmt man die absolute Zahl. Eine große Summe, die signalisiert: Hier gibt es Missbrauch und zu viele Sozialschmarotzer. Denn setzt man die Sozialausgaben in Bezug zum Wohlstand, gemessen als Bruttoinlandsprodukt (BIP), nimmt also die relative Zahl, dann zeigt sich ein anderes Bild. Die Sozialquote liegt in Deutschland konstant bei etwa 30 Prozent des BIP.

"Der Trick mit absoluten oder relative Zahlen lasse sich gut bei der Asylquote oder etwa bei den Zahlungen für den Euro-Rettungsschirm beobachten", sagt Gerd Bosbach, Statistikprofessor an der Hochschule Koblenz.

Lügen mit Graphiken

Graphiken haben ein hohes Ansehen, da sie Fakten angeblich objektiv darstellen. Doch auch bei graphischen Darstellungen lässt sich wunderbar tricksen. Beispielsweise indem man die y-Achse abschneidet. So wirken kleine Unterschiede plötzlich riesig groß. Es kommt immer auf die Perspektive an.

Steigt ein Wert etwa von 5,0 Prozent auf 5,7 Prozent im Zeitraum von 5 Jahren, dann zeigt die Kurve zwar nach oben, aber es sieht nicht allzu dramatisch aus. Anders wenn man die y-Achse erst bei 5,0Prozent beginnen lässt. Dann wird der Anstieg plötzlich beängstigend. Wird dann noch die Skala der x-Achse auseinander gezogen, wird aus einem kleinen Anstieg ein großer – zumindest visuell. Obwohl die Zahlen vielleicht noch dabeistehen, ist dann zumeist der visuelle Eindruck stärker, sagt der Mathematiker und Statistiker Erich Neuwirth.

Zahl und Bild passen nicht zusammen.

Die Aussagekraft von Meinungsumfragen

Gerade in Wahlkampfzeiten sind Meinungsumfragen beliebt. Mit ihrer Hilfe wird auf Titelseiten ein Kopf-an-Kopf-Rennen von Parteien und SpitzenkandidatInnen beschworen. Doch allzu oft sind diese Umfragen nicht wirklich aussagekräftig, gerade dann, wenn es knapp werden könnte.

Schwankungsbreiten werden zwar mittlerweile fast immer angegeben, sagt der Statistiker Erich Neuwirth. Anders beim zweitwichtigsten Kriterium von Meinungsumfragen, dem Anteil der validen Antworten.

"Wie viele der Befragten haben eine auswertbare Antwort gegeben? Dieser Wert werde selten angegeben, sei aber essentiell. Denn man weiß nicht, ob die, die nicht geantwortet haben, nicht in eine bestimmte Richtung eine Schlagseite haben", sagt der Statistiker Neuwirth.

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