Episode Transcript
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Hallo, wir sind Patrick und Jan und das ist 14 Minuten deine tägliche Portion Deutsch.
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Folge 156 "Schlechte Literatur". Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von 14 Minuten.
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Ich hoffe, dass es euch gut geht. Heute bin ich nicht allein, heute werde ich mich mit Jan unterhalten.
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Wir haben zusammen über das Thema "Schlechte Literatur" gesprochen. Ich spreche mit Jan darüber,
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was er schon für sehr schlechte Bücher gelesen hat. Also seid ihr bereit? Dann geht's jetzt los.
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Hallo, wie geht's? Hallo, Patrick. Guten Morgen. Mir geht es ganz ausgezeichnet und wie geht es dir?
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Mir geht es auch sehr gut. Danke, danke. Heute wollen wir ein wenig über Literatur sprechen,
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aber nicht über gute Literatur, nicht über super tolle Meisterwerke, sondern es soll um
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schlechte Literatur gehen, um Bücher, die du gelesen hast und die du nicht gut fandest, die du
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schrecklich gefunden hast. Genau, wo ich mich so richtig gequält habe beim Lesen. Genau, genau.
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Ja, steigen wir direkt ein. Was war ein Buch, eine Geschichte, die du gelesen hast,
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die so richtig schlimm war und warum? Oh, das kann ich ganz eindeutig sagen. Ich habe ein ganz
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konkretes Buch, was ich ganz furchtbar fand und da gibt es eine ganz lustige Geschichte zu. Dieses
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Buch musste ich nämlich im ersten Semester lesen. Also, wie ihr wisst, haben ja Patrick und ich
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Germanistik studiert und deswegen sind wir sowieso immer gezwungen Bücher zu lesen, die wir eigentlich
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nicht lesen wollen. Und im ersten Semester war es so, dass wir eine Dozentin hatten und die hat mit
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uns ein Literaturseminar gemacht und da sollten wir einen Roman lesen von einer Autorin, die sie
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sehr gelobt hat, wo sie gesagt hat, dass das ein richtig gutes Buch ist und wir sollten Kritiken
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dazu schreiben. Also, kurze Aufsätze, wo wir sagen, ob diese Bücher schlecht sind oder ob sie gut
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sind oder so und diese Meinung dann begründen. Und dann habe ich das gelesen und es war ein ganz,
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ganz furchtbares Buch. Also, es war, es kamen Witze in diesem Buch drin vor, die total unlustig
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gewesen sind und es gab Anlehnungen an das Absurdeteater und das war so, dass die Begründung
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für dieses Buch, warum es diesen absurden Humor in diesem Buch geben sollte, obwohl es in
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Wirklichkeit eigentlich ein schlechtes Buch war. Also, es war nicht absurd im künstlerischen Sinne,
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weil es an das Absurdeteater erinnerte, sondern es war einfach nur schlecht und langweilig und dann
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war es so, während ich dieses Buch gelesen habe, ist mir etwas aufgefallen. Es ging nämlich die
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ganze Zeit um Literaturwissenschaft in diesem Buch und das fand ich sehr seltsam. Also,
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da kam ein Professor Dr. Wichtig vor, also der hieß nicht Dr. Wichtig, das wäre ja zu nah dran,
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an dem Wort Wichtig, sondern er hieß Professor Dr. Wichtig und das sollte dann lustig sein. Ja,
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auf jeden Fall das Thema war Literaturwissenschaft und Wissenschaftsbetrieb an der Universität
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und später habe ich dann im Internet recherchiert und es war so, dass diese Professorin, die dieses
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Seminar mit uns gemacht hat, die hat selbst dieses Buch geschrieben und dieses Buch unter
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Pseudonym herausgebracht, um dieses Buch ihren Studierenden zu zeigen, damit wir alle dieses Buch
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kaufen und dieses Buch lesen. Anscheinend ist das Buch so schlecht angekommen und hat sich so schlecht
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verkauft, dass es für diese Schriftstellerin, diese Dozentin, wichtig gewesen ist, dass sie das
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alles unter Pseudonym schreibt, unter einem anderen Namen und es uns dann im Seminar anbietet. Ja,
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und es hat sich natürlich keiner getraut, eine negative Kritik über dieses Buch zu schreiben. Also,
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wir haben dann positive Sachen dazu gesagt und dieses Buch in den Himmel gelobt und gesagt,
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es ist ein großartiges Kunstwerk und so, weil wir ja alle eine gute Note haben wollten.
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Das war ein super schlechtes Buch, aber ja auch sehr, sehr zweifelhaft. Also, man könnte fast
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sagen Betrug. Also, auf jeden Fall ist es nicht sehr normal, dass eine Dozentin ihr eigenes Buch
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bewirbt oder die Studenten auffordert, das eigene Buch zu lesen, oder? Das ist schon sehr seltsam.
