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"Das hat mich ziemlich angekotzt"

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Released Monday, 3rd June 2019
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Jana Schlosser war Punk in der DDR und prangerte den SED-Staat an. Inunserem Ostpodcast spricht sie über Protest, Anwerbeversuche der Stasiund ihre Zeit im Gefängnis.

Die DDR war ein Staat, in dem es viele Regeln und eine strengeÜberwachung gab. Trotzdem existierten Nischen und Subkulturen. Eine vonihnen waren die Punks. Jana Schlosser war eine der wenigen Frauen indieser Szene. In unserem Podcast "Wie war das im Osten?" erzählt sie,wie sie als Teenager in Halle zum Punk kam – und welchen Widerständensie sich damit aussetzte. Fremde Leute beschimpften sie, ihre Elternwarfen sie raus. Außerdem rückte sie schnell ins Visier der Staatsmacht.

Aber Schlosser wollte "nicht kuschen", wie sie sagt, sich den Protestund das Anderssein nicht verbieten lassen. Ihr war es wichtig, offenanzusprechen, "was sich sonst keiner getraut hat". Hätte sie allerdingsgewusst, was sie erwartet, sagt sie heute im Rückblick: "Weiß ich nicht,ob ich nicht weniger mutig gewesen wäre".

Als Punkerin hatte sie es auch mit ganz praktischen Problemen zu tun:Ihre Haare färbte sie mit Füllertinte. Ihr Outfit bastelte sie ausGardinen. Die Texte ihrer Band musste sie verstecken. Als Punk in derDDR musste man nicht nur mutig, sondern auch kreativ sein.

Schlosser ging nach Ost-Berlin und lebte dort in besetzten Häusern. Siegründete die Band "Namenlos". Weil sie es cool fanden, keinen Namen zuhaben. Und weil sie es der Stasi schwerer machen wollten. Punkmusik warfür sie der beste Weg, um ihre Wut "herausschreien zu können".

Die Lieder, die sie sang, schrieb sie meist selbst. Darin klagte sieschonungslos und offen die Stasi an, den Grenzschutz und andereMissstände der DDR. Die Lieder trugen Titel wie "MfS-Lied", "Nazis inOst-Berlin" oder "Lied über die Staatsgrenze". Manche avancierten zuKultsongs im Punkmilieu.

Die Staatsmacht indes hat sich das nicht gefallen lassen. "DieseElemente sind nicht mehr mit Samthandschuhen anzufassen", hieß es ineinem staatlichen Anti-Punker-Erlass von 1983. Die Szene solltezerschlagen werden. Sie wurde mit zahlreichen Spitzeln unterwandert.Auch Jana Schlosser hat die Stasi versucht anzuwerben, erfolglos.

Stattdessen wurde die komplette Band verhaftet und verurteilt. IhrVerteidiger war der spätere Ministerpräsident Lothar de Maizière. Eshalf wenig. Sie landete im berüchtigten Frauen-Gefängnis Hoheneck – mitSchwerverbrecherinnen in einer 16er-Zelle und vielen anderen Schikanen.Dreimal musste sie in den Arrest, einmal für 21 Tage. Noch heute leidetsie daran, "wie ich weggenommen worden bin vom Staat in derkraftvollsten Phase meines Lebens".

Dennoch sagt sie Rückblick auf ihre Punkzeit: "Mit meinen Kumpels warich total glücklich. Das war eine sehr erfüllte und glückliche Zeit."Trotz der Repressionen sei es "gut gewesen, Stärke zu zeigen".

Mal witzig, mal anrührend spricht Jana Schlosser in unserem Podcast überihr hartes Leben als Außenseiterin – und über die ungeschriebenenGesetze in der ostdeutschen Punkerszene. Sie lebt in Berlin und ist indem Stück Atlas des Kommunismus im Maxim-Gorki-Theater zu sehen.

Und: Sie singt. Hier die Inhaltsübersicht mit Minutenangaben:

- Begrüßung: Punk in der DDR- Rubrik: Was vermissen Sie an der DDR? (3:20)- Wer ist Jana Schlosser? (5:35)- Punkzeit in Halle: Wie man sich im Sozialismus ein Outfit bastelt(7:00)- Rubrik: Ost-Humor (44:20)- Punkzeit in Berlin: zwischen Repression und Freiheit (46:00)- Rubrik: Mach's yourself (1:16:55)- Rebellion durch Musik: Jana Schlossers Band "Namenlos" (1:18:20)- Jana Schlosser singt! (1:20:15)- Wie Polizei und Stasi gegen die Punks vorgingen (1:26:10)- Der Prozess, die Verhaftung und die Zeit im Gefängnis Hoheneck(1:34:45)- Rubrik: Poesiealbum (2:02:50)- Die Zeit nach dem Knast und nach der Wende (2:05:15)- Rubrik: Was ist das Beste an der Wiedervereinigung? (2:14:35)- Lied: Nazis in Ost-Berlin (2:16:45)

Wenn Sie Vorschläge oder Anregungen für den Podcast haben, schreiben Sieuns gern an [email protected].

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