Meine Meinung zählt, ich habe eine Meinung, ich werde das wohl noch sagen dürfen – das sind viele der Argumentssurrogate, mit denen Antworten gegeben werden.

Meine Erfahrung, meine Persönlichkeit, meine Identität – das sind Logikprothesen, die Behauptungen noch viel effektiver schützen als jedes Argument.

Du kannst mich nicht kritisieren, weil du nicht ich bist. Weil du nicht meine Erfahrungen, meinen Horizont teilst, meine Empfindungen nicht nachempfinden kannst.

Empathie ist eine zum Universalwerkzeug gewordene Krücke, mit der sich anscheinend alles reparieren lässt. Wobei auch hier immer die Frage unbeantwortet bleibt, wie wir mit unsere Vorstellung von den Empfindungen anderer über unsere Vorstellungen hinauskommen sollen. Empathie ist ja eher so etwas wie en Spiegelkabinett – man sieht viele bunte und täuschend echte Bilder, kommt aber nie zum Punkt.

Ich habe hier eigentlich noch zu optimistisch formuliert. Ich habe nur von Meinungen geredet. Wo man Meinungen für Meinungen hält, dort wäre die Welt ja noch in Ordnung.

Wo Meinungen zu Tatsachen umgedeutet werden, aus denen sich glasklar ergäbe, was denn zu tun wäre, dort sind wie wieder bei dem Problem gelandet, dass wir eine Antwort auf die Frage „Was ist richtig?“ brauchen.

Besonders schwierig wird es jetzt, weil wir nicht mehr nur eine Antwort brauchen.

Wir bräuchten erst mal eine Antwort darauf, ob die Meinung, also das, was wir glauben, richtig ist. Das wäre noch relativ einfach zu bewerkstelligen, sofern es sich dabei um Beschreibungen handelt.

Die zweite Antwort bräuchten wir darauf, ob unsere Vorstellung davon, was jetzt passieren soll, richtig ist

Um die geben zu können, bräuchten wir aber auch noch eine Antwort auf die Frage, ob unsere Vorstellung von einem Ergebnis, von dem Ziel, das wir erreichen wollen, richtig ist, also ob es richtig ist, das erreichen zu wollen.

Und die ist dummerweise kaum möglich, wenn wir nicht auch eine Antwort darauf haben, was für wen richtig ist ...