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Also, normalerweise ist es so, dass man Goethe in diesen Seminaren liest oder andere bekannte
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Schriftsteller und es ist eine sehr, sehr seltsame Sache, eine große Merkwürdigkeit, wenn man ein
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Buch liest, das nicht von Goethe ist oder einem anderen bekannten Schriftsteller, sondern wenn man
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plötzlich ein Buch in der Hand hält, das total schlecht ist und total sinnlos ist und man dann
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plötzlich merkt, die Dozentin hat das Buch geschrieben. Das war eine sehr seltsame Situation.
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Aber wie wusstet ihr denn, dass sie das geschrieben hat? Weil es wurde doch unter einem
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Zyduonym veröffentlicht. Also, wie habt ihr herausgefunden, dass das ihr Buch ist, dass sie das
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geschrieben hat? Ja, das war ganz einfach. Also, wir haben dieses Zyduonym eingegeben im Internet
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und dort wurde das aufgelöst auf der Seite ihres Verlages. Den Verlag hat sie natürlich auch
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selbst gegründet. Also, sie hat natürlich keinen Verlag gefunden, wird dieses Schundbuch, wird dieses
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Machwerk und hat dann ihren eigenen Verlag gegründet, der nach der Stadt benannt ist, in der sie wohnt.
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Und so sind wir dann sehr schnell darauf gekommen, dass sie dieses Buch geschrieben hatte.
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Es wäre jetzt vielleicht ein bisschen gemein, wenn wir sagen, wie das Buch heißt und die Person,
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das machen wir jetzt vielleicht nicht. Nee, es ist auch nicht wichtig, denn ihr sollt das Buch ja
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gerade nicht lesen, ja. Aber vielleicht können wir noch über ein anderes Buch sprechen,
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dass du vielleicht gelesen hast und das auch schlecht war, dass man aber vielleicht kennt.
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Also, vielleicht gibt es so ein Buch, was relativ bekannt ist in Deutschland und was viele lesen
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und vielleicht was auch viele gut finden, aber was du persönlich gar nicht gut fandest.
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Oh ja, also ich muss ganz dringend von dem
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Roman Rosenfest von Leander Scholz abraten. Was ist das für ein Roman? Ja, Leander Scholz,
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das klingt zuerst natürlich so stilvoll, aber der gute Mensch kann ja nichts für sein stilvollen
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Namen. Ja, das ist eine Roman über die RAF. Die RAF, das war so eine Terrorgruppe, die in den
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70er und 80er Jahren in Deutschland Terroranschläge verübt hat und Menschen umgebracht hat,
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ermordet hat. Ja, so eine linke, linkspolitische Terrorgruppe und dieser Autor Leander Scholz hat
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sich gedacht, dass man aus diesem düsteren Thema ja so eine Art Liebesroman machen könnte,
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nach Art eines Groschenromanes, wie man ihn in Bahnhofsläden kaufen kann. Kannst du vielleicht
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kurz erklären, was ein Groschenroman ist? Ein Groschenroman, das sind diese kleinen Hefte,
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die man am Kiosk kaufen kann oder in so kleinen Supermärkten oder so, diese ganz billigen Romane,
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wo dann vorne ein Foto drauf ist mit einer Frau mit großen Brüsten und irgendeinem Mann,
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der sie dann stürmisch umarmt und beide haben nackten Oberkörper, also die ganz, ganz billigen
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Romane. Und das hat er beides kombiniert. Also er hat diese sehr düstere RAF-Geschichte geschrieben,
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in der Art eines sehr zweifelhaften Liebesromans, Groschenromans und das sollte dann Kunst sein,
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diese beiden Gattungen zu kombinieren, aber es war keine Kunst. Es war keine Kunst. Okay,
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ja, weil ich kann mir theoretisch vorstellen, dass das auch gut sein könnte, so was zu machen.
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Ja, das kann man sich vorstellen, deswegen haben wir das ja auch gelesen, aber es war leider nicht
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gut. Es hatte auch was von einer Seifenoper im Fernsehen. Also eine Seifenoper, das ist so eine
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Serie im Fernsehen, die ungefähr eine halbe Stunde meistens dauert und wo es um Liebe geht und
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um Familienkonflikte und so und die über mehrere Jahre jeden Tag im Fernsehen läuft. Das nennt man
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Seifenoper und auch davon hat dieser Roman Rosenfest etwas. Es werden unterschiedliche
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Akteure, Personen genannt, die in Deutschland Ende der 60er Jahre oder in den 70er Jahren eine Rolle
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gespielt haben und es wird so getan, als ob die sich alle gekannt haben. Ja, also zum Beispiel gab es
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so einen Studenten Benno Ohnesorg, der Ende der 1960er Jahre mit 18 Jahren erschossen wurde,
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eine sehr tragische Geschichte und in den Romanen sitzt dann eine RAF-Thoristin Gudrun Enzlin
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und die ist dann ganz schockiert und sagt, Benno, Sie haben Benno getötet. Ja, wie in so einer
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Seifenoper im Fernsehen oder in so einem Groschenroman, wie man ihn am Kiosk kaufen kann und so. Und ich
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weiß, es klingt vielleicht interessant, wenn ich von diesem Roman erzähle, aber es ist nicht
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sehr interessant, diesen Roman zu lesen. Es ist ein unerträgliches Buch. Wann hast du das nur
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persönlich so gesehen oder was haben deine Kommilitoren, deine Mitstudenten gesagt? Haben
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die das auch schlecht gefunden? Ja, das ist interessant, dass du das gleich weißt, dass ich
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das auch während meines Literaturstudiums lesen musste. Das hatte ich eigentlich gar nicht erwähnt.
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Ich habe dieses Buch tatsächlich nicht freiwillig gelesen. Also auch dieses Buch mussten wir während
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des Literaturstudiums lesen. Die anderen haben sich positiv zu diesem Buch geäußert und meinten,
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es wäre ein ganz gutes Buch. Aber da ist es eben so, dass die sich dann nicht trauen zu sagen,
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dass ein Buch schlecht ist. Also wenn die Dozentin am Anfang fragt, wie fandet ihr eigentlich das
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Buch, das wir lesen sollten? Dann sagen fast alle immer, ihn hätte das Buch gefallen oder es war
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okay zumindest oder es war durchschnittlich und der einzige, der sich traut, was ein Buch zu
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verreißen oder ein Buch schlecht zu finden, das war eigentlich immer ich. Also ich habe dann immer
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ganz direkt gesagt, wenn ich etwas nicht mochte. Oder du bist einfach besonders kritisch? Nein,
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also wenn man sich Kritiken in der Zeitung zu diesem Buch durchgelesen hat, dann hat man festgestellt,
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dass die alle eigentlich fast durchweg sehr, sehr negativ gewesen sind. Na gut, aber normalerweise
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liest du gute Literatur, oder? Und das ist dann... Na ja, man weiß ja vorher nicht, was am Ende
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weil rauskommt, wenn man ein Buch lesen. Eigentlich ist es eher so, dass ich ein Buch immer zu Ende
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lesen möchte, wenn ich es angefangen habe und dass ich deswegen sehr viel schlechte Literatur
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auch immer lese, weil ich mir dann sage, ich habe das Buch jetzt ausgehalten, 100 Seiten,
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dann möchte ich das jetzt nicht ungelesen ins Regal zurückstellen und dann lese ich das
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Buch zu Ende und dann sind immer auch sehr viele schlechte Bücher mit dabei. Wenn du dir selbst
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Bücher aussuchst, dann liest du doch vorher schon, okay um was geht es, was sagen andere dazu und
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dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht so hoch, dass man etwas schlechtes auswählt und liest,
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oder? Wahrscheinlich hast du meistens die schlechten Sachen in der Uni gelesen, oder? Wo du
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nicht frei will, ich das auswählen konntest. Ja, das stimmt. Das stimmt. Also ich hätte mir diese
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Romane selbst nie gekauft, die ich da gerade erwähnt habe. Die mussten ja von außen aufgezwungen
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werden, also die Dozenten mussten sagen, dass ich das lesen muss für das Literaturstudium,
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damit ich die gelesen habe. Ja, also liebe Leute, lesen diesen Roman nicht. RF und kitschige Liebeszweige,
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das war keine gute Idee. Genau, wir hoffen, dass ihr schöne deutsche Literatur gefunden habt
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und lest. Genau und ich würde sagen, an der Stelle machen wir Schluss für heute. Vielen Dank,
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schönen Tag für dich. Ja, schönen Tag für dich Patrick und natürlich einen schönen Tag an unserer
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zahlreichen Zuhörer, die heute mit dabei gewesen sind. Und Zuschauer auf YouTube. Genau, vielen
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Dank. Macht's gut. Tschau tschau. Tschüss. Also das war's zur schlechten Literatur. Das Transkript
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dieser Folge findet ihr wie immer kostenlos auf www.14minuten.de. Ihr könnt diese Folge auch
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sehen. Ihr müsst dazu einfach auf YouTube gehen und dann könnt ihr diese Podcast-Episode auch
